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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sie.
    Plötzlich war er froh, dass Bidayn da war. Er nickte stumm. »Er fliegt immer noch zu ihrer Fensterbank, nicht wahr?«
    Â»Ja. Er pickt an die Scheibe. Er will hinein. Er kann nicht glauben, dass sie fort ist. Dass sie …« Plötzlich brach sie in Tränen aus.
    Gonvalon fühlte sich steif und aller Worte beraubt. Er schreckte davor zurück, Bidayn einfach in den Arm zu nehmen. Er könnte das nicht. Manchmal wurde er nachts wach und hatte das Gefühl, dass Nandalee neben ihm lag. Dass er eben noch ihren Atem auf der Haut gespürt hatte. Er kannte das. So war es bei den anderen auch gewesen. Doch diesmal war es noch stärker.
    Â»Der Stein hier war sehr hart. Ich habe es irgendwann einfach aufgegeben«, sagte er unbeholfen.
    Â»Ich kenne das Gefühl. Man konnte einfach nicht mit ihr streiten. Sie hat sich nie für etwas entschuldigt. Man konnte sie nicht ändern. Man muss schon ziemlich dämlich sein, jemanden wie sie zu mögen.« Sie versuchte zu lachen und endete wieder in Tränen.
    Jedes ihrer Worte versetzte ihm einen Stich ins Herz. »Ich muss gehen«, sagte er knapp und wandte sich ohne ein weiteres Wort des Abschieds ab.
    Der weiche Boden federte unter seinen Schritten und der unverwechselbare Geruch des feuchten Laubs stieg ihm in die Nase. Es war der Duft ihrer Liebesnächte gewesen. Der Duft, der durch die Wildschweinfelle und das Moospolster drang, wenn sie in dem Unterstand beieinanderlagen. Ihr Haar hatte immer nach Wald gerochen. Und nach Wind. Er lachte bitter auf. Was spann er sich da zusammen! Der Wind hatte keinen Geruch!
    Gonvalon begann zu laufen. Er würde bis zur völligen Erschöpfung laufen. Bis die Müdigkeit jeden Gedanken an sie ausmerzte. Bis nichts mehr in ihm sein würde. Kein Schmerz, kein Gedanke. Nichts als taube Müdigkeit, die in traumlosen Schlaf mündete.

    D IE FORM WAHREN
    Seit ihrer Rückkehr war der Dunkle tief in Gedanken. Die Gazala hatten sich aus der Säulenhalle zurückgezogen, der Drache hatte wieder seine wahre Gestalt angenommen, aber Nandalee war noch immer im Leib eines Zwergs gefangen. Der plumpe Körper machte ihr zu schaffen. Schon mehrfach war sie durch das Gesichtsfeld des Drachen gewandert, um ihn auf sich aufmerksam zu machen, doch er ignorierte sie. Manchmal redete er in einer Sprache, die sie nicht verstehen konnte, mit sich selbst. Er war unverkennbar aufgewühlt und nicht in der Stimmung, sich mitzuteilen.
    Nandalee wusste nicht, wohin sie gehen wollte. Die weite Halle zu verlassen wagte sie nicht. Was, wenn er fort wäre, ehe sie zurückkehrte? Dann wäre sie womöglich für viele Tage in diesem gedrungenen Körper gefangen. Hatte er nicht gesagt, er wolle die anderen Himmelsschlangen zum Rat einberufen? Warum war er dann noch hier? Was hielt ihn zurück? Wenn er nur mit ihr reden würde! Natürlich, sie war in seinen Augen nur ein Staubkorn, und vielleicht hatte er sie ja sogar schlichtweg vergessen – wer wusste das schon. Und woher sollte sie wissen, was ihm half? Ihr half es, wenn sie über ihre Gedanken und Sorgen reden konnte. Wenn sie gezwungen war, etwas in gesprochene Worte zu fassen, klärte sich oft das Durcheinander ihrer Gedanken.
    Der Dunkle glitt von der flachen Felsinsel, die sich in vielen Jahrhunderten der Form seines Drachenleibs angepasst zu haben schien. Feine Linien zogen sich durch das Gestein, als könne man Platten aus dem Fels herauslösen. Nandalee kannte Geschichten, dass Drachen über Schätze wachten, einen Hort aus Gold und Edelsteinen. Aber wahrscheinlich waren das nur Märchen. Zumindest die Himmelsschlangen könnten gewiss jeden Schatz der Welt an sich reißen, wenn sie es nur wollten. Machte das Schätze dann nicht wertlos? Was also mochte sich unter dem seltsamen Thron verbergen?
    Ich werde nun zu meinen Nestbrüdern reisen. Die unerwartete Hitze seiner Worte ließ sie zusammenfahren.

    Â»Ich brauche meinen alten Leib zurück!«, platzte sie da heraus. »Ich kann es nicht länger ertragen, im Körper eines Zwergs gefangen zu sein!«
    Wir hatten diese Angelegenheit doch bereits besprochen, meine Holde.«
    Â»Ich verstehe nicht …«, begann sie vorsichtig. »Ich kann mich nicht erinnern …«
    Er wandte sein mächtiges Haupt zu ihr herum und musterte sie. Ich sagte zu Euch: Ich hoffe, Ihr erinnert Euch noch gut an Euren Körper! Habt Ihr das vergessen? Ihr habt

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