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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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rasch zur abgewandten Seite des hervorstechenden Felsens hinunter.
    »Oh, nicht schon wieder«, beklagte sich Caesar, »und wir haben noch nicht einmal gefrühstückt«, doch Temeraire beachtete
ihn überhaupt nicht. Er schob sein Maul in eine niedrige, halbverborgene Spalte im Gestein und riss mit den Krallen das Buschwerk ringsum fort. Und dort, auf der Erde, lag ein kleiner Haufen mit Bruchstücken von glänzendem, rot glasiertem Porzellan. Das zitronengelbe Vogelmuster darauf war in Stücke zerschmettert worden.

9
    »Ich wünschte, ihr könntet euch mal entscheiden«, maulte Caesar. »Suchen wir nun nach Schmugglern oder Eingeborenen oder nach dem Ei? Und können wir nicht stattdessen lieber nach was Essbarem Ausschau halten?«
    »Bitte stell dich nicht so beschränkt an«, antwortete Temeraire, »wir suchen natürlich nach allen dreien, und außerdem schließt das eine das andere nicht aus. Und wir werden etwas zu essen suchen, wenn Tharkay die Spuren untersucht und herausgefunden hat, in welche Richtung wir weiterfliegen sollen.«
    Dieser Schluss schien Temeraire so offensichtlich, dass er sehr erstaunt war, als er feststellte, dass Rankin der Gedanke völlig neu war. Und selbst Laurence sagte zu Tharkay: »Könnten denn die Eingeborenen tatsächlich verantwortlich für den Schmuggel von Waren sein? Ich denke, die Franzosen könnten sie damit beliefern, vielleicht über einen entfernt liegenden Hafen …«
    »Das würde ihnen auf jeden Fall eine Menge Arbeit ersparen«, antwortet Tharkay, »auch wenn ich nicht verstehe, wie die Eingeborenen davon profitieren sollten, wenn sie sich die Mühe machen, große Mengen von Gütern quer durch die Weiten eines ganzen Kontinents zum Markt nach Sydney zu schaffen.«
    »Warum sollten sie die Waren nicht für sich selbst haben wollen?« , fragte Temeraire. »Das Porzellan ist schließlich ausgesprochen hübsch, auch wenn die Schmuggler mal wieder sehr unvorsichtig damit umgegangen sind.« Wenn es noch heil gewesen wäre, hätte das Stück jedem gefallen müssen, dachte er. »Im Grunde will ich natürlich nicht, dass etwas so Schönes kaputtgeht. Aber wenn
sie das Porzellan ohnehin zerbrechen, dann wäre es doch sehr hilfreich, wenn sie auf ihrem Weg auch noch andere Scherben fallen lassen würden. Und vielleicht tun sie das ja. In welche Richtung sind sie gezogen?«, fragte er, was schließlich der eigentlich wichtige Punkt war.
    Es war allerdings entmutigend, dass Tharkay darauf beharrte, die Überreste seien schon älter und lägen auf jeden Fall schon seit dem letzten Regen dort herum, der mit Sicherheit nicht in der zurückliegenden Woche niedergegangen war. Und das wiederum bedeutete, dass es viel zu lange her war. Doch Tharkay ließ sich nicht davon abbringen. Temeraire seufzte ein bisschen, aber wenigstens war das trotzdem eine Spur: Wenn die Schmuggler diesen Weg früher mal genommen hatten, dann war es wahrscheinlich, dass sie ihn in die eine oder andere Richtung noch einmal benutzen würden.
     
    Temeraire grub seine Zähne hungrig in das Stück Fleisch in seinen Klauen. Sie hatten ihren Weg fortgesetzt und dabei einige Kängurus fürs Frühstück erlegt. An Laurence gewandt, sagte er: »Es wäre doch eine gute Lösung, wenn wir weiterfliegen und dann darauf warten würden, dass die Schmuggler zu uns kommen, jetzt, wo wir wissen, dass sie nicht vorhaben, das Ei irgendwo auf ein Schiff zu schaffen und übers Meer fortzubringen, sodass wir es niemals wiederfinden könnten.«
    Er hielt nun nach weiteren Scherben oder zerbrochenen Stücken Ausschau, als der Flug weiterging. Wenn der Boden nicht eine so unangenehm grelle Farbe gehabt hätte, dann wäre alles viel einfacher gewesen. Sie überflogen auch Gebiete, die viel schwieriger abzusuchen waren. Temeraire waren jene Landschaftsstriche lieber, wo die Bäume und Sträucher spärlich und schwarz vom Feuer waren und das Gras sehr niedrig stand. Aber am Nachmittag, als sie ein ausgetrocknetes Flussbett überquert hatten, das von dunkelgrünem Buschwerk gesäumt war, wurde die Vegetation wieder üppiger.
Überall waren riesige, strohgelbe, struppige Grasnarben und hellgrüne, zarte Büsche zu sehen, und die Bäume knospten.
    Caesar war keine Hilfe. Mal behauptete er, dass man hier nicht gut jagen könne, dann, dass sie wahrscheinlich die Spur verloren und dass die Eingeborenen einen ganz anderen Weg eingeschlagen hätten, und immer so fort. Und ständig blies der heiße, staubige Wind Temeraire in die Nüstern und

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