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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Grund des Kraters erreicht. Er war eine klaffende Wunde in der Welt, und zahllose Geschichten rankten sich um ihn. Eine besagte gar, es sei der weit geöffnete Mund einer schlafenden Riesin.
    Aus dem Dunkel des Kraters erhoben sich vereinzelt Berge und schroffe Zinnen. Säulen wie versteinerte Baumstämme lagen durcheinander. An manchen Stellen vermochte man auch verwitterte
Treppen auszumachen. Bogengänge brachen durch Felswände und verschwanden im Nichts. Und all dies verlor sich schließlich im Dunkel des Abgrunds.
    Vom Grund des Kraters stieg ein beständiger warmer Wind auf. Blickte man über den weiten Krater, so sah man Dutzende großer Vögel. Zumindest erschienen sie einem Betrachter, der es nicht besser wusste, auf den ersten Blick so. Es waren Helden und Fürsten der sieben Großreiche; Gefährten der Unsterblichen, die auf Nangog den Tod gefunden hatten. Und welcher Ort wäre passender für Recken gewesen, die jahrelang auf den Palastschiffen gereist waren, als im Himmel beigesetzt zu werden?
    Eine weite Treppe führte vom Ende der Prachtstraße über den Kraterrand hinab zu einer steinernen Zunge, die etwa hundert Schritt tiefer lag. Es war der einzige Felsvorsprung an der steil abfallenden Kraterwand. Sieben goldene Masten, von denen die Banner der Unsterblichen im warmen Aufwind wehten, waren der einzige Schmuck der ansonsten nüchtern gehaltenen Terrasse. Eine kleine Gruppe von Priestern stand um ein Fluggerüst versammelt. Der Leichnam der Elfe war unter den vier Schritt langen, fast dreieckigen Himmelssegler geschnallt, ihre Arme waren weit vom Körper gestreckt. Sie war bereit für ihre letzte Reise.
    Ein Fanfarenstoß erklang, als Artax den ersten Schritt auf die Treppe tat. Der Wind spielte mit seinem Umhang. Er trug die Rüstung, die die Devanthar für ihn erschaffen hatten, den schimmernden Maskenhelm unter den linken Arm geklemmt. Feierlich schritt er die Treppe hinab, gefolgt von seinem vielhundertköpfigen Hofstaat. Der Hohepriester des Palastschiffes führte die Priesterschar an, welche die Elfe auf ihre letzte Reise vorbereitet hatte. Er erwartete Artax mit steinerner Miene. Der Alte gehörte zu denen, die sich lautstark gegen dieses Spektakel ausgesprochen hatten.
    Â»Sie gehört nicht an diesen Ort, Erhabener«, sagte der Priester mit mühsam beherrschter Stimme. »Sie wollte Euren Tod und bei
allem Respekt, Erhabener, einiges, was ich früher an Euch schätzte, scheint tatsächlich gestorben zu sein.«
    Artax entschied, ihn für den Augenblick zu ignorieren. Dieser Narr! Aaron hätte ihn für solche Worte ermorden lassen. Er aber würde es dabei bewenden lassen, ihn zu verbannen und sich eine besonders abgelegene und besonders aufsässige Provinz für den Alten auszusuchen.
    Die Elfe war in ein sauberes Leinengewand mit gelber Stickerei an Kragen und Ärmeln gekleidet. Ihre Wunden hatte man vernäht und die Narben unter Wachs und dicken Schichten aus Schminkpuder verborgen. Das Haar der Toten war zu Zöpfen geflochten und nach hinten gesteckt. Artax beugte sich so weit vor, dass er den Branntwein riechen konnte. Sie war zwar gewaschen worden, doch musste der Branntwein während der Zeit, die man sie in einer großen Amphore an Bord des Wolkenschiffes gelagert hatte, tief in ihren Leib eingezogen sein.
    Ihre smaragdgrünen Augen waren trüb. Das geschminkte Gesicht wirkte puppenhaft. »Du warst tapfer«, sagte er leise und strich ihr über das Haar. Prüfend musterte er die Lederverschnürung. Sie war unter einen Flugrahmen aus Leinen und Bambusrohr geschnallt. »Sie hat kein Recht, hier zu sein«, zischte der Hohepriester erneut. »Sie ist eine Meuchlerin. Ehrlos. Eine Drachensklavin. Eine …«
    Ein Blick von Artax brachte den Alten zum Schweigen. Doch das Gift seiner Worte hatte gewirkt. Deutlich konnte der Unsterbliche in den Gesichtern der übrigen Priester lesen, dass sie ebenfalls dachten, was nur der Alte auszusprechen wagte.
    Â»Ja, sie ist eine Elfe«, sagte Artax mit volltönender Stimme, sodass er in weitem Umkreis deutlich zu vernehmen war. »Sie kam, um mich zu töten. Allein hat sie mein Palastschiff angegriffen und ihr Leben gewagt. Ich verneige mich vor so viel Tapferkeit, auch wenn sie ein Feind ist.« Artax verbeugte sich tief und war sich deutlich bewusst, dass dies auch jene, die weit hinten auf der Treppe standen, sehen konnten. All

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