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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Weisen Liisho ihn gewarnt hatte.
    Der rot geschuppte Drache flatterte unterdessen mit den Lederschwingen wild herum, um seinen Flug zu stabilisieren und die taumelnde Bewegung abzufangen. Doch es gelang ihm nicht rechtzeitig, und so schlug der massige Körper in das Dach eines Langhauses ein. Dem Gewicht des Drachen hatte die Dachkonstruktion des seemannischen Langhauses nichts entgegenzusetzen, die Seemammutknochen, aus denen sie aufgrund des chronischen Holzmangels auf Winterland gefertigt war, zerbarsten, die gegerbte Seemammuthaut, die man dazwischen gespannt hatte, verkohlte, als der Drache einen seiner gefürchteten Feuerstöße ausblies. Wie eine blutrote Zunge leckten die Flammen hervor und trafen auf eine mit Seemammut-Tran getränkte Oberfläche. Schwarzer Rauch stieg daraufhin auf. Die Klauen des mit all seinen Gliedmaßen um sich strampelnden Drachen zerrissen das äußerst widerstandsfähige Seemammutleder, als handelte es sich um Pergament oder gar Papier. Mit ein paar ruckartigen, weit ausholenden Bewegungen sowohl der Flügel als auch der mächtigen Pranken ruderte er sich frei und stieg nach ein paar hastigen, fast panischen Flügelschlägen wieder empor, während unter ihm die Seemammuthaut brannte.
    Die Haut des Seemammuts war keineswegs leicht entflammbar, aber der Tran, mit dem man sie getränkt hatte, um sie vollkommen wasserdicht zu machen, wurde auch als Brennstoff für Öfen und Lampen benutzt, und so fand das Feuer genug Nahrung, sodass eine immer breiter werdende pechschwarze Rauchsäule in den Himmel stieg.
    Mit einem durchdringenden, dröhnenden Brüllen stieg der Drache wieder zur Höhe seines grün-gelb gefleckten Kumpans auf, der in der Zwischenzeit eine Runde über die Häuser von Winterborg gezogen hatte.
    Glednir Freistirn hatte inzwischen seinen Bogen geholt und zielte auf den roten Drachen. Ein Pfeil fuhr dem Ungetüm durch den linken Flügel. Etwas Drachenblut troff zwar aus der Wunde, aber die getroffene Kreatur war durch die Verletzung keineswegs beeinträchtigt. Der Laut, der sich dem geöffneten Maul entrang, in dessen Zahnreihen sich noch ein Stück Seemammutleder vom Dach des Langhauses verfangen hatte, war eher drohend als schmerzerfüllt.
    Ein weiterer Pfeil verließ Glednir Freistirns Bogen und drang in den massigen Körper. Der Drache verrenkte den Hals, fasste den Pfeil mit dem Maul und riss ihn sich im Flug aus dem Fleisch, während er kurzfristig noch höher stieg.
    Auch ein paar andere Männer hatten nach der ersten Verwirrung, die der Angriff der Drachen ausgelöst hatte, ihre Bögen aus den Häusern geholt – wohl ahnend, dass es vieler Treffer bedurfte, eine Kreatur dieser Größe zur Strecke zu bringen.
    Rajin spürte, wie die beiden Drachen mit ihren geistigen Kräften nach ihm suchten und ihre unsichtbaren Fühler nach ihm ausstreckten. Er hatte plötzlich keinen Zweifel mehr, dass die beiden Ungeheuer seinetwegen nach Winterborg gekommen waren, und er ahnte, dass dies irgendetwas mit dem Geheimnis zu tun hatte, das durch den Bann in seiner Seele eingeschlossen war.
    Er hörte die Stimme des Weisen Liisho in seinem Kopf: „Sie suchen nach dir, Rajin. Sie sind gekommen, um dich zu töten und die Erfüllung deiner Bestimmung zu verhindern. Aber du darfst ihnen das nicht gestatten!"
    Der rote Drache vollführte eine Drehung, stieß erneut einen dröhnenden Laut aus, der tief aus der Kehle röhrte. Eine kurz aufflackernde Stichflamme zuckte dabei aus dem halb geöffneten Maul. Die Augen waren weit aufgerissen. Eine namenlose Wut leuchtete aus ihnen – ein Anblick, der Rajin schaudern ließ.
    Was trieb diese Kreaturen dazu, sich blindlings auf die Bewohner Winterborgs zu stürzen, wenn sie in Wahrheit doch gar nichts von ihnen wollten, sondern nach Rajin suchten, dem Findelkind, das die Brandung vor achtzehn Jahren an den Strand gespült hatte?
    „Verbirg deinen Geist vor ihnen. Um deiner Bestimmung willen!", beschwor ihn die Gedankenstimme Liishos.
    Da setzte der rote Drache zu einem weiteren Angriff an, während sich sein grün-gelb gefleckter Zwilling weiterhin wie ein Beobachter verhielt, der oben am Himmel seine Kreise zog. Er war inzwischen so hoch gestiegen, dass die Pfeile der Krieger von Winterborg ihn nicht mehr erreichen konnten.
    Der Rote suchte jedoch den Kampf – und gab dabei seinem Drang zu töten freien Lauf.
    Er stieg zunächst steil empor, um sich dann im Sturzflug auf eine Gruppe von Winterborgern zu werfen, die an der Ecke eines Langhauses

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