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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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Verurteilten sagen konnte, war, dass sie sich ruhig verhielten und nicht im Weg waren, nachdem man ihnen eine reduzierte Menge an Grog ausgeschenkt hatte. Maynard war gezwungen, seinen eigenen Becher auf der anderen Seite des Lagers zu trinken, allein und in Ungnade gefallen.
    »Ich würde es gar nicht gerne sehen, wenn wir mit diesem Geschirr weiterfliegen würden, Sir; es muss in Ordnung gebracht werden«, sagte Mr. Fellowes und kletterte an Temeraires Flanke hinunter, in der Hand ein Stück vom Geschirrleder, um Laurence eine Schnalle zu zeigen, die aussah, als wäre sie aus weichem Ton gefertigt, den man gedehnt hatte, bis er völlig formlos geworden war. »Und das ist noch nicht einmal die schlimmste: Alle Schnallen sind unbrauchbar geworden. Ich denke, die Hitze hat sie fast schmelzen lassen, und nun haben sie sich verzogen, weil wir so herumgeschleudert worden sind.«
    »Versuchen Sie mit dem auszukommen, was wir an Ersatz dabeihaben, Mr. Fellowes. Auf jeden Fall ist nicht daran zu denken, dass wir morgen schon weiterfliegen«, antwortete Laurence müde und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. Temeraire würde eine Pause brauchen, und die Verfolgung der Diebe würde warten müssen, wenn sie sie nicht ganz würden aufgeben müssen. »Mr. Forthing, Mr. Loring, wir werden hier in diesem Lager ein wenig Ordnung schaffen, denke ich. Zünden Sie uns einige Feuer an und räumen Sie weg, was wir hier nicht gebrauchen können. Und diese Gentlemen könnten bitte in unmittelbarer Nähe zum Wasserlauf
eine Grube ausheben, die uns mit etwas saubererem Wasser versorgen wird.«
    »Ja, Sir«, antwortete Forthing und machte sich daran, die Verurteilten zur Arbeit anzutreiben, was bedeutete, dass er diejenigen, die etwas weniger grün im Gesicht als andere waren, anwies, ihre Schaufeln zu holen. Laurence fiel erst jetzt auf, dass er gar nicht gemerkt hatte, wie er Befehle erteilte, und dass die Offiziere keine Probleme damit gehabt hatten, sie zu befolgen; hier kamen eine außergewöhnliche Situation und alte Gewohnheit zusammen, dachte Laurence, und zwar auf beiden Seiten.
     
    Die Sonne ging nun hinter den Wolkenfetzen und den Rauchschwaden unter, und der Himmel nahm eine wirklich ausgefallene und beeindruckende Färbung an: lila und dunkelrot. Und ein grelles Rosa. Die Wolken waren golden eingerahmt, und Lichtstrahlen fielen, wie von einem Leuchtturm ausgeschickt, durch Lücken darin. Die Männer hatten nicht mehr genug Kraft, um viel zu bewegen. Es gelang ihnen, mit ihren Schaufeln die schlimmsten, qualmenden, stinkenden Überreste der Vegetation zusammenzuschieben. Das Loch wurde in einer Bachbiegung ausgehoben und begann sich langsam mit Wasser zu füllen, das auf seinem Weg durch das Erdreich gefiltert wurde.
    Es gab Zwieback und Fleisch, das vollkommen ohne Geschmack und Geruch war und sich nur schwer kauen ließ. »Lassen sie sich durch Kochen weicher machen?«, fragte Laurence Gong Su bezüglich der drei Kängurus, die sie für Temeraire zur Seite gelegt hatten. Gong Su nickte und fügte dann hinzu: »Am Morgen werden sie besser sein.« Laurence nickte und weckte Temeraire nicht zum Essen auf.
     
    Sie schliefen unruhig und ließen die ganze Nacht hindurch vier Mann Wache halten. Überall in den Ebenen glomm noch gelegentlich etwas Feuer und ließ sie aussehen wie Felder voller golden verglühender
Sternschnuppen, und ein Nebel von orangefarben angeleuchtetem Rauch hing im Westen, als ob die Sonne nicht hatte untergehen wollen, sondern nur zum Horizont hinabgeklettert war. Das Tosen des Wassers im übervollen Bach wurde nach und nach leiser. Laurence erwachte zwei Mal davon, dass Temeraire von heftigem Husten geschüttelt wurde. Schauer liefen über seine Haut, und er streckte seinen Kopf angestrengt vor. Doch er wachte nicht richtig auf, und seine Augen waren auch dann noch zu Schlitzen geschlossen, als er erbebte und streifig grauen Schleim ausspuckte.
     
    »Nein, mir geht es gut, sehr gut«, krächzte Temeraire am nächsten Tag wie ein Frosch, obwohl er das Kängurufleisch, in kleine, lockere Stücke zerteilt, nur sehr langsam, widerwillig und sichtlich unter Schmerzen hatte schlucken können. »Wir müssen aufbrechen und wieder die Spur aufnehmen.«
    »Mein Lieber«, sagte Laurence leise und fühlte sich wie ein Schuft, »ich verstehe deine Gefühle, aber wir müssen die Sache pragmatisch angehen. Wir haben an das Ei zu denken, das sich noch in unserem Besitz befindet, und seine Sicherheit über die des

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