DRACHENERDE - Die Trilogie
Sache zurück. „Kann es sein, dass dies ein Blick auf eine Zukunft war, die möglich wäre? Es würde bedeuten, dass weder der Tag der Drachenerhebung noch jener, an der der Schneemond herabfällt, bereits eingetreten wären …“
„Vielleicht existierte Kojan II. auch in einer verlorenen Variante der Zukunft“, sagte Liisho weit weniger optimistisch. „In einer Linie der Zeit, die zu einem bestimmten Moment nicht mehr Wirklichkeit werden konnte, die aber noch durch ein paar magische Trugbilder spukt, die im Wesentlichen in deinem Kopf existieren, Rajin, und nirgendwo sonst mehr.“
Die Kundschafter hatten sich in mehrere Gruppen aufgeteilt. Die erste brachte einiges an Jagdbeute - Tiere, die wie eine vergrößerte Spielart des Sekinji aussahen, was dem Träger dieses Namens natürlich erneut einigen spöttischen Bemerkungen zutrug.
„Auf jeden Fall stehen mir mit meinem Namen die ersten und besten Stücke zu“, gab der Ninja zurück, wobei er gleich einschränkend hinzufügte: „Natürlich erst nach unserem Kronprinzen und zukünftigen Kaiser.“
„Nein, das ist schon in Ordnung“, fand Rajin. „Der Tee aus dem oberen Südfluss hat mir gereicht. Ich verspüre keinerlei Appetit, so köstlich Ihr diese Tiere sicherlich zubereiten vermögt.“
Wenig später kehrte auch die zweite Gruppe zurück. Andong hatte sie angeführt. Man hörte sie schon von weitem, denn jemand brüllte mit sehr tiefer Stimme ein paar Worte in einer Sprache, die keiner der Anwesenden verstand – abgesehen von Liisho, dem zumindest ein paar Wörter bekannt vorkamen.
„Das ist eine Mischung aus Tajimäisch und noch etwas anderem, was ich irgendwann schon einmal gehört habe, nur kann ich mich im Augenblick nicht erinnern, wo das war“, murmelte er stirnrunzelnd.
Niemanden hielt es am Feuer. Alle – auch Rajin - sprangen auf und sahen der Gruppe entgegen.
Andong führte sie an. „Keine Sorge, wir haben alles im Griff!“, rief er – woran die aus dem nahen Unterholz dringenden Geräusche durchaus zweifeln ließen. Büsche wurden niedergetrampelt, und die Stimmen der Ninjas redeten ganz gegen ihre gewohnte Art aufgeregt durcheinander.
Dann kam ein gewaltiger Dreiarmiger zum Vorschein. Die Ninjas hatten ihn mit Seilen so eingeschnürt, dass er keinen seiner drei Arme auch nur einen Fingerbreit bewegen konnte. Außerdem hatte man ihm die Waffen abgenommen – das große Langschwert, das jeden seemannischen Anderthalbhänder wie ein zierliches Feuerheimer Rapier aussehen ließ, die monströse Streitaxt und den Schild.
Die Waffen des Dreiarmigen waren inklusive des Schildes so schwer, dass nur jeweils einer der eher zierlich gewachsenen Ninjas eine davon tragen konnte. Sie wurden neben einem der Lagerfeuer abgelegt.
Der Dreiarmige blieb stehen, riss sein tierhaftes Maul auf und stieß ein lautes, grollendes Geschrei aus, woraufhin Ayyaam und Ghuurrhaan wie aus einem Drachenmaul antworteten und man für einige Momente nichts mehr hören konnte bis auf das Brüllen der Giganten und des Dreiarmigen.
Dutzende von Zweikopfkrähen wurden in ihrem Schlaf gestört und stoben aufgeregt davon, und einige in der Nacht jagende Flugwölfe und Waldflügelkatzen nahmen ebenso Reißaus; ihre lederhäutigen Flügel hoben sich deutlich gegen das Mondlicht ab. Im Wald erhob sich ein vielstimmiger Chor unterschiedlichster Kreaturen.
Der Dreiarmige wurde daraufhin ruhiger. Er wurde von mehreren Ninjas mit Seilen gehalten, die ihm außerdem noch Schlingen um die Füße gebunden hatten, die sie jederzeit durch ein paar kunstvoll geknüpfte Ninja-Knoten zusammenziehen konnten, was den Dreiarmigen sofort völlig bewegungsunfähig gemacht hätte. Jeder Widerstand war daher trotz seiner körperlichen Überlegenheit sinnlos.
„So kräftig der Kerl auch sein mag, ein Ninja-Seil kann nicht einmal er zerreißen“, gab sich Andong zuversichtlich.
„Jemand, der die Nachtruhe unserer Drachen stört, hat uns gerade noch gefehlt“, knurrte Liisho ungehalten und wandte sich ziemlich barsch an Andong. „Weshalb habt Ihr diesen Brüllaffen mitgebracht? Was soll er hier?“
„Der Kerl hat im Unterholz auf uns gelauert und uns überfallen“, berichtete Andong. „Wir waren auf der Jagd – und er anscheinend auch.“
Überall in den fünf Reichen kursierten Geschichten über verwilderte Dreiarmige, die in einsamen Gegenden hausten. Die Wälder Tembiens waren dafür ebenso berüchtigt wie so manche schroffe Felswüste im Osten Tajimas. Und von
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