Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
Die haben mich in den Dienst gezwungen!«
Fedor starrte Volodi mit offenem Mund an. Der Junge hatte noch nicht einmal sein Schwert gezogen.
»Schafft die Männer unter den Torbogen«, befahl Volodi barsch. »Schnell!« Mit diesen Worten packte er den Alten, zerrte ihn ins Trockene und schlug ihm noch einmal vor den Kopf, damit er nicht vor der Zeit wieder zu sich kam.
»Was ist da unten los?« Ein Kopf erschien zwischen den Zinnen des Torturms. Es war zu dunkel, um im prasselnden Regen mehr als huschende Schatten zu erkennen. Der Kampf hatte kaum zehn Herzschläge gedauert und war fast lautlos gewesen. Fast … Volodi fluchte stumm. An die Turmbesatzung hatte er nicht gedacht, als er den Plan zum Überfall ausgeheckt hatte.
»Die haben sich diesen Volodi geschnappt und prügeln ihm die Scheiße aus dem Leib. Willst du runterkommen und mitmachen?«, rief der drusnische Torwächter geistesgegenwärtig.
»Du meinst, ich soll meinen Posten verlassen, wo der Alte dane bensteht? Im Leben nicht, Schenja! Da wär ich ja gleich der Nächste, dem das Fell gegerbt wird.« Mit diesen Worten verschwand der Wachtposten hinter den Zinnen.
»Danke«, flüsterte Volodi und schaffte den zweiten Leibwächter unter den Torbogen außer Sicht.
Schenja packte seinen bewusstlosen Gefährten und brachte ihn ebenfalls unter das Tor. »Ihr müsst mich mitnehmen. Hier kann ich nicht mehr bleiben.«
»Willkommen in Fedors Heer.« Volodi drückte ihm die Hand und warf dem Jungen, der noch immer vor Entsetzen gelähmt war, einen spöttischen Blick zu. »Das ist anders als in den Heldensagen, wenn man plötzlich selbst Blut an den Händen hat.«
»Du … du hast vier Männer getötet.«
Volodi schüttelte den Kopf. »Nein, tot sind nur zwei.« Er stieß mit dem Fuß nach dem bewusstlosen Festungskommandanten. »Den hier nehmen wir mit. Für den werden wir ein hübsches Lösegeld bekommen. Und wenn nicht, können wir ihn ja immer noch an irgendeine Eiche hängen. Er mag das Hängen, hatte ich den Eindruck.«
Die Reiter kamen den Hügel hinabgeprescht. In der beginnenden Nacht waren sie mit ihren weiten Umhängen nicht mehr als fliegende Schatten.
»Es klappt!«, jubilierte Fedor. »Es klappt.«
»Man verteilt das Fell des Bären erst, wenn man ihn erlegt hat«, murmelte Volodi. Er blickte durch das Tor ins Lager. Das Wetter war auf ihrer Seite. Bei dem strömenden Regen hatte jeder, den sein Dienst nicht ins Freie zwang, Zuflucht in den Baracken gesucht. Auch hielt er die Wachfeuer klein und sorgte dafür, dass kaum ein Licht in der Dunkelheit flackerte.
Die Reiter erreichten das Tor. Sie hatten ihre Pferde gezügelt. Radik, der den Trupp anführte, winkte frech den Wachen oben auf dem Torturm zu. Dann führte er seinen Trupp im Schritt in die Festung hinein.
Der Wagen vom Hügel näherte sich ebenfalls dem Tor. Auf dem verschlammten Weg kam er nur quälend langsam voran. Volodi hob den Schild eines der toten Leibwächter auf und schob seinen Arm durch die Lederschlaufen. Dann zog er sein Schwert aus dem Toten.
Von den Pferchen hinter dem Tor war unruhiges Muhen zu hören. Radik und seine Männer hatten mit ihrer Arbeit begonnen.
Volodi schlug das schützende Horn. Gleich würde der Tanz losgehen. »Nimm dir den anderen Schild, Fedor«, flüsterte er. Nervös blickte er zu dem Karren. Es sah aus, als hätte er sich festgefahren. Die beiden Kutscher waren vom Bock gesprungen und machten sich an den großen Rädern zu schaffen. »Wenn es nicht so läuft wie geplant, werden wir vielleicht das Tor halten müssen, damit die anderen entkommen können.«
Fedor nahm sich den zweiten Schild und stellte sich an Volodis Seite. Er konnte den Jungen schwer atmen hören. Der Drusnier wusste nur zu gut, wie schwer es war, vor der Schlacht die Angst niederzuringen. In der Festung lagen über fünfhundert Krieger. Wenn Alarm gegeben wurde, dann gab es für die Männer in Fedors Heer, das gerade einmal dreiundzwanzig Köpfe zählte, keine Hoffnung, lebend zu entkommen.
»He, was macht ihr da unten?«, rief eine raue Stimme vom Wachturm.
Von den Pferchen kam keine Antwort. Volodi konnte nur hu schende Schatten sehen. Dann plötzlich lief ein Rind an ihm vorbei.
Oben auf dem Turm erklang ein Horn. Volodi drehte sich nach dem Karren um. Er steckte noch immer fest. Wenn sie ihn nicht bewegt bekamen, waren sie alle tot! »Fedor, Schenja, helft, den Wagen wieder flottzumachen. Ich geh rein, ein wenig Unruhe stiften.«
Mehr und mehr Rinder trotteten
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