Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
hätte das verhindern müssen!
»Hier in diesem Zelt steht der Mann, der das Gift zu Iwar trug. Und neben ihm steht der Unsterbliche, der ihn damit beauftragte.«
Totenstille herrschte im Zelt. Die Herrscher Daias und die wenigen Auserwählten, die sie begleitet hatten, sahen einander misstrauisch an. Volodi hatte keinen Zweifel, wer die Mörder waren. Aber ebenso wenig hatte er Beweise. Er musste sich damit begnügen, anklagend in Ansurs Richtung zu sehen.
»Ich werde keine Fehde mit Iwars Mördern beginnen, doch sollen die beiden nicht glauben, dass ich ihnen vergeben hätte.« Jetzt sah auch der Große Bär zu Ansur und Arcumenna. »Es ist die Vernunft, die mich zwingt, auf das zu verzichten, was mein Herz mir gebietet. Der Unsterbliche Aaron hat recht. In dieser Stunde müssen wir zusammenstehen, denn wir alle wurden auf Nangog angegriffen, und dass eine Daimonin in Selinunt gesehen wurde, kann nur bedeuten, dass für unsere Feinde der Krieg noch nicht vorüber ist.«
Volodi hörte ihnen nicht mehr zu. Das alles ging ihn nichts mehr an. Er war nur deshalb an den Hof des Unsterblichen ge kommen, weil es ein guter Platz zum Überwintern gewesen war. Obwohl er Iwar nie gemocht hatte, war er traurig über das Ende seines Herrschers. Er hatte es nicht verdient, auf diese Art zu sterben. Sein Tod war so bedeutungslos, dass es nicht einmal eine Fehde geben würde. Selbst der kleinste Fürst Drusnas durfte darauf rechnen, dass er von seiner Familie gerächt wurde, wenn er auf diese Art verreckte. Iwar hatte keine Familie. Die Kin der, die seine Geliebten gebaren, hatte er eigenhändig umge bracht. Er hatte es ganz gewiss verdient, ein schlimmes Ende zu nehmen …
Volodi drückte dem Herrscher die Augenlider zu und tupfte ihm mit dessen Umhang das Blut vom Gesicht. Dann deckte er ihn mit dem Umhang zu und blickte auf. Sie redeten noch immer. Keiner achtete mehr auf Iwar.
Das war nicht in Ordnung! Iwar war ein Mistkerl gewesen, und Volodi hatte es gehasst, ihm dienen zu müssen. Aber er hatte ihm als Hauptmann der Leibwache die Treue geschworen. Das wog schwerer als Sympathie. Es wäre seine Aufgabe gewesen, dies hier zu verhindern. Darin hatte er versagt. Aber er konnte ihn zumindest rächen. Er blickte zu Ansur auf. Der Unsterbliche trug nicht die Rüstung, die die Götter ihm geschenkt hatten. Volodi dachte an das Ende Muwattas. Unsterblich waren sie keineswegs, diese großen Herrscher. Sie waren keine Götter. Alles, was man brauchte, waren ein gutes Schwert und Entschlossenheit. An beidem mangelte es ihm nicht.
Er stand auf.
Das wirst du lassen! , ertönte eine machtvolle Stimme in seinen Gedanken. Wir werden ihn irgendwann rächen, wie es sich gehört, doch hier ist nicht der Ort und nicht die Stunde, es zu tun.
Volodi ließ die Hand sinken, die nach dem Schwert hatte greifen wollen.
»So geht es nicht«, warf der Große Bär nun in die Runde. »Wir brauchen einen siebten Unsterblichen, um die Abstimmung entscheiden zu können. So wie meine Schwester Išta noch in der Stunde von Muwattas Tod den größten Krieger Luwiens zu dessen Nachfolger berief, will auch ich es halten. Volodi von Drei Eichen, du sollst von nun an die Geschicke Drusnas lenken. Das Volk sieht zu dir auf. Dein Name ist seit diesem Winter in aller Munde. Du wirst Drusnas Schicksal wenden.«
Volodi sah den Bären fassungslos an.
Mach den Mund zu, verdammt. Das sieht nicht gut aus. Und glaube ja nicht, dass du mit mir über diese Entscheidung verhandeln könntest!
»Nun wird dein Wort den Ausschlag geben, was am morgigen Tag geschieht.« Aaron hatte sich direkt an ihn gewandt. In seinen Augen las Volodi, wie glücklich er über die Entscheidung des Großen Bären war.
»Äh, was …« Nun sahen ihn alle an. Und er hatte nicht zugehört. Er wusste nicht einmal, worüber sie abstimmten.
Der Unsterbliche Aaron hat einen recht vernünftigen Vorschlag gemacht, wie das morgige Fest verlaufen soll. Ansur ist dagegen, weil es seine Pläne für die feierliche Einweihung von Selinunt durcheinanderbringt. Dieses Früchtchen von Zapote benutzt sein Hirn nicht und stimmt mit Ansur, weil er seit dem kleinen Zwischenfall in der Tempelstadt auf Aarons Verderben sinnt. Er hat übrigens die Hoffnung nicht aufgegeben, dich doch noch irgendwann der Gefiederten Schlange zu opfern. Dieses tätowierte Ungeheuer, der Unsterbliche von den Schwimmenden Inseln, stimmt mit den Zapote, weil sie Verbündete sind. Madyas, der Unsterbliche von Ischkuza, unterstützt
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