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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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der Kälte und des Eises – verschone uns vor deinem Zorn. Aber auch du, Njordir, Gott des Meeres und der fünf Winde …“
    Tworn brach ab, denn in diesem Augenblick ließ ein lautes, durchdringendes, dröhnendes Geräusch die Menschen von Winterborg erschrocken zum Horizont blicken. Der Grüngürtel, der sich im Sommer um Winterland legte, war selbst im Süden der Insel nicht breiter als zwei bis drei Meilen. Dahinter begannen die blendend weißen Gletscher.
    Von dort kehrten in diesem Moment die beiden Drachen zurück, die am Vortag über Winterborg gekreist waren. Ihr Feueratem war schon von Weitem zu sehen. Erneut stieß einer von ihnen einen dröhnenden Laut aus, und dieses Geräusch klang bereits aus dieser großen Entfernung so bedrohlich, dass er selbst den hart gesottenen Seemammutjägern durch Mark und Bein ging.
    Früher, vor vielen Zeitaltern, hatte es Kriege zwischen dem Seereich und dem Reich Drachenia gegeben, und die Legenden bewahrten die Erinnerung an die Zerstörungskraft der Armada der Kriegsdrachen des Kaisers in Drakor. Längst waren diese Zeiten vorbei, und schon seit Generationen trugen die Seemannen durch ihren Handel mit Stockseemammut zur Ernährung dieser Armada bei. Dennoch lebte die Erinnerung an die Schrecken der Vergangenheit fort – so wie wohl umgekehrt die Erinnerungen an die Küstenüberfälle der Seemannen für viele Drachenier noch immer ein Sinnbild blindwütiger Grausamkeit waren.
    Dass diese zwei Drachen augenscheinlich keine Reiter trugen und daher wohl nicht Teil des kaiserlichen Drachenreiterheeres waren, trug kaum dazu bei, die Furcht zu dämpfen. Im Gegenteil, schließlich lebte man mit den Dracheniern seit Langem in Frieden – einem Frieden, der erst auf gegenseitigem Schrecken und anschließend auf gegenseitigem Handel fußte. Aber diese beiden Drachen waren ohne einen Lenker – wilde Bestien, deren Zerstörungswut keine nachvollziehbare Richtung und kein erkennbares Ziel hatte.
    Rajin verengte die Augen.
    So vieles, was die Stimme des Weisen Liisho in all den Jahren zu ihm gesagt hatte, fiel ihm auf einmal wieder ein. „Versuche die geistige Berührung mit den Drachenseelen um jeden Preis zu vermeiden!“, flüsterte ihm diese Stimme erneut mit großer Eindringlichkeit ein. „Gleichgültig, was auch geschehen mag. Selbst dann, wenn du das Gefühl hast, dein Gegenüber beherrschen zu können! Ignoriere dieses Gefühl, oder du bist des Todes – und mit dir stirbt die geheime Bestimmung deiner Existenz …“
    Worte!, dachte Rajin in diesem Augenblick bitter. Nichts als Worte, die ihm aber nicht im Mindesten halfen. Nur Weisungen im Interesse irgendeiner ominösen Bestimmung, über die ihn der alte Mann in seinem Kopf bislang nicht aufklären wollte.
    Die beiden Drachen näherten sich. Rajin schätze, dass sie vom Feuer speienden Maul bis zum Schwanz nur gut zehn bis fünfzehn Schritt maßen. Es waren kleine Drachen, erkannte er. Viel kleiner als die Kriegsdrachen, die von den stolzen Samurai des Kaisers geritten wurden. Und selbst die waren nur Winzlinge gegenüber jenen Ungetümen, die schiffsgroße Gondeln in die Lüfte zu hieven vermochten, in denen sich Armbrust- und Katapultschützen verbargen oder eine ganze Hundertschaft von Fußsoldaten transportiert werden konnte. Es gab unzählige verschiedene Arten, Formen und Größen unter den Drachen – aber jene wilden Bestien, die sich nun den Häusern von Winterborg näherten, gehörten der Drachenhauptart an, deren Angehörige wiederum sehr unterschiedliche Größen aufwiesen.
    Der Kopf ähnelte der einer Echse und befand sich am Ende eines sehr muskulösen langen Halses. Aus dem mächtigen Körper wuchsen sowohl kräftige, mit Klauen bewehrte Beinpaare als auch ein Paar großflächiger lederhäutiger Flügel. Über den Rücken zog sich eine Reihe spitzer Hornstacheln. Um einen Samurai-Sattel anschnallen zu können, mussten sie an der entsprechenden Stelle abgesägt werden. Allerdings wuchsen sie innerhalb weniger Wochen soweit nach, dass die Prozedur wiederholt werden musste.
    All das hatte Liisho mittels Visionen und Träumen Rajin gezeigt – und die Geschichten, die ihm Bratlor Sternenseher von seinen Reisen nach Drachenia erzählt hatte, bestätigten Rajin später, dass diese Visionen ihm die Wahrheit gezeigt hatten.
    Und doch war es ein ganz eigenartiges Gefühl, zum ersten Mal mit eigenen Augen solche Drachen zu sehen – mochten es auch vergleichsweise Winzlinge sein.
    Rajin spürte die kurze,

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