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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sie ihm eine weite Rampe hinauf, als sie getrocknetes Blut auf dem Pflaster entdeckte. Viel Blut! Schlagartig war ihre Müdigkeit verflogen. Aufmerksam musterte sie die Bewaffneten. Was war hier geschehen? Gegen wen hatten die Zwerge gekämpft? Wen oder was erwarteten sie?
    Der Dunkle ging weiter, ohne innezuhalten. Er schien den Hafen zu kennen. Den Hafen einer Zwergenstadt! Das war ihr unheimlich. Waren die Himmelsschlangen wirklich tagtäglich unter ihnen, ohne dass man sie bemerkte?
    Endlich erreichten sie einen Tunnel, in dem sie allein waren. »Es hat einen Unfall gegeben«, sagte er. Auch jetzt war Nandalee erleichtert, dass er nicht in ihren Gedanken sprach. »Dem Aal, der vor uns angekommen ist, folgte eine große Weiße Schlange. So etwas ist noch nie vorgekommen. Als die Besatzung den Aal verließ, griff sie völlig überraschend an. Sie hat einen Zwerg erwischt.
Die übrige Besatzung konnte ihn noch auf den Kai zerren, aber er hat beide Beine verloren.«
    Â»Eine Weiße Schlange?«
    Â»Das sind Seeschlangen, Dame Nandalee. Wenn sie lange in unterirdischen Gewässern leben, verlieren ihre Schuppen alle Farbe. Sie sind wilde Jäger, aber dass sie einen auftauchenden Aal angegriffen haben, ist ungewöhnlich. Sie wagen sich nur selten in die Häfen der Zwerge.«
    Â»Glaubst du, sie ist gerufen worden?«
    Â»Vielleicht«, sagte er tief in Gedanken. Dabei fuhr er sich in einer flinken, scheinbar unbewussten Geste mit der Zungenspitze über die etwas zu spitzen Eckzähne. Er hatte Blut gerochen, erkannte Nandalee. Er witterte seine Beute. »Warum derjenige, den wir suchen, eine Weiße Schlange rufen sollte, erschließt sich mir nicht. Das erregt nur unnötig Aufsehen. Bisher hatte ich den Eindruck, dass er sehr unauffällig vorgeht. Lasst uns weitereilen, meine Holde. Hier werden wir die Antwort nicht finden. Kommt nun! Wir haben viel Zeit verloren. Ich schätze, er hat mehr als sieben Stunden Vorsprung. Wahrscheinlich habt Ihr recht und er ist tatsächlich auf dem Weg zur Kammer der kommenden Offenbarungen .«
    Der Drache wirkte angespannt, als sie weitergingen. Immer wieder verharrte er und lauschte … Nein, es waren wohl andere, ihr unbekannte Sinne, die er nutzte. Fürchtete er einen Hinterhalt? Seine Anspannung übertrug sich auf sie. Ihre unförmigen Hände schwitzten und eine Stelle auf ihrem Rücken juckte, die sie mit den kurzen, muskulösen Zwergenarmen nicht erreichen konnte. Schweigend folgte sie dem Dunklen durch das Labyrinth von Tunneln.
    Diese Tiefe Stadt hatte einen anderen Geruch als die, aus der sie kamen. Über dem Rauch von Holzkohlefeuern lag der schwere Duft von gebratenem Speck und Bohnen. Auch das Gestein hier hatte eine andere Beschaffenheit. Es war von hellem Grau mit silbernen Einsprengseln. Häufig säumten Steinmetzarbeiten
die Tunnelwände. Diese Stadt war schöner. Vielleicht war sie älter, überlegte Nandalee, und ihre Bewohner hatten mehr Zeit gehabt, den Ort, an dem sie lebten, zu schmücken. Trotzdem empfand sie die Enge der Tunnel immer noch bedrückend. Sie wäre froh, wenn sie endlich wieder unter freiem Himmel stand. Noch etwas war seltsam an der Zwergenstadt, wie Nandalee jetzt erst auffiel. Sie begegneten ausschließlich Männern. Wo wohl die Frauen und Kinder steckten?
    Gute zwei Stunden später erreichten sie die Kammer der kommenden Offenbarungen . Die Höhle, in der sich der Albenstern befand, war ganz mit weißem Marmor ausgekleidet. Auch hier gab es Kristalle, die man in den Fels eingelassen hatte. In Dutzenden kaum handgroßen Wandnischen standen winzige Skulpturen – Bildnisse der Erstgeborenen der Sippen dieser Stadt, wie ihr der Dunkle erklärte.
    Ein Wort der Macht ließ zwei Schlangen aus Licht aus dem Fels aufsteigen. Es sah so einfach aus, wenn der Dunkle ein Tor öffnete. Sie dachte an Gonvalon und daran, welche Angst er vor diesem Zauber gehabt hatte. Die Erinnerung an ihn versetzte ihr einen Stich. Ein endlos langes Jahr würde sie ihn nicht wiedersehen.
    Der Dunkle streckte seine Hand nach einer der Schlangen aus; hellblaues Licht umspielte seine Finger. »Er war hier und … Er ist nach Nangog gegangen!«, sagte er fassungslos. »Nach Nangog!«
    Â»In die verbotene Welt?« Für Nandalee war dieser Ort noch ferner und unvorstellbarer als die Bergreiche der Zwerge. Ein Ort, wo ungeahnte Schrecken lauerten. Eine

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