Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
das einen schwarzen, abgestorbenen Baum zeigte und das über einem Albenmark wehte, das all seinen Zauber verloren hatte. Geschichten über blutige Kämpfe mit seinen Nestbrüdern, über Verrat und Intrigen, das Sterben der Götter und darüber, wie seine ganze Welt zerbrach, weil er sich von seinem Zorn hatte leiten lassen.
    Doch heute sprach Firaz von einer Königin, und ihre Vision war so stark, dass sie Bilder vor seinem geistigen Auge entstehen ließ. Nachtatem sah eine kleine, zierliche Elfe, deren gelocktes Haar auf schneeweiße Schultern fiel. Sie bewegte sich inmitten einer prächtigen Hofgesellschaft. Die meisten Elfen, die sie umringten, waren größer und auch prächtiger gekleidet, doch diese kleine, zierliche Gestalt strahlte eine Macht aus, die Tand und Körperliches verblassen ließ. Sie war die Herrin dieses Hofes und noch viel mehr: Sie herrschte über Albenmark!
    Nachtatem wünschte, er würde ihren Namen kennen. Wer war sie, deren Lippen so rot wie Waldbeeren waren und in deren rehfarbenen Augen man zu versinken drohte? Er wünschte, die Vision wäre so intensiv, dass die Bilder von Lauten und Gerüchen begleitet würden, als sei er mitten unter jenen, die er nur in seinem Geiste sah. Unter Elfen, die womöglich erst in Jahrhunderten geboren werden würden. Fasziniert blickte er in die Augen der Herrscherin. Und erkannte tief auf ihrem Grund denselben Schmerz, den er so oft fühlte und den nur der zu empfinden vermochte, dem die Last einer Welt aufgebürdet war. So fremd sie einander waren, ihre Seelen waren verwandt, dessen war er sich ganz sicher. So nah …
    Das Bild verblasste, und es drängten sich die Gedanken an Nandalee in sein Bewusstsein. Gedanken, gegen die er schon den ganzen Tag ankämpfte. Er wusste, dass sie den geschützten Felsgarten verlassen hatte und im Bainne Tyr auf Pirsch ging. Sie genoss es, durch die weite Savanne zu streifen, die riesigen Herden bei der Wanderschaft zu beobachten und das freie, ungebundene Leben einer Jägerin zu führen.
    Nachtatem sehnte sich nach dem Geschmack frischen, warmen Blutes. Auch er war ein Jäger, doch die Last, der Erstgeschlüpfte zu sein, hatte dieses Vergnügen ein seltenes Gut werden lassen. Seine Nestbrüder frönten weit öfter ihren Begierden.
    Nachtatems Schweif peitschte ins Wasser. Ein ärgerliches Schnau ben entwich seinen Nüstern und ließ die nächststehenden Gazala in ihrem Murmeln verstummen. Aus der Trance gerissen, blickten sie ängstlich mit ihren blinden Augen zu ihm auf. Hin und wieder, wenn die Lust auf Blut und lebendes Fleisch zu übermächtig wurde, hatte er sich dazu hinreißen lassen, eine von ihnen zu schlagen. Sie waren kaum mehr als ein Happen. Nicht genug, um sein Verlangen wirklich zu stillen.
    Er musste beherrschter sein, ermahnte er sich stumm, und versuchte das Bild Nandalees aus seinen Gedanken zu bannen. Sein Nestbruder, der Goldene, hatte sie in Gestalt Gonvalons genommen und vielleicht ein Kind mit ihr gezeugt. Nicht aus Lust, sondern um seinen abtrünnigen Fechtmeister zu bestrafen. Nandalee wusste nicht einmal von dieser Intrige. Manchmal waren es die Dinge, die man nicht wusste, die einen frei sein ließen. Er blickte über das weite Gewölbe, über die unablässig murmelnden Seherinnen, die ihm halfen, nach der besten Zukunft für seine Welt zu suchen. Vielleicht hatte er den falschen Weg beschritten. War es nicht gerade die Ungewissheit über die Zukunft, die ein Leben lebenswert machte? All das, was die Gazala ihm geflüstert hatten, hatte ihn nicht glücklicher gemacht. Im Gegenteil, mit jedem Jahr kämpfte er verbissener. Er hatte sich seinen Nestbrüdern entfremdet, und er beneidete eine junge Elfe, die frei als Jägerin durch die Savanne streifte und in der Nacht in den Armen ihres Geliebten liegen würde.
    Die Himmelsschlange atmete tief ein. Er spürte, wie sich seine Lungen aufblähten, sich sein Rücken hob und das Feuer in ihm an Hitze gewann. Ließ er es frei, würden die Ketten zerschmelzen, die er sich selbst auferlegt hatte.
    Ein langes Ausatmen, in dem er das Feuer freiließ, und auch er wäre befreit von dem endlosen Raunen über die Schrecken, die seine Welt erwarteten. Eine Welt, in der es für die Drachen keine Zukunft zu geben schien. Nein, so durfte er nicht denken! Er war der Erstgeschlüpfte! Von Geburt an dazu bestimmt, die Himmelsschlangen zu führen. Er würde kämpfen. Er war ein Drache! Wenn sie aus dieser Welt verschwinden sollten, dann würde dies nicht leise

Weitere Kostenlose Bücher