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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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zu bleiben, wo er peinlich genau darauf zu achten hatte, sich nur auf dem Achterdeck und nirgends weiter vorne aufzuhalten.
    Denn natürlich hatte Rankin völlig recht, was die Etikette anging. Es war ihnen beiden nicht möglich, eine Duellforderung auszusprechen, was die einzig passende Genugtuung gewesen wäre, die Rankin wegen Laurence’ Taten bei ihrem letzten Treffen hätte verlangen
können. Laurence tat es überhaupt nicht leid, dass er Rankin gegenüber so gewalttätig geworden war, doch konnte er sich weder ungebeten in Rankins Nähe begeben, noch eine Auseinandersetzung fortsetzen, auf die Rankin nicht angemessen reagieren konnte, ohne gleichzeitig den Anspruch, ein Gentleman zu sein, nicht mehr aufrechterhalten zu können.
    »Ich kann dir deine Haltung nicht verdenken«, sagte Riley, »aber sie bringt mich in eine unangenehme Lage. Ich musste Rankin zum Abendessen einladen und Bligh auch, sonst hätte ich wirklich schäbig dagestanden. Das Ganze tut mir schrecklich leid, Laurence. Ist es denn denkbar, dass aus diesem Ei etwas Besonderes wird? Denn dieser Angeber Rankin hat doch nur zehn Minuten, nachdem wir uns an den Tisch gesetzt haben, erklärt, dass Bligh von einem Haufen meuternder Hunde übel mitgespielt worden ist, und dass man das keinesfalls hinnehmen könnte.«
    »Oh, er soll verflucht sein«, stieß Laurence aus, mit dem die Wut durchging. »Was das Ei betrifft, nein, Tom, da ist nichts zu befürchten; jedenfalls nicht, wenn du von einem Befehl sprichst, einen Streit mit Temeraire anzuzetteln; aber darum kann es nicht gehen. Wir können doch keinen englischen Drachen angreifen, der so klein wie ein Winchester ist. Sollen wir vielleicht einen offenen Kampf im Hafen austragen? Ich kann mir nicht vorstellen, was Rankin sich dabei gedacht hat.«
    »Das kann ich dir sagen«, antwortete Riley. »Er denkt, er muss unbedingt das Tier bekommen, koste es, was es wolle. Du kannst dir bestimmt vorstellen, wie unser Passagier das aufgenommen hat: Bligh hat mich sofort darüber informiert, er halte es für meine Pflicht, sicherzustellen, dass die Befehle der Admiralität hinsichtlich des Eis auch ausgeführt werden und dass er Seinen Lordschaften einen Bericht zukommen lassen wird, um ihnen mitzuteilen, dass er mich auf meine Aufgabe hingewiesen hat.«
    Und das Allerletzte, was Riley im Augenblick gebrauchen konnte,
war auch nur die Andeutung, er könne Befehle missachten oder eigensinnig sein, vor allem wenn es irgendein Anzeichen dafür gab, dass Laurence diesen Widerstand provoziert haben oder sogar dafür verantwortlich gewesen sein könnte. Ihre Verbindung hatte Rileys Leumund bei den Lordschaften ohnehin schon maßgeblich beeinträchtigt. Inzwischen stand er im Dienst ständig unter argwöhnischer Beobachtung wie alle Männer, die früher mit Laurence zu tun gehabt hatten. Vielleicht würde es Bligh nicht gelingen, seine Rehabilitierung in der Kolonie durchzusetzen, und durch seine schlechte Führung dort könnte er sogar eher die Verachtung als die Sympathie der Admiralität auf sich gezogen haben. Das bedeutete aber noch lange nicht, dass die Führungsriege der Marine nicht gleichzeitig jeden Vorwurf ernst nehmen würde, den Bligh versuchen würde, Riley in die Schuhe zu schieben.
    Dazu kam, wie Laurence wusste, dass ihnen ein neuer Grund gegeben worden war, Temeraire und jeden, der auch nur im Entferntesten mit ihm in Verbindung gebracht werden konnte, misstrauisch zu beäugen. Auch Temeraire hatte einen Brief erhalten, der bei der Post war, die die Beatrice befördert hatte. Er stammte von Perscitia, der es offenbar irgendwie gelungen war, an einen Schreiber zu kommen.
     
    Wir haben den ersten Pavillon bereits fertig gebaut …
    »Oh«, stieß Temeraire traurig aus, »und ich bin nicht da, um ihn mir anzusehen.«
    … und haben einen zweiten begonnen. Wir haben nicht gewusst, woher wir die Mittel dafür nehmen sollen, denn es ist erstaunlich, wie schnell einem das Geld ausgeht. Die Regierung hat versucht, uns alle davon zu überzeugen, das Gebäude zu verlassen und wieder ins Zuchtgehege zurückzukehren. Und das, obwohl wir beinahe fertig waren, falls du dir das vorstellen kannst. Die versprochene Versorgung kam erst sehr spät und nach und nach, und wenn sie uns Vieh
schickten, dann war es dünn und wenig schmackhaft. Also mussten wir uns unser Essen selber kaufen, und alles ist augenblicklich sehr teuer. Natürlich ist Requiescat auch noch immer ein Vielfraß. Aber wir haben uns etwas einfallen

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