Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
seufzte. Ein Bett! Noch immer sah er nur verschwommen. Das Morgenlicht gewann heute einfach nicht an Klarheit. Vielleicht lag es auch daran, dass er zu müde war. Schwer auf seinen Stab gestützt, kämpfte er sich weiter.
    Zwei Schemen näherten sich. Er blinzelte. Die beiden Gestalten waren fast so konturlos wie Schatten. Er konnte ihre Gesichter nicht erkennen! Auch waren ihre Stimmen undeutlich. So als habe er Wasser im Ohr. Einer von ihnen grüßte ihn und rief etwas Unverständliches über ein Väterchen. Idioten! Unglaublich, was die Bauern sich herausnahmen. Ein paar Jahre noch und er wäre ihr Fürst!
    Endlich erblickte er vor sich eine Erhebung. Es musste das große, umwallte Gehöft seines Vaters sein. Bozidar dachte an sein Bett. Sein Bett! Trotz der Müdigkeit wurden seine Schritte länger. Bald war es geschafft.
    Ein schwarzes Schwein empfing ihn und schnupperte an seinen Hosenbeinen. Helles Frauenlachen erklang aus dem Haupthaus. Plötzlich legte ihm jemand die Hand auf die Schulter.
    Â»Wohin des Weges, Alter?«
    Bozidar wandte sich um. Er war zu müde, um den Kerl zurechtzustauchen. Das Gesicht, das ihn anstarrte, war ein undeutlicher Schemen. »Lass mich ins Bett. Ich fühl mich, als hätte ich ganz allein ein Fass Honigwein gesoffen. Für Späße bin ich ab morgen wieder zu haben.«

    Â»Ich sehe, dass du erschöpft bist, Alter. Komm, dort vorne steht eine Bank. Setz dich.«
    Bozidar ließ es zu, dass der Viehhirte, oder wer immer das auch war, ihn zu der Bank neben der Tür des Herrenhauses geleitete. Wahrscheinlich war das einer der Hirten von den entfernteren Waldweiden, die seinem Vater zweimal im Jahr ihren Tribut brachten. Anders war sein Verhalten nicht zu erklären.
    Eine Frauenstimme erklang. Jemand reichte ihm einen Becher mit frischem Brunnenwasser und etwas altbackenes Brot. Bozidar wurde sich bewusst, dass sich mehr und mehr Menschen um ihn versammelten. Sie tuschelten miteinander. Ihre Stimmen vermischten sich zu einem zähen Brei. Ihr Ton jedoch war eindeutig. Sie klangen aufgebracht.
    Der Krieger lehnte seinen Kopf gegen die Hauswand. Die Sonne schien ihm warm ins Gesicht. Zum ersten Mal, seit er auf dem Waldboden erwacht war, fühlte er sich gut. Früher hatte er es immer für dummes Gerede gehalten, wenn ältere Männer behaupteten, das Liebesspiel würde einen Mann schwächen und Enthaltsamkeit sei nicht nur eine Tugend, sondern sie würde Körper und Geist stärken. Gewäsch von Schlappschwänzen, hatte er gedacht. Aber es war wohl etwas dran an der Sache.
    Ein Mann ließ sich neben ihm nieder. Bozidar sah erst gar nicht richtig hin. Er war es leid, nicht erkennen zu können, mit wem er sprach. Doch die Stimme des Alten klang vertraut. Er hätte sie unter Hunderten erkannt — das raue Krächzen seines Vaters. Jetzt blickte er ihn doch an und der buschige Schnauzbart, der das Gesicht seines Vaters in zwei unregelmäßige Hälften teilte, war für Bozidar selbst bei seinem verschleierten Blick unverkennbar.
    Â»Wie kommst du an das Schwert und die Hosen meines Sohnes?«
    Bozidar verschlug es den Atem. Was war das für eine Frage? »Ich bin dein Sohn!«, entrüstete er sich.
    Ein Schlag auf die Brust war die Antwort.

    Â»Belüg mich nicht!«
    Er war verflucht, dachte Bozidar. Wie anders war zu erklären, dass sein eigener Vater ihn nicht erkannte, dass …? Er hob die Hand. Er hielt sie sich ganz dicht vor die Augen. Als sie schon fast seine Nasenspitze berührte, klärte sich sein Blick, als habe er einen Schleier fortgezogen. Es war die Hand eines alten Mannes, voll dunkler Flecken und von dicken Adern überzogen. Die Haut hing ihm in Falten zwischen den Fingern. Das Fleisch schien von den Knochen geschmolzen zu sein. Der kleine Finger und der Ringfinger waren gekrümmt. Er versuchte sie zu strecken. Vergebens.
    Ungläubig tastete Bozidar über sein Gesicht und fand dieselben Verwüstungen. Es war ein schmales, hageres Gesicht, an dem faltige Haut herabhing. Tränen traten ihm in die Augen. Was war mit ihm geschehen?
    Â»Wer bist du?«, drängte sein Vater auf ihn ein. »Wie kommst du an den Besitz meines Sohnes? Wo ist Bozidar?«
    Â»Ich bin dein Sohn.«
    Sein Vater hörte nicht auf ihn, entriss ihm den gegabelten Krückstock und drückte ihn ihm mit der Spitze gegen die Kehle. »Hör mir gut zu, Alter. Ich bin

Weitere Kostenlose Bücher