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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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vielleicht, und eines Tages das ergraute Haupt in ihrem Schoß und Frieden im Herzen, wenn sie gemeinsam auf ein langes, entbehrungsreiches, aber glückliches Leben zurückblicken würden. Die Abgeschiedenheit der Felder war auch ein Glück gewesen. Hatte Raum gelassen, im Rauschen der Ähren zu schwelgen, mit bloßen Füßen durch taunasses Gras zu stapfen und kleine Träume zu träumen, deren Erfüllung allein in seinen kräftigen, fleißigen Händen lag. Traurig senkte er den Kopf. All das war vergangen. Er würde seine Hütte hier auf Nangog und seine Freunde Ashot, Tigran und Narek, daheim in Belbek, niemals wiedersehen. Und seine einfache, aber fleißige und herzensgute Traumfrau Almitra, der er ein Heim hatte bereiten wollen, würde einem anderen Mann Kinder schenken und ihn niemals kennenlernen. Weil es den Artax, der auf sie gewartet und von ihr geschwärmt hatte, nicht mehr gab. Nein, dachte er
da, und der Knoten in seiner Kehle löste sich ein wenig, das war so nicht richtig. Es gab ihn noch, den alten Artax. Den Unbeugsamen, der sich Ziele setzte und sie erreichte, langsam, Schritt für Schritt. Nur die Ziele waren andere geworden. Und er durfte sich nicht von ihnen abbringen lassen, indem er sich in sentimentalen Erinnerungen verlor. Sogar Almitra gab es noch, auch wenn sie in seinen Träumen nun manchmal die Züge Shayas trug. Artax straffte die Schultern, sah Juba fest in die Augen und setzte sich dann erneut in Bewegung. Der Tross folgte ihm.
    Er hätte einfach befehlen können, die Elfe beizusetzen, aber er traute seinen Höflingen nicht. Die einfachen Diener waren ihm treu ergeben. Aber die Satrapen und Provinzadeligen hätte er am liebsten davongejagt. Sie sponnen Intrigen. Vielleicht wollten einige ja wirklich sein Bestes, so wie Juba. Aber er bezweifelte das. Immer öfter hatte er den Verdacht, dass sie ihn mit Absicht so beschäftigt hielten, weil sie hofften, er würde so seine Begräbniszeremonie vergessen. Vielleicht steckte doch Juba dahinter. Oder ein ganzer Trupp von seinen übergewichtigen Beratern, Kämmerern und wie sie sich alle nannten. Jeder um ihn herum führte einen hochtrabenden Titel. Ihn machte das alles müde. Am liebsten hätte er nicht mehr Leute um sich, als in eine Dorfschenke passten. Eine Handvoll Berater, denen er trauen konnte.
    Du kannst niemandem trauen. So ist das als Unsterblicher. Jeder kommt mit Hintergedanken zu dir. Sie alle wollen nur eines – mehr Macht. Allein darum geht es.
    Artax war sich sicher, dass Aaron ihn ohne Unterlass gehässig angrinsen würde, wenn er noch ein Gesicht hätte, und manchmal sah er dieses Gesicht im Schlaf vor sich, dicht vor dem seinigen. Dann wachte er auf, rang um Luft und es dauerte eine Weile, ehe er seinen rasenden Herzschlag wieder beruhigt hatte. Das alles machte ihn so müde. Selbst nachts fand er keine Ruhe. Wenn er den Harem nicht besuchte, kam es zu Streitereien unter den Frauen. Manche schienen zu vermuten, dass ihm Shaya gefallen hatte. Jedenfalls neigten, seit sie am Ankerturm angelegt hatten,
einige seiner Gespielinnen dazu, sich wie eine Ischkuzaia zu kostümieren und ihre Augen mit breiten Ringen schwarzer Schminke einzufassen. Keine von ihnen sah ihr ähnlich. Keine von ihnen wusste, dass das, was ihn an sie band, ein Traumbild war, das sie nicht erahnen und daher auch niemals erfüllen konnten. Sie spürten, dass Shaya ihm gefiel. Ja, die Prinzessin gefiel ihm nicht nur, sie belagerte seine Gedanken. Und er ließ es gern geschehen. Er brauchte den Harem nicht. Die Frauen ahnten wohl nicht, dass die Distanz zwischen ihnen und ihm umso größer wurde je mehr sie versuchten, sich bei ihm einzuschmeicheln. Nur eine von ihnen war anders. Eine von den dreien aus der ersten Nacht. Aya. Sie hatte einen rebellischen Geist, vermutete er. Sie hatte etwas an sich gehabt … Ihre Art, ihn zu necken. Ihre Blicke. Ja, wenn er eine von all den Haremsdamen erwählen würde, dann sie. Klug war es, sie alle möglichst wenig zu beachten! Er hatte wahrlich genug Sorgen. Er sollte sich nicht noch mit Haremsgeschichten herumschlagen! Auf gewisse Art, war der Harem der gefährlichste Ort, an den er gehen konnte.
    Artax musste plötzlich lächeln. Das Schicksal scherzte mit ihm. Irgendwo oben am Himmel gab es gewiss einen Gott, der sich vor Lachen den Bauch hielt, wenn er zu ihm herabblickte. Vielleicht war es sogar der

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