Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
trat zwischen den Kriegern hervor und stieg einige der Stufen des Prachtbaus hinab.
    Gonvalon drängte sich nach vorne. Er wollte keines der Worte des Menschensohns überhören. Der Elf ignorierte die Ellbogenstöße und Flüche der Männer und Frauen, an denen er sich vorüberschob. Schließlich war er keine fünf Schritt mehr von Ansur entfernt, als dieser die Arme ausweitete und zu sprechen begann. »Bürger von Valesia!« Die Stimme des Menschensohns war kraftvoll. Schon den ersten Worten merkte Gonvalon an, dass der Herrscher ein geübter Redner mit wohlausgebildeter Stimme war.
    »Götter sind unter Euch!« Ansur machte eine Pause und genoss sichtlich das Raunen in der Menschenmenge.
    »Schon in der Nacht haben sich die Unsterblichen und die Himmlischen in der Halle, auf die ihr blickt, versammelt. Wie ihr wisst, waren es die Daimonen Albenmarks, die all das Unglück über Nangog brachten und auch uns einen Hungerwinter bescherten.« Er blickte auf die Menge hinab. »Ich sehe eure ausgezehrten Gesichter, ich sehe eure hohläugigen Kinder. Ich weiß, wie sehr ihr gelitten habt.«
    Etwas war anders als gestern, dachte Gonvalon. Freilich hatte er Ansur gestern nicht sprechen hören, aber diese warme, freundliche Stimme wollte so gar nicht zu den hasserfüllten Blicken vom Vortag passen. Auch schienen ihm die Gesichtszüge leicht verändert. Doch da war das auffällige Muttermal über der Oberlippe.
    »Wir werden einen Krieg gegen die Daimonen führen!«, rief er. »Wir werden sie aus Nangog vertreiben! Und dann werden wir mit dem Schwert in der Hand in ihre Welt treten.« Seine Stimme überschlug sich jetzt. Immer leidenschaftlicher wurden die Gesten, die seine Worte begleiteten. »Wir werden auch sie spüren lassen, was es heißt zu darben. Auch sie sollen wissen, wie es ist, ein Kind in den Schlaf zu wiegen, dem der Bauch vor Hunger schmerzt. Und wenn wir sie zur letzten Schlacht stellen, dann werden wir keine Gnade kennen. Sie waren es, die den Krieg begonnen haben. Wir sind Kinder des Friedens. Aber sie haben unseren Zorn erweckt, und wenn wir etwas beginnen, dann bringen wir es auch zu Ende. Wir werden es sein, die diesen Krieg beenden. Und enden wird er erst, wenn wir auf dem letzten Schlachtfeld über den letzten Leichnam des letzten Daimons hinweggeschritten sind.«
    Lautes Jubelgeschrei erhob sich. Die Menge drängte nach vorn, und nur mit Mühe konnten die Wachen am Fuß der Treppe die begeisterten Valesier zurückhalten. Ansur stieg noch ein paar Stufen weiter hinab. Er winkte seinen Untertanen zu. Gonvalon konnte ihn jetzt ganz deutlich sehen. Das Muttermal … Er musste näher an ihn heran! Er drängte sich in der Menge weiter nach vorne. »Heil dir, Ansur Daimonenschlächter«, rief er aus Leibeskräften und winkte, damit der Herrscher auf ihn aufmerksam wurde. »Räche unsere toten Kinder!«
    Ansur blickte auf ihn herab. Und in diesem Augenblick sah Gonvalon es ganz deutlich. Das Muttermal wölbte sich nicht. Es war nur aufgemalt. Ein Schausteller war gekommen, um für das Volk den Herrscher zu spielen!
    Ansur wandte sich um, stieg ein Stück die breite Marmortreppe hinan und winkte den Fanfarenbläsern. Schneidig hoben sie ihre Instrumente an die Lippen und ließen ein weiteres Mal einen Tusch erklingen.
    Das Lärmen auf dem Platz verstummte. »Es ist der Letzte aller Kriege, über den Götter und Herrscher beraten, und noch sind wir uns nicht einig, wie wir die Daimonen bezwingen werden. Die Beratungen werden noch bis zur Abendstunde andauern. Dann aber werden die Unsterblichen und die Götter Hand in Hand auf diesen Stufen hier stehen und ihr, meine Valesier, ihr werdet die ersten Zeugen dieses neuen Bündnisses sein. Geduldet euch noch einige Stunden. Dies ist ein Tag, von dem noch in hundert mal hundert Jahren gesprochen werden wird. Und ihr werdet irgendwann euren Enkelkindern voller Stolz erzählen: Ich war dabei, als der Kriegsrat der Götter und Unsterblichen entschieden hat, wie die Feinde der Menschheit ausgelöscht werden sollen!«
    Lauter Jubel brandete auf, als der falsche Ansur sich nach diesen Worten abwandte, die Treppe hinaufstieg und zwischen den Säulen verschwand.
    Auch Gonvalon zog sich zurück. Die Worte hatten ihn aufgewühlt. Selbst wenn es nicht Ansur war, der dort oben gestanden hatte, zweifelte er nicht daran, dass der Redner ausgesprochen hatte, was der Unsterbliche dachte. Dieser Krieg durfte nicht beginnen!
    Als der Dunkle ihm vom Plan der Himmelsschlangen berichtet

Weitere Kostenlose Bücher