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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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wollen und fügte hinzu: »Aber wenn er es in fünfzehn Minuten nicht schafft, ist jemand anders an der Reihe. Und du kannst ganz sicher sein, dass diese fünfzehn Minuten alles sind, was ihm gewährt wird. Mehr kann ich nicht tun.«
     
    »Aber das ist nicht alles, was ich tun kann«, sagte Temeraire, der rot angelaufen war, »und ich werde nicht herumsitzen und zulassen, dass er Netze und Ketten und Kapuzen über den Schlüpfling wirft. Es ist mir egal, dass der Jungdrache dann nicht mehr in der Schale ist. Meiner Meinung nach ist es fast genauso, als wenn er noch ein Ei wäre.«
    Ihm war klar, dass das nicht die übliche Art und Weise war, die Sache zu betrachten. Aber solange der Schlüpfling noch nicht gegessen hatte und vielleicht sogar noch ein Stückchen Schale irgendwo auf seiner Haut klebte, konnte man sich schließlich nicht sicher sein, dass er seine Angelegenheiten schon selber regeln konnte, und so war immer noch er, Temeraire, verantwortlich. »Und außerdem«, fügte er hinzu, »mag ich Rankin überhaupt nicht, und ich sehe nicht
ein, dass er irgendein Recht darauf haben sollte, noch einmal Kapitän zu werden. Soll er doch herkommen und es versuchen, dann werde ich ihn zu Boden schlagen.«
    »Du wirst nichts tun, was Granby nicht möchte«, kreischte Iskierka und stieß aufgeregt eine kleine Dampfwolke aus.
    »Als ob du irgendetwas dazu zu sagen hättest«, entgegnete Temeraire kühl. »Und überhaupt machst du jeden Tag Dinge, die Granby nicht möchte.«
    »Nur, wenn es ganz besonders wichtig ist«, sagte Iskierka hochmütig, was eine monströse Lüge war, »und das ist auch ganz was anderes. Du kannst ruhig mal an Granby denken, wo du mir doch immer vorwirfst, ich würde mich nicht genug um ihn kümmern. Ich werde nicht zulassen, dass man ihn als Kapitän rauswirft, wie du es bei Laurence hast geschehen lassen, nur weil du dich wieder einmischen musst und dir Sorgen über geschlüpfte Drachen machst«, fügte sie hinzu. Dieser Seitenhieb saß, und Temeraire zuckte zusammen und legte seine Halskrause wieder an.
    »Außerdem«, fügte Iskierka hinzu, »habe ich diesen Rankin schon gesehen. Der Mann ist sogar kleiner als ein Pony. Ich hätte ihn schon nach den ersten Rissen in der Schale zu Asche niederbrennen können.«
    »Wenn er dich gewollt hätte, dann hätte er dich auch bekommen, und damit basta«, sagte Temeraire, aber dies war nur ein armseliges Auflodern von Streitlust und kein wirkliches Argument, und so ließ er den Kopf auf den Boden sinken und starrte missmutig die Eier an.
    Etwas später sagte er zu Laurence: »Ich schätze, wenn der Schlüpfling ihn nicht annimmt, wird er es ein zweites Mal versuchen und dann ein drittes Mal. Ich bin mir sicher, dass er nicht einfach wieder verschwinden wird, wo er doch diesen ganzen Weg auf sich genommen hat, um irgendwo hinzugelangen, wo ihn niemand haben will, nur um dort Schwierigkeiten zu machen.«
    »Nur um dort einen neuen Drachen zu bekommen. Aber mit dem davor hast du vermutlich recht, fürchte ich«, erwiderte Laurence leise. »Aber da können wir nicht viel gegen tun, mein Lieber, wenn wir Granby nicht in eine sehr schwierige Lage bringen und unsere eigene noch verschlimmern wollen. Die Eier sind rein formal nicht in unserer Obhut, sondern in seiner.«
    »Aber Arkady hat mir seines anvertraut«, beharrte Temeraire, »und ich habe ihm mein Wort gegeben, darauf aufzupassen; da habe ich also jedes Recht, besorgt zu sein.«
    Laurence zögerte, dann stimmte er mit düsterer Miene zu. »Das lässt die Sache in einem anderen Licht erscheinen.« Aber es eröffnete keine andere Lösung, außer Rankin zu zerquetschen, was in Anbetracht der Größenunterschiede nicht fair erschienen wäre. Außerdem beharrte Laurence darauf, den Gedanken nicht weiter zu verfolgen, ungeachtet des Briefes von Admiral Roland.
     
    Laurence versuchte ohne große Begeisterung, Temeraire auf andere Gedanken zu bringen. Unter anderen Umständen hätte er nicht viel dagegen einzuwenden gehabt, wenn Rankin zerquetscht worden wäre, und in der augenblicklichen Situation wäre ein solches Ereignis nicht nur keineswegs bedauerlich, sondern geradezu wünschenswert. Laurence’ Gefühle in dieser Angelegenheit verstärkten sich am folgenden Morgen, als Riley bei ihnen vorsprach. Laurence hatte es vorgezogen, noch einmal außer der Reihe eine Nacht hoch oben auf dem Felsvorsprung in seinem kleinen Zelt zu verbringen, wo es noch immer um Längen bequemer war, als an Bord des Schiffes

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