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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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Augen, und der rote Sand scheuerte an seinen Flanken und sammelte sich bei jedem Flügelschlag unter seinen Schwingen und juckte. Schließlich begannen die Männer im Bauchnetz, leise und trübsinnig von zu Hause zu erzählen, und riefen hin und wieder, ob man nicht Halt machen könne, »nur für einen kleinen Grog, Sir, das ist doch sonst unmenschlich bei diesen Temperaturen«.
    Auch Caesar murmelte und beklagte sich, was aber durch die Hitze und den Wind kaum zu hören war. Nach einer Stunde rief er plötzlich: »He, was ist denn das?«, und Temeraire blieb mitten in der Luft mit kreisenden Flügeln stehen und riss den Kopf herum.
    »Ich glaube, ich habe da etwas gesehen«, meinte Caesar, doch Temeraire war schon hin- und zurückgeflogen, hatte aber nicht das schwächste Aufblitzen einer fremden Farbe zwischen all den Büschen und Bäumen ausgemacht, keinen Pfad und noch viel weniger eine Lichtung, die sich für ein Lager angeboten hätte. Tharkay schüttelte ebenfalls den Kopf, als Temeraire sich bei ihm erkundigte.
    »Nun, es war auch eigentlich keine Farbe«, sagte Caesar nachdenklich, als man ihn genauer befragte; er flatterte träge in Kreisen herum, während Temeraire suchte. »Ich hatte nur gedacht, ich hätte eine Bewegung gesehen, doch kaum hatte ich dir das zugerufen, hörte sie auch schon auf. Nein, ich kann dir nicht genau sagen, wo; in diesem Land sieht für mich alles gleich aus. Ich denke, es ist schon ganz schön wunderbar, dass ich überhaupt etwas bemerkt habe.«
    »Wunderbar«, sagte Temeraire, »vor allem, wenn du nicht mal
sagen kannst, was du gesehen hast, und niemand sonst es entdecken kann.«
    »Gut zu wissen, dann muss ich mir ja beim nächsten Mal gar nicht erst die Mühe machen, wenn meine Anstrengungen so wenig geschätzt werden«, sagte Caesar, straffte seine Schultern und streckte seine mit roten Streifen überzogene Brust vor. »Genauso habe ich mir das vorgestellt. Natürlich ist es mein Fehler, dass du jetzt nichts findest. Wenn du meine Meinung hören willst: Du würdest auch dann nichts bemerken, wenn sich hundert Eingeborene vor uns im Gras verstecken würden. Wir sollten einfach ganz woanders hinfliegen, dann könnten wir wenigstens in Ruhe landen und uns erholen.«
    »Ich bin nicht so faul, dass ich vor dem Mittag schon eine Pause brauche«, entgegnete Temeraire. »Wir haben schon eine Menge Zeit verschwendet, weil du weiß der Himmel was gesehen hast.«
    Rankin stand in seinem Geschirr auf Caesars Rücken und schaute nach hinten. »Wir werden in spätestens einer Stunde landen müssen«, sagte er. »Da zieht ein Gewitter auf.«
    »Was bringt ihn denn nur auf eine solche Idee?«, sagte Temeraire zu Laurence, während er seinen Kurs beibehielt. Der Himmel war klar, wenn man von einer kleinen Wolkenbank hinter ihnen absah, die aber nicht sehr schnell vorwärtstrieb.
    »Ich bin auf Kurierdienstflügen unterwegs gewesen, seitdem ich zehn Jahre alt war. Ich kann, verdammt noch mal, einen Sturm im Voraus riechen«, sagte Rankin mit ausdrucksloser Stimme, als Caesar zu ihnen aufgeschlossen hatte, und zwanzig Minuten später war Temeraire gezwungen, ihm recht zu geben. Der Wind, der ihnen entgegengeschlagen war, legte sich zunächst, aber dann setzten immer stärker seltsame Böen ein. Etwas Schweres lag in der Luft, und als sie weiterflogen, türmten sich die Wolkenmassen hinter ihnen zu einer lang gezogenen, dunklen Masse auf, und das Blau des Himmels überzog sich mit durchscheinendem Grau und seetanggrünen Schwaden. Die Bäume unter ihnen, die gerade noch von der Sonne
angestrahlt worden waren, waren nun bleich, und die Äste wirkten beinahe weiß.
    »Bestimmt wird der Wind alle Spuren verwischen«, sagte Temeraire unglücklich zu Laurence. »Was können wir denn tun? Ich denke, wir sollten weiterfliegen und versuchen, dem Unwetter vorauszueilen, oder?«
    »Ich fliege bei diesem Wetter bestimmt nicht weiter.« Caesar spähte aufmerksam hinter sich, und wie um seine Worte zu unterstreichen, löste sich unvermittelt ein lautloser, gegabelter Lichtblitz direkt zur Erde, mit dünnen Verzweigungen, und durchschnitt einen Moment lang die Dunkelheit. Das Grollen des Donners ertönte einen langen, sich dehnenden Augenblick später, und ein dünner, grausträhniger Regenvorhang floss auf einer Seite der Wolke hinab.
    »Das sollten wir wirklich besser nicht tun«, sagte Laurence grimmig, »und wir sollten auch auf keinem erhöhten Boden landen; du bist einfach zu groß.«
     
    Sie fanden

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