Drachenfluch1: Zauberschmiedekunst (German Edition)
selbst hasste, sobald sie weit genug von ihm entfernt war, um nicht mehr unter seinem direkten Bann zu stehen. Hauptsache, sie liebte ihn, sobald er ihr nahe war.
„Sing für mich, meine Blume“, murmelte er mit geschlossenen Augen, während er sich ein wenig bequemer auf seinem taranvidischen Eichenholzstuhl zurechtrückte. Es war das teuerste Möbelstück in seinem Haushalt, in dem jedes einzelne Teil – von der Türglocke über die Einrichtung bis hin zu den Schuhen seiner Diener – eine erlesene Kostbarkeit war. Die Intarsien des Stuhls waren von Meisterhand angefertigt worden und nicht weniger als vier Könige der Nordlande hatten auf diesem Stuhl gesessen, bis Callin ihn erworben hatte.
Nesri massierte hingebungsvoll seine Füße und sang dabei eine westwindländische Ballade über unerwiderte Liebe, die Callin von seiner Mutter kannte. Das Leben war so wunderbar … Schon allein weil er die Macht besaß, alles zu bekommen, was er begehrte. – Na gut, fast alles.
Zauberschmiede sind nun mal von den Göttern gesegnete Glückskinder!, dachte er zufrieden. Er hatte mit ein wenig Magie seiner Blume das Herz gestohlen. Dass er dadurch gezwungen war, ihr das seine zu schenken, war ein geringer Preis, den er gerne zahlte.
Die Dämonenkönigin summte leise vor sich, während sie mit ihren überragenden Sinnen die Oberwelt beobachtete. Es beruhigte sie, die immer gleiche Abfolge von Tönen zu produzieren; auch sie konnte sich nicht vollständig gegen die Instinkte wehren konnte, die sie zwangen, die Sonne zu fürchten. Hier unten im Schlund war das Leben stets heimelig, kein launisches Wetter, kein Wechsel von Tag und Nacht, die Dasein und Gemüt beschwerten. Da es ihre Pflicht war, nach den Kindern zu sehen, die dort oben gestrandet waren, nahm sie diese Mühsal auf sich. Gegenwärtig waren Entwicklungen bei den Zauberschmieden im Gange, die ihr viel versprechend erschienen. Callin von Berken etwa, den hatte sie schon sehr lange im Visier. Die Matriarchin von Cha’ari regte sich ebenfalls und da waren noch einige andere …
Die Dämonenkönigin schnarrte zufrieden. Es gab zu viel Langeweile in ihrem unsterblichen Dasein, da war gut, dass sich die Dinge bald ändern würden.
Hoffentlich nicht wieder bloß ein Strohfeuer, wie vor kurzem, als dieser lächerliche Siebte Magierzirkel gegründet wurde. Nichts als ein paar Jahrzehnte Folterungen und Experimente an Männern, die niemand je vermisst hat und ein kurzer Krieg. Es soll Chaos, Furcht und Tod regieren, ausschließlich damit lässt sich da oben etwas bewegen!
Um die hundert Jahre war das mit dem Magierzirkel jetzt her, mehr oder weniger. Oder doch schon länger? Zeit bedeutete ihr nichts, zumal sie in der gleichmäßigen Finsternis des Schlundes nicht spürte, ob irgendetwas verging oder nicht. Sie rieb nachdenklich ihre Tentakel gegeneinander, als sich einmal mehr ungerufen das Bild dieses jungen Sterblichen aus Karsland vor ihre Facettenaugen schob: Jiru Hetvursohn. Kein Zauberschmied, einfach nur ein junger Mann ohne besondere Fähigkeiten oder Merkmale. Ein Dieb, der von der Hand in den Mund lebte, obwohl er lediglich seinen gesunden Körper verkaufen müsste, um es besser zu haben. Es gab zahllose Gönner, die sich über einen willigen Sklaven freuen würden, stattdessen hauste dieser Dummkopf lieber im Dreck, hungerte und fror. Ein bedeutungsloser Niemand, der in wenigen Jahren tot sein würde, sollte man meinen. Trotzdem hatte sie ihn bereits drei Mal während ihrer magischen Inspektionen getroffen.
War es nicht dieser Haran, der das erbärmliche Karsland gegründet hat, der sagte, dass weder Herkunft noch Talent eines Menschen darüber entscheiden, welche Taten er begehen kann?
In Harans Fall hatte dies der Wahrheit entsprochen, immerhin war aus dem Matrosenbastard, der als Waise von Priestern aufgezogen wurde, ein großer Herrscher und der erste Zauberschmied geworden.
Konnte ja keiner ahnen, dass er das Erbe der Magie auf dutzende Nachkömmlinge verteilen und damit eine regelrechte Seuche erschaffen würde!
Die Dämonenkönigin betrachtete Jiru noch einen Augenblick, der sich in ruhelosen Albträumen in seinem Mauerloch umherwälzte. So erging es jedem, den sie im Schlaf beobachtete. Irgendetwas war bedeutsam an dem jungen Mann. Sie würde herausfinden, was das war, egal, wie lange das dauern mochte.
Schlaf, Menschenkind, ich lasse dich nun ruhen. Schlaf …
Schweißgebadet schreckte Jiru hoch. Schon wieder dieser Traum! Ein Traum von
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