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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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mir nicht darauf geantwortet. Also nahm ich an, dass dies kein Problem darstellt.
    War das Spott? Oder meinte er es ernst? Sie vermochte seine Gedanken nicht einzuordnen. »Es bereitet dir doch sicherlich keine große Mühe, mich zurückzuverwandeln«, sagte sie demütig.
    Jetzt wich das Interesse in seinem Blick einem lauernden Starren, und obwohl sie all ihren Trotz aufbot, vermochte sie dem Drachenblick nicht standzuhalten. Dünner blaugrauer Rauch stieg aus seinen Nüstern. Das kommt darauf an, wer diesen Zauber webt. Ihr seid hier, um zu lernen – sowohl Euch selbst zu beherrschen als auch um Eure Kunstfertigkeit im Zauberweben zu vervollkommnen. Dies ist meine erste Aufgabe für Euch, Dame Nandalee. Eine Aufgabe, in der beide Gebiete, in denen Ihr lernen sollt, vereint sind. Ihr werdet Euch selbst zurückverwandeln. Und wenn ich Euch einen Rat geben darf, meine Holde – geht vorsichtig dabei vor. Es könnte Euch umbringen, wenn Organe wie die Nieren oder die Leber nicht an der richtigen Stelle liegen oder nicht ausreichend mit Blut versorgt sind. Es genügt also nicht, wenn Ihr Euch an Euer Spiegelbild erinnert. Kleine Abweichungen in diesem Bereich sind höchstens unter ästhetischen Gesichtspunkten interessant. Bedeutend ist allein, dass Ihr Euch gut an Euer Innerstes erinnert. Dass Ihr die ganze Tiefe Eures Wesens versteht. Bemüht Euch, die Form zu wahren, Dame Nandalee. Ich wünsche Euch gutes Gelingen. Es wird eine Weile dauern, bis ich hierher zurückkehre.
    Sie dachte an den schrecklichen Tod von Sayn. Woher sollte sie wissen, wie sie in ihrem Inneren ausgesehen hatte? Sie konnte sich ja nicht einmal an die Form ihrer Nase erinnern. Sie war keine
jener Elfen, die Stunden damit verbrachten, selbstverliebt ihr eigenes Spiegelbild anzugaffen! Nandalee spürte, wie sich ihr Innerstes zusammenzog. Das konnte nicht wahr sein. Das war ein Scherz! »Bitte lass mich nicht so zurück. Ich brauche einen Meister, um solche Zauber zu weben. Ich brauche Anleitung!«
    Der Dunkle schien zu lächeln. Nachsichtig, fast mitleidig. Verständnisvoll. Sie hasste ihn für dieses weiche Schimmern in seinen Raubtieraugen. Er war ein Liebling der Alben. Vielleicht die erste Kreatur, der sie je Leben eingehaucht hatten. Ihm stand jeder Weg offen. Er war wie ein Gott. Wie hatte sie so vermessen sein können, zu glauben, dass sie ihn verstehen würde? Wie hatte sie Mitleid und Hilfe erwarten können? Sie war nicht mehr als eine bunte Raupe, die er interessiert beobachtet hatte. Vielleicht würde er sich schon bald nicht mehr an sie erinnern. Nein, dachte sie. Das war es nicht. Er würde zurückkehren, wenn aus der Raupe ein Schmetterling geworden war. Nandalee sah auf das schwarz spiegelnde Wasser, und das verhasste Zwergenantlitz blickte zurück. Dann sah sie erneut zu dem Dunklen auf, und legte all ihren Zorn in ihren Blick.
    Â»Ich hasse dich«, flüsterte sie. »Wenn du das tust … Wenn du mich wirklich hier zurücklässt … dann …« Sie verstummte. Mit was hätte sie ihm drohen sollen? Dennoch hielt sie seinem Blick stand und sah, dass sich etwas darin verändert hatte.
    Hass, meine Holde? Es schien ihr, als husche ein Anflug von Traurigkeit über seine Züge. Unbeugsamkeit und Trotz sind Euer Charakter, meine Holde. Ihr werdet viel mehr erreichen, wenn Ihr Euren eigenen Weg geht. Transformation im Körper wie im Geiste – nicht weniger ist das Ziel Eures Lehrjahres bei mir. Nutzt es gut. Dann werden wir einander wiedersehen. Ob in Hass oder in Freundschaft, wird sich zeigen.
    Er sprach ein Wort der Macht und war, ohne ein Albentor zu öffnen, von einem Moment auf den anderen einfach verschwunden. Nur die Hitze seiner Worte hallte noch in ihr nach, doch dann verging auch sie. Nandalee war allein.

    D AS GESICHT VERLIEREN
    Artax’ Blick schweifte über die weite Ebene. Etwas mehr als eine Meile entfernt übten die Streitwagengeschwader, die er aus den Piraten aufgestellt hatte. Er war überrascht gewesen, wie wenige von ihnen in den vergangenen Monden desertiert waren. Er zahlte ihnen guten Sold, und sie waren bei der Sache. Er hatte den unsterblichen Madyas, den Großkönig von Ischkuzaia, an seinem Wandernden Hof besucht und mit ihm über eine Gefälligkeit verhandelt. Madyas’ Preis war eine Herde aus fünfhundert Pferden gewesen. Das war nicht zu viel für den Schlag, den er gegen Muwatta

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