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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Atem und sah Rajin direkt ins Gesicht, bevor er ihm eröffnete: „Du bist der Sohn von Kojan, dem letzten rechtmäßigen Kaiser von Drakor!“
    Rajin riss die Augen weit auf und starrte Liisho an. „Ich – der Sohn des Kaisers von Drakor?“ Er schnappte nach Luft, wandte den Blick von Liisho ab und sah Bratlor Hilfe suchend an. Als dieser nur mit den Schultern zuckte, ungläubiges Erstaunen in den Augen, schüttelte Rajin entschieden den Kopf. „Nein, du kannst mir vieles erzählen, aber das ist einfach zu viel, Liisho.“
    Doch der Weißbärtige ließ sich nicht beirren. „Der Usurpator Katagi, der vor achtzehn Jahren deine Eltern ermordete und sich zum Herrscher aufschwang, sucht dich seit langem, Rajin“, warnte er. „Und jetzt, da er endlich eine Spur von dir gefunden hat, wird er nicht eher ruhen, bis er dich vernichtet hat! Dafür ist er bereit, jede Hoheitsgrenze zu missachten und sogar das Gleichgewicht zwischen den Fünf Reichen in Gefahr zu bringen.“
    „Ihr sprecht von dem Überfall der zwei Drachen auf Winterborg, richtig?“, fragte Bratlor.
    Liisho bedachte ihn mit einem mürrischen Blick, dann sah er wieder Rajin an. „Es ist kein einzelnes Drachenpaar, das dich jagt, Rajin, sondern die gesamte Kriegsarmada der drachenischen Samurai.“
    „Aber wie kann er das wagen?“, empörte sich Bratlor.
    „Katagi regiert mit purer Gewalt und scheut nicht einmal davor zurück, Mitglieder seiner eigenen Familie zu töten, wenn es der Machterhaltung dient“, erklärte Liisho. „Mit seinen Eroberungsplänen zerstört er das äonenalte Gleichgewicht zwischen den Fünf Reichen.“
    „Aber das würde Krieg bedeuten“, sagte Bratlor, während Rajin nur staunend und mit offenem Mund dastand.
    „So ist es“, bestätigte Liisho. „Die Welt wird im Chaos versinken, wenn Katagi seine Pläne in die Tat umsetzt.“ Wieder starrte er Rajin an, als wollte er ihn erneut bannen. „Nur die Rückkehr des rechtmäßigen Herrschers auf den Drachenthron kann das vielleicht noch verhindern!“
    Mit diesen Worten wirbelte er urplötzlich herum und ging davon.
    „Wo – wo willst du hin, alter Mann?“, rief ihm Bratlor hinterher.
    „Das sagte ich schon“, rief Liisho zurück, ohne sich noch einmal umzudrehen. „Mir ein wärmeres Plätzchen suchen, bevor ich zu Eis erstarre!“
    Rajin und Bratlor blieben zunächst an Ort und Stelle stehen, als wären sie bereits zu Eis geworden. Dann aber schlug der Sternenseher seinem Freund auf die Schulter und sagte ganz aufgeregt: „Los, sehen wir zu, ob wir von dem Alten nicht noch mehr erfahren können!“
    Damit setzte er sich in Bewegung. Rajin zögerte nur kurz, dann folgte er Bratlor und dem Weisen Liisho.
     
    ENDE DES ERSTEN BUCHES
     
     
     
     
     
     
     
    Zweites Buch
     
    Katagi
     
     
    Und als die Kriegsdrachen über Winterborg kamen, wurde der Ort zu einer Totenstätte, und die Eismöwen dort hielten ihr letztes, grausiges Festmahl, während ihr Gekreische in der Bucht widerhallte.
    Da aber stieg Ogjyr vom Augenmond herab. Der Schlafbringer wandelte über das Leichenfeld und suchte nach einer Seele, mit der er handeln konnte. Eine Seele, die bereit war, sich ihm zu überantworten. Eine Seele, deren Hass groß genug war, um einem zweiten, untoten Leben Kraft zu geben.
    Und siehe da: Er fand sie.
    So sprach der Gott Ogjyr: „Sammle die Asche deines kurzen Lebens, Wulfgarskint Wulfgarssohn. Hassbringer sollst du von nun an heißen, und als Geschöpf der Finsternis wirst du alle verfolgen, die dir Unrecht taten. Danach aber gehört deine Seele mir allein!“
     
    Das Buch des Usurpators
     
     
    Lange diente ich den Kaisern von Drakor als Berater und Zauberer. Das Blut von Magiern und Dracheniern fließt in meinen Adern, und als ich das Licht der Welt erblickte, war die Balance zwischen den Fünf Reichen im Gleichgewicht, und Drachenia wurde von gerechten Kaisern regiert.
    Der unstillbare Durst nach Wissen erfüllte mich, aber nie die Gier nach Macht, auch wenn die Gnade des Unsichtbaren Gottes mir letztere obendrein gab – und wieder nahm, als ich sie am dringendsten gebraucht hätte.
    Am Hof des Kaisers erwarb ich mir den Beinamen Weiser, da ich dem Herrscher in vielen Angelegenheiten zu helfen vermochte. Mein eigentlicher Name – Liisho – bedeutet im Dialekt des Ostmeerlandes »Die Augen, die sehen«, und er sollte für mein künftiges Schicksal bestimmend werden.
    So vieles haben meine Augen gesehen. Die Geburt und den Tod so vieler Kaiser. Ihre Namen

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