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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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sie zuzurennen. Temeraire fühlte sich seltsam; sein Kopf war wie benebelt, und seine Flügel fühlten sich bleischwer an. Er atmete tief ein und hustete ebenfalls. Seine Kehle und seine Brust waren eng, als ob jemand Ketten um ihn herumgeschlungen hätte und jetzt versuchen würde, sie festzuzurren. »Hoch«, brüllte Laurence, »Temeraire, du musst hochfliegen«, und Temeraire dachte, aber ich muss doch warten , und er fühlte sich so müde. Aber dann traf ihn ein stechender
Schmerz an den Hinterläufen, und er riss die Augen auf: Wann hatte er denn bloß die Lider geschlossen?
    »Bring das Ei aus dem Feuer, du verfluchtes Tier«, rief Rankin von hinten, und das Ei … das Ei … Mit einer riesigen Kraftanstrengung mühte sich Temeraire auf die Beine und stieß sich ab, und seine Flügel verteilten eine wabernde Welle von brennend heißem Wind, der von unten aufstieg und ihn hinterrücks traf; Maynard baumelte aus dem Bauchnetz, nachdem man ihn gerade noch hatte hereinziehen können, und das Fass unten auf dem Boden war für kurze Augenblicke eine bläulichweiß brennende Fackel, die aus dem Rauch hervorstach. Temeraires Hinterläufe schmerzten. Einige Blutstropfen quollen dort hervor, wo ihn Caesar kräftig mit den Klauen gekratzt hatte, und liefen an seinen Beinen hinunter, während er versuchte, an Höhe zu gewinnen. Seine Flügel gehorchten ihm noch immer nicht richtig.
    Caesar war vor ihm. Lang gestreckt flog er in vollem Tempo in gerader Richtung und schlug unablässig mit seinen Schwingen. Temeraire fixierte seinen grauen Körper mit den Augen und flog hinterher, so gut er konnte. Der Rauch stieg weiter zu ihnen auf in dünnen Fäden, die zu Säulen und schließlich zu Wänden wurden, die sich über dem Boden verdichteten, nachdem sie alles darunter verzehrt hatten. Temeraires Atem pfiff schmerzhaft in seiner Kehle, und jeder Zug erforderte eine besondere Anstrengung. Mit einem Mal brüllte der Donner ganz in der Nähe aus den aufgetürmten Wolkenbänken zu ihnen herunter. Einem Instinkt folgend, duckte Temeraire sich weg, doch ohne großen Erfolg. Der Blitz hatte bereits in ungefähr einer Viertelmeile Entfernung in den Boden eingeschlagen, und ein weiterer Baum auf einem Hügel brannte wie eine rot-goldene Fackel.
    Die kalte Luft fühlte sich besser auf seiner Haut und in seiner Kehle an, aber der Wind schlug ihm von der Seite entgegen, erst einmal und dann noch mal. Ein plötzlicher Regenschwall traf ihn
von oben, der nass und erschreckend kalt nach der Hitze war, und dann geriet Caesar ins Taumeln. Sein linker Flügel und seine Schulter wurden kräftig nach unten gedrückt, sodass seine andere Seite unmittelbar dem nächsten Stoß ausgesetzt war und er hin- und hergeworfen wurde. Temeraire schaffte es unter Aufbietung all seiner Kräfte, so weit an Tempo zuzulegen, dass er gerade noch rechtzeitig unter Caesar gelangte, um ihm helfen zu können, sich wieder zu fangen. Ein scharfer, stechender Schmerz durchfuhr ihn, als Caesars Klauen seine Haut aufrissen.
    Kaum hatte Caesar das Gleichgewicht wiedergefunden, da wurden sie auch schon durch einen Windstoß getrennt, und ein weiterer ließ Temeraire plötzlich zehn Meter in die Höhe schießen. Nur mühsam gelang es ihm zu verhindern, dass seine Flügel auf seinen Rücken peitschten.
    »Laurence, Laurence«, rief Temeraire, um sich zu vergewissern, dass Laurence nicht verletzt worden war, weder von Caesars Klauen, noch von seinen eigenen. Besser gesagt: Temeraire wollte versuchen, etwas zu rufen, aber soweit er das beurteilen konnte, löste sich kein Laut aus seiner Kehle. Wieder ertönten neben und über ihm, ja überall gleichzeitig, Donnerschläge wie Kanonenschüsse oder Schlimmeres. Blitze ließen den Himmel wie von Schwarzpulverfeuer erglühen und beleuchteten die dräuenden Wolken, die auf- und abwogten wie Gebirge voller höhlenartiger Tiefen, die tückischerweise Schutz verhießen. Die Wolkenungetüme bauschten sich an den Rändern auf und wurden größer und wieder kleiner, als wären sie etwas Lebendiges.
    Temeraire versuchte, die Ursache für seine Schmerzen herauszufinden, und hätte sich dabei beinahe den Hals verrenkt; der einzige Trost, der ihm blieb, war die Tatsache, dass das Ei sicher an seinen Brustknochen geschmiegt war. Das Wachstuch, in das man es eingewickelt hatte, glänzte nass vom Regen. Aber das Geschirr sah gar nicht so fest aus, dachte er plötzlich besorgt. Da traf ihn der
Wind auch schon wieder, und er taumelte durch die

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