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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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eine kleine, freie Fläche mit nackter roter Erde und gelbem Gras, zwischen einigen größeren Dünen verborgen, die sie ein wenig vor den Windböen schützten. Die Wolken hatten sie nun schon beinahe eingeholt, und vereinzelte Regentropfen lösten sich, die jedoch nicht die eifrig ausgestreckten Kanister und Becher füllten, sondern nur Spuren im weicheren, lockeren Erdboden und kleine, dunkle Flecken auf der Kleidung der Männer hinterließen und die trockenen Grashalme zum Rascheln brachten. Es war noch immer drückend heiß. Die dunklen Wolken rollten über den Himmel und waren nach dem langen, schleichenden Vorrücken mit einem Mal verblüffend schnell, und die Sonne verschwand.
    Überall um sie herum züngelten weitere lang gezogene Blitze am weithin offenen Horizont, und die Donnerschläge brüllten und stöhnten, sodass man beinahe glauben konnte, sie wollten einem etwas mitteilen. Temeraire konnte den Versuch nicht lassen, etwas
heraushören zu wollen. Immer wieder hatte er das Gefühl, kurz davor zu sein, etwas zu verstehen, als würde er die Grundzüge einer nur etwas anderen Sprache lernen und habe gerade ein oder zwei vertraute Wörter aus einem Meer von neuen Lauten ausgemacht.
    Der Wind drehte und blies ihnen plötzlich kräftig ins Gesicht. Nun schlug Temeraire wenig erfrischender Sprühregen in Augen und Nüstern und ließ ihn den angesammelten Staub spüren, sodass er blinzelte, seinen Kopf schüttelte und schnaubte. Mit der Zunge nahm er den schwachen Geruch von Rauch auf. Lila und Orange überzogen den Himmel, und Temeraire spreizte die Flügel noch etwas weiter, um das Ei besser vor dem Wind zu schützen.
    »Seltsame Farben hier«, bemerkte Caesar beunruhigt und stellte sich auf die Hinterbeine. Er war ein gutes Stück gewachsen, und wenn er sich reckte, dann reichte sein Kopf schon beinahe bis an Temeraires Schulter. Es war in der Tat eine seltsame Farbe; ein lebendiges rotes Glühen, als habe jemand quer über den Horizont einen Strich gemalt. Er veränderte die Farbe des Himmels und verlieh den Wolken einen umbrafarbenen Ton, sodass sie zugleich blau, schlammfarben und orangerot leuchteten. Noch immer flammten Blitze davor auf, auch wenn sie jetzt schwer zu erkennen waren.
    »Könntest du mich bitte mal hochheben?«, fragte Laurence, und Temeraire tat ihm den Gefallen, damit er besser sehen konnte. Laurence stand auf Temeraires Schulter und schaute durch sein Fernrohr, dann sagte er: »Vielen Dank. Kapitän Rankin, Mr. Forthing, ich denke, wir sollten lieber alle wieder an Bord gehen.«
     
    Das Feuer raste mit erschreckender Geschwindigkeit auf sie zu: ein leises Zischen unter dem unablässigen Krachen des Donners und dem schroffer Wind, in dem große Heimtücke und entsetzlicher Hunger mitschwangen. Laurence schrie über das Getöse hinweg: »Verflucht noch mal, werfen Sie das weg und machen Sie schon!«, als einer der Strafgefangenen zögerlich durch die grauen Rauchschwaden
hinter einem der Büsche hervortrat, während er ein Rumfass hinter sich herzog, das er nach ihrem Landen für seinen persönlichen Bedarf entwendet hatte. Die anderen Männer johlten, schrien und riefen ihm zu: »Bring es rauf, Bob, und dieses eine Mal werden wir während des verdammten Fluges einen Mordsspaß haben. Du wolltest das doch wohl nicht alles für dich allein haben, du versoffener Hurensohn? Nein, das wolltest du ganz bestimmt nicht.«
    Maynard blieb stehen und bückte sich, um sich das Fass auf die Schultern zu hieven. Das Feuer war noch in einiger Entfernung, eine breite, rauchgeschwängerte Wand aus wütendem Orange, hinter einem Rauchschleier verborgen. Doch die gelben Spitzen der Gräser entlang der Dünenkette hinter ihnen waren, als Temeraire sich hinabbeugte, bereits rotglühend entzündet, und ein wabernder, beinahe greifbarer Hitzeschwall quoll Temeraire ins Gesicht und raubte ihm fast den Atem.
    Maynard schwankte auf sie zu, und das Rumfass leckte. Kleine Funken von blauem Feuer sprühten, wenn die Tropfen auf dem Boden aufprallten, und verfingen sich in den ausgedörrten Grashalmen. Und dann schlugen die Flammen vor seinen Füßen hoch, und der Rauch stieg in dünnen Säulen auf, die sich rasch zu einem Vorhang schlossen. Temeraire konnte überhaupt keine vereinzelten Feuer mehr ausmachen, sondern die ganze Welt hinter den Dünen war eine einzige Feuersbrunst, und er selbst war von dicken, beißenden Qualmwolken eingehüllt.
    Der Mann ließ das Fass fallen und begann hustend und keuchend, auf

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