Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
hatte, die Devanthar und Unsterblichen alle in einem Augenblick zu vernichten, hatte er das für gut befunden. Es schien das einzig Richtige zu sein. Doch heute würde dies nicht gelingen. Gonvalon war sich sicher, dass die Götter und Herrscher nicht in dieser Halle über den Krieg beratschlagten. Sie hatten sich an einen anderen, geheimen Ort zurückgezogen. Er musste den Himmelsschlangen das Zeichen geben, nicht anzugreifen!
    Er sah sich um und ging dann nach Norden. Die Masse der Menschen drängte in die entgegengesetzte Richtung zu den Zelten, wo jeder kostenlos Speis und Trank erhielt.
    Den Umhang auf einem der Dächer auszubreiten, wie es der Dunkle vorgeschlagen hatte, würde nicht gelingen. Überall standen Krieger. Es war unmöglich, unbemerkt von ihnen auf eins der Dächer zu gelangen. Aber er hatte am Morgen einen kleinen Platz nahe einer Säulenhalle, ein Stück den Hang hinauf, gesehen. Dort würde er das Zeichen geben, dass die Himmelsschlangen nicht angreifen sollten.
    Der Dunkle würde enttäuscht sein. Er war sich so sicher gewesen, dass sie die Devanthar heute vernichten würden. Er hatte Gonvalon mehrfach eingeschärft, dass als Signal für den Angriff das blaue Innenfutter des Umhangs nach oben zum Himmel weisen musste. Sollte es keinen Angriff geben, war der Mantel so hinzulegen, dass die rote Seite nach oben wies. Gonvalon hatte zweimal nachgefragt, ob er richtig verstanden hatte. Ihm war die Wahl der Farbe für den Angriff eigenartig vorgekommen. Hätte er seine Befehle vom Goldenen bekommen, dann hätte es ganz gewiss geheißen, dass die Farbe des Blutes das Zeichen sei, mit dem Werk der Vernichtung zu beginnen. Aber die beiden Nestbrüder waren so verschieden wie Tag und Nacht. Da war es wohl nur folgerichtig, dass der Dunkle ein anderes Verständnis von Farben hatte.
    Es hatte wieder angefangen zu regnen. Gonvalon beeilte sich. In zwei oder drei Stunden würde er wieder bei Nandalee sein. Das Wiedersehen würde keine Freude werden. So wie er sie kannte, würde es einige Tage dauern, bis sie ihm verzeihen würde, was er getan hatte. Und dann würde sie keine Ruhe geben, bis er sie lehrte, wo sie den Nervenpunkt fand, der Elfen zu lähmen vermochte.
    Er suchte in der Säulenhalle am Marktplatz Unterschlupf. Einige Händler hatten im Trocknen ihre Stände aufgeschlagen und verkauften Schmuck und auserlesene Stoffe. Gonvalon fragte sich, wie diese Stadt überleben wollte. Bislang hatte er nirgends einen Bauern gesehen, der Obst und Gemüse anbot. So schön Selinunt auf den ersten Blick erschien, war die Stadt letztlich doch nichts als Stein gewordener Größenwahn.
    Gonvalon nahm den durchnässten Umhang von den Schultern. Der Regen würde nicht nachlassen. Er sollte es besser hinter sich bringen, statt noch weiter zu warten. Eilig trat er auf den kleinen Platz hinaus und breitete mit einem Schwung seinen Umhang aus, sodass die rote Seite nach oben wies. Ihm war nicht ganz klar, wie die Himmelsschlangen sehen wollten, was er tat. Zweifelnd sah er erneut zum grauen Himmel hinauf, dann suchte er in der Säulenhalle Schutz vor dem Regen.
    »Wäre es nicht einfacher, den Mantel zu einer Wäscherin zu bringen«, fragte ihn ein Goldschmied, der verwundert seinem Treiben zugesehen hatte.
    »Ich bin geizig«, erwiderte Gonvalon knapp. Er hatte keine Lust, in ein Gespräch verwickelt zu werden. Andererseits … Er musterte die Waren, die der Händler auf einem dunkelblauen Tuch ausgebreitet hatte. Vielleicht könnte er Nandalee mit einem schönen Schmuckstück gnädig stimmen. Er lächelte. Endlich gestattete das Schicksal ihm eine glückliche Liebe. Die Stadt würde nicht untergehen, und ihm war sein Leben geschenkt worden. Er würde zu Nandalee zurückkehren. Und er wollte ihr nicht mit leeren Händen entgegentreten.
    »Seht nur! Die Götter schieben die Wolken vom Himmel!«, erklang eine Stimme in frömmlerischer Ergriffenheit. Trotz des Regens verließen etliche Händler den Schutz des Säulengangs und blickten zum Himmel.
    Nach kurzem Zögern trat auch Gonvalon auf den kleinen Platz, um das seltsame Phänomen besser beobachten zu können. Eine Lücke, die an einen langen Tunnel erinnerte, hatte sich in den Wolken aufgetan, genau über ihnen. Es war ganz so, als stünden sie im Auge eines Wirbelsturms, dachte Gonvalon. Blitze flacker ten entlang der Innenwand des Tunnels, und ihre vielfach gegabelten Arme griffen von dort weit in die bleigrauen Wolken hinaus. Nie zuvor hatte der Elf ein solches

Weitere Kostenlose Bücher