Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
Aaron nur deshalb, weil er lieber in Zelten als in festen Häusern Feste feiert. Einzig Labarna geht es um die Sache. Er unterstützt Aaron, weil er findet, dass es der richtige Weg ist. Deine Stimme wird nun den Ausschlag geben, Volodi. Ist es nicht erstaunlich, wie wenig Vernunft bei der ersten Entscheidung, die ihr sieben Herrscher gemeinsam trefft, eine Rolle spielt?
Volodi blickte zu dem arroganten Herrscher Valesias. Er hatte Drusna gedemütigt und Iwar ermordet. Jetzt hatte er Gelegenheit, ein wenig Rache für Iwar und Drusna zu nehmen. »Ich, ähm …« Er hatte keine Schwierigkeiten, vor einem ganzen Heer von Halsabscheidern zu sprechen und ihnen mit lauter Stimme Befehle für die Schlacht zuzurufen. Aber das hier war anders. Vor den Unsterblichen und den Göttern zu sprechen … Er wünschte sich, er hätte einen Schluck Wein, um seine Kehle anzufeuchten. Wie sie ihn alle ansahen … Verdammt! Er musste das hinter sich bringen.
»Also ich stimme im Namen Drusnas mit dem Unsterblichen Aaron, denn seine Gründe sind von Gewicht.« Er hatte zwar nicht zugehört, was Aaron vorgeschlagen hatte, aber wie es schien, spielten gute Argumente und Vernunft ohnehin nur eine unterge ordnete Rolle, wenn über das Schicksal der Welt entschieden wurde. Und wenn er ganz ehrlich war, dachte auch er gerade mehr an Quetzalli als an die Zukunft Daias. Wie sie es wohl aufnehmen würde? Er grinste. Jedenfalls würde sie nie wieder in einem drusnischen Winter frieren. Nicht im Palast eines Unsterblichen!
D er Abschied einer Prinzessin
Die Mutter der Mütter hatte ihr einen Baldriantrunk angeboten, damit sie in ihrer letzten Nacht besser in den Schlaf fand.
Kara war zu nett, um dieses Kloster führen zu können. Shaya machte sich Sorgen um das weitere Schicksal der jungen Priesterin. Die alte Tabitha war ganz sicher besser geeignet gewesen, um die Hinrichtung von Prinzessinnen zu vollstrecken. Hoffentlich beschritt der Unsterbliche Labarna neue Wege. Sie hatte bei ihrem Gespräch das Gefühl gehabt, dass das Ritual der Himmlischen Hochzeit auch ihm nicht gefiel. Doch vom Hof ihres Vaters wusste sie, dass es zum Fundament von Herrschaft gehörte, an alten Traditionen festzuhalten.
Shaya lächelte über sich selbst. Da saß sie nun auf ihrem Bett, gefesselt mit einer schweren goldenen Kette, deren Manschette ihr den Winter über das Fußgelenk blutig gescheuert hatte, und machte sich Sorgen um das weitere Schicksal ihrer Kerkermeisterin.
Ein scharrendes Geräusch ließ sie aufblicken. Von außen wurde der Fensterladen geöffnet, und eine schlanke Gestalt schlüpfte leise in ihr Zimmer. Nur die kleine Flamme einer Öllampe erhellte den Raum. Aber ihre Augen waren an das schwache Licht gewöhnt. Ganz deutlich sah sie den nächtlichen Besucher. Es war ein junger Mann mit schulterlangem, blondem Haar. Er trug sein Schwert auf den Rücken geschnallt, so wie es die Piraten, die Aaron zu seiner Leibwache gemacht hatte, gerne taten.
Aaron … Er hatte sie also nicht vergessen. Aber sie konnte nicht mit diesem Fremden gehen. Ihre Flucht würde Aaron vernichten. Für sie beide gab es keine Hoffnung. Ihr Schicksal war es, morgen mit durchschnittener Kehle zu sterben und auf einem Scheiterhaufen verbrannt zu werden. Und doch tat es gut, diesen Krieger zu sehen. Sie hatte sich in Aaron geirrt, gegen jede Vernunft hatte er sie niemals aufgegeben. Nun wäre sie es, die vernünftig sein müsste.
»Prinzessin Shaya?«, flüsterte der Eindringling. »Bitte erschreckt nicht, ich bin ein Freund Aarons. Ihr seid nicht in Gefahr. Ich bin hier, um Euch zu retten.«
»Ich bin wach. Ich sehe dich, und mein Leben währt zu kurz, um noch vor irgendetwas Angst zu haben. Ich freue mich, dass du gekommen bist, und doch werde ich nicht mit dir gehen. Sag Aaron, dass ich ihn liebe. Und weil es so ist, habe ich keine andere Wahl, als hierzubleiben.« Sie senkte den Kopf. Ihre letzten Worte hallten in ihr nach. Nein, das sollte nicht das Letzte sein, was Aaron von ihr hörte. Sie reckte stolz das Kinn vor. »Vergiss das … Sag ihm bitte nur, dass ich ihn liebe.«
Der Fremde sah sie eigenartig an, und obwohl er noch ein bartloser Jüngling war, wirkten seine Augen in diesem Moment so, als hätten sie schon alle Schrecken und Wunder dieser Welt gesehen. »Ich verstehe jetzt, warum er Euch liebt. Und lasst nicht alle Hoffnung fahren. Ich werde Euch retten, Prinzessin, denn ich bin nicht, was ich zu sein scheine.«
Sie stellte den Docht der Öllampe
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