Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
Berufung zum Leben geworden war. Kein Ort, an dem sie beide hätten erkennen lassen dürfen, dass sie heimlich befreundet waren. Ro wayn hatte ihn angelächelt, als habe er das große Fechtturnier gewonnen. »Das Meer verbirgt alle Geheimnisse«, hatte er ihm zugeraunt. Talawain hatte nicht verstanden, was damit gemeint sein mochte. Isatami lag mehr als tausend Meilen vom Meer entfernt.
W er, wenn nicht er
Artax stand auf der Terrasse des Statthalterpalastes. Unter ihm breitete sich die verwüstete Stadt aus. Was er sah, ließ sein Herz bluten. Sein eigener Palast war nicht dramatisch vom Beben betroffen. Der Thronsaal war eingestürzt, ein Wohntrakt und ein Pferdestall. Es schien wohl keine Toten gegeben zu haben. Und so hatte er die Dienerschaft und alle Krieger, die den Angriff auf die Tempelgärten der Zapote unverwundet überstanden hatten, hinaus auf die Straßen geschickt, um zu helfen. Ashot war bei ihnen, er würde dafür sorgen, dass alles unter der Aufsicht eines kühlen Kopfes geschah.
Auf dem weiten Hof des Palastes unterhalb der Terrasse und in den intakten Gebäuden wurden Notquartiere vorbereitet. Seine Vorratskammern waren geöffnet worden. Sie mussten nun alle eng zusammenstehen. Er würde alles geben, was hier war, und er würde Vorräte aus Aram kommen lassen. Eigentlich wollte er unten in der Stadt sein. Es widerstrebte ihm, hier zu stehen und nichts zu tun, als nachzudenken. Aber wenn er über die zerstörte Stadt blickte, dann konnte er in die Zukunft sehen. Dies hier war nur der Anfang. Die eigentliche Katastrophe stand ihnen noch bevor. Und im Vergleich zu dem, was noch kommen würde, war die Zerstörung der Goldenen Stadt eine Kleinigkeit.
Das Klacken von Holz auf Stein riss Artax aus seinen düsteren Gedanken. Volodi kam auf die Terrasse, begleitet von seiner Zapotepriesterin. Der Söldner stützte sich schwer auf eine Krücke und war sehr blass. Aber er grinste breit, so wie er es immer getan hatte, ganz gleich, mit welchem Unglück das Schicksal ihn überschüttete. Mataan ging hinter den beiden. Auch er brauchte einen Stock, um gehen zu können. Er würde nie wieder als Krieger in die Schlacht ziehen. Das war der Preis, den er dafür gezahlt hatte, seinem Herrscher beim Kampf um den Steinhorst das Leben zu retten. Mataan hatte damit begonnen, einige Aufgaben des Hofmeisters Datames zu übernehmen. Er fluchte über die Berge von Tontafeln, die Tag für Tag immer höher wuchsen, und die kleingeistigen Schreiber und Höflinge, die aus einfachen Dingen einen undurchschaubaren Staatsakt machten. Er hatte ein neues Schlacht feld gefunden, und auch wenn er dort niemals so glänzen würde, wie Datames es getan hatte, so ging er die Sache doch mit Hingabe an, und was er machte, machte er gut und mit pedantischer Genauigkeit.
Artax sah Volodi lange an. Er würde den langhaarigen Drusnier vermissen. »Du wirst nicht länger an meinem Hof bleiben können«, begann er ohne Umschweife.
Das Lächeln auf Volodis Lippen erstarb. »Was ich mich nicht gut gemacht?«
»Du bist hier nicht länger sicher, mein Freund«, sagte Artax bitter. »Dunkle Wolken ziehen am Horizont auf. Mein Überfall auf die Zapote wird ein Nachspiel haben, und ich möchte nicht, dass du jenen unter die Augen kommst, die sich eigentlich meinen Kop f holen wollen.«
»Bin ich mich Hauptmann von Leibwache. Ist sich mein Zweck, zwischen dich und Leute zu stehen, die sich dich holen wollen deinen Kopf.«
Artax musste lächeln. »Du bist verwundet. Du hattest eine schwere Zeit …« Er betrachtete die Priesterin. Er konnte nicht begreifen, was die beiden zusammengebracht hatte, aber obwohl sie mit dem Opfermesser in der Hand über Volodi gestanden hatte, schien sie ihn zu lieben. »Mir scheint, es gibt nun noch jemand anderen, den du schützen musst. Ich fürchte, die Zapote werden in ihr eine Verräterin sehen. Auch sie ist hier nicht sicher.«
»Kann ich mich stellen vor zwei«, beharrte Volodi. »Habe ich mich breite Brust und starken Arm. Kann ich mich gut Schutz machen.«
»Das weiß ich. Und doch könnte der Augenblick kommen, wo du dich entscheiden musst und nur einem von uns helfen kannst. Ich möchte nicht, dass du jemals in deinem Leben in die Lage kommst, wählen zu müssen. Geh so weit fort von meinem Königshof wie möglich. Wenn bessere Zeiten kommen, dann werde ich nach dir schicken. Du weißt, an meiner Seite wird es immer einen Platz für dich geben.«
Volodi schüttelte fassungslos den Kopf. »Wenn sich
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