Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
entgegen und sprach offensichtlich ein paar feierliche Worte. Dann fuhr das Messer hinab. Mit einem Schnitt durchtrennte es die Kehle der Prinzessin. Blut spritzte auf und durchtränkte das weiße Kleid.
    Shaya rannen heiße Tränen über die Wangen. Unfähig den Blick abzuwenden sah sie zu, wie sie starb. Schluchzen schüttelte sie.
    Das Blut perlte durch eine Rinne und troff in einen goldenen Kessel, der am unteren Ende des Altars stand. Noch immer hielten die Krieger den Elfen fest. Nie wieder würde sie das Wort Daimon benutzen, schwor sich Shaya. Daimonen waren Ungeheuer der Nacht. Seelenlose Geschöpfe, allein fähig, Böses zu tun. Doch dort unten hatte eine Lichtgestalt ihr Leben für sie gegeben, allein für die Hoffnung, dass die Welt ein besserer Ort sein würde, wenn sie noch nicht starb.
    »Danke, Datames«, flüsterte sie und wurde sich bewusst, dass sie nicht einmal seinen richtigen Namen gekannt hatte. »Du hattest eine große Seele.«
    Ein weißes Seidentuch wurde über das Gesicht des Toten gelegt. Die Priesterinnen hoben den Leichnam vom Altar und trugen ihn zum Scheiterhaufen.
    Der Išta-Priester trat mit einer brennenden Fackel neben den Scheiterhaufen. Kara kam, redete auf ihn ein und nahm ihm schließlich, sichtlich gegen seinen Willen, die Fackel ab. Eine junge Priesterin kam vom Tempel herbeigelaufen. Auf den Armen trug sie ein Brett, das mit Leintüchern abgedeckt war. Shaya erkannte es sofort. Es musste sich um die Tontafeln handeln, auf denen Kara gestern niedergeschrieben hatte, was sie ihr über die Heilkräfte der Allwurzel erzählt hatte.
    Vorsichtig bettete die Mutter der Mütter die Tafeln auf die Brust des Leichnams. Sie würden im Totenfeuer gebrannt werden. Wieder ertönte der laute Gong. Kara hielt die Fackel an das ölgetränkte Holz, und bald schon hüllten Flammen den Leichnam ein. Der Wind ließ das Feuer tanzen und riss glühende Funken hoch in die Luft hinauf.
    Shaya hatte aufgehört zu weinen. Frieden war über sie gekommen und das Gefühl einer nie gekannten Freiheit. Sie schuldete niemandem in dieser Welt mehr etwas, konnte zum ersten Mal in ihrem Leben tun, was sie wollte.
    Die Gruppe der Opferzeugen begann sich aufzulösen. Als Erster ging der Išta-Priester. Nur Kara blieb bis weit in den Nachmittag. Zuletzt holte sie die Tontafeln mit zwei Stöcken aus der Glut und legte sie zum Auskühlen auf den Altar. Shaya wartete bis zur Abenddämmerung und sah zu, bis schließlich auch die letzte Glut des Scheiterhaufens verloschen war. Dann verließ sie ihr Versteck und schritt über den Bergkamm hinweg in ihr neues Leben.

D er letzte Krieg
    Langsam breitete sich in der Menschenmenge vor der Halle der Unsterblichen Unruhe aus. Das Wispern von Tausenden Stimmen wurde immer lauter. Manche von ihnen hatten schon Stunden auf dem Platz ausgeharrt, so wie Gonvalon. Immer wieder gab es kurze Regenschauer. Die Sonne hatte sich an diesem Tag noch gar nicht gezeigt.
    Heute hatte der Elf sich nicht in die Stadt schleichen müssen. Er trug eine weiße Tunika, dazu rote Sandalen, und hatte den Umhang, den ihm der Dunkle gegeben hatte, um die Schultern geschlungen. Sein Haar machte ihm Sorgen. Er hatte es am Morgen schwarz gefärbt. Der Regen würde bald das Färbemittel ausspülen und die Schultern der Tunika und den Umhang damit durchtränken. Irgendwann würde sich in der kalten Nässe auch der falsche Bart lösen, der an seinen Wangen haftete. Niemand, der ihn gestern gesehen hatte, würde ihn heute noch wiedererkennen. Aber wenn der Regen sein zerstörerisches Werk noch länger fortsetzte, würde bald offenbar werden, dass etwas mit ihm nicht stimmte.
    »Bald wirst du die Götter sehen«, versuchte eine junge Mutter neben ihm ihre quengelnde Tochter zu beruhigen. Das blondhaarige Mädchen war höchsten sieben und jammerte, dass es nicht mehr stehen könne.
    »Nur wenige Menschen sehen jemals einen leibhaftigen Gott. Das bringt Glück! Ein guter Stern wird über deinem Leben stehen und dir ein zufriedenes Leben bescheren.«
    Gonvalon blickte zum Himmel. Dichte, bleigraue Wolken zogen über das Tal. Die Sonne war nicht zu sehen. Es war schon jetzt so dunkel wie zur Dämmerung. Der Elf stellte sich vor, wie ungeduldig die Himmelsschlangen nun auf sein Zeichen warteten.
    Plötzlich erschien eine Gruppe von Kriegern zwischen den Säulen der Festhalle. Sie setzten silberne Fanfaren an die Lippen und schmetterten einen Gruß, der jedes Gespräch auf dem weiten Platz verstummen ließ.
    Ansur

Weitere Kostenlose Bücher