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Drachenfluch1: Zauberschmiedekunst (German Edition)

Drachenfluch1: Zauberschmiedekunst (German Edition)

Titel: Drachenfluch1: Zauberschmiedekunst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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Sohn eines Händlers im Nahkampf geschult. Bei den gefährlichen Warentransporten, die regelmäßig von Räubern überfallen wurden, musste sich jeder verteidigen können. Er war häufig von seinem Vater mitgenommen worden, als dieser noch groß im Geschäft gewesen war, hatte viel gesehen und gelernt, was ihm für das Überleben auf der Straße heute nützlich war. Diese Zeiten vermisste er mehr als alle anderen, in den kurzen Augenblicken, wenn er sich Trübsal und Selbstmitleid gestattete.
    In seinem Unterschlupf störte ihn niemand. Jedenfalls nicht ohne Mühe, da Jiru den Zugang mit einer Kette und einem schwerem Schloss gesichert hatte, zu dem nur er den Schlüssel besaß. Natürlich konnten seine Rivalen jederzeit das Schloss aufbrechen, allerdings es würde Spuren hinterlassen beziehungsweise so viel Lärm verursachen, dass man ihn nicht im Schlaf überraschen konnte. Hier fühlte er sich einigermaßen sicher, sofern das in dieser Umgebung überhaupt möglich war.
    Jiru zog die Kette durch den Eisenring und verriegelte das Schloss von der Innenseite. Anschließend klemmte er ein Brett unter das Gitter, um Licht, Wind und neugierige Blicke auszusperren. Er hockte nun in völliger Dunkelheit, in einem zugigen kalten Loch, das gerade groß genug war, um aufrecht zu sitzen oder zusammengerollt zu liegen. Rasch aß er noch etwas von seiner Beute, bevor er sich zum Schlafen niederlegte. Gewärmt wurde er lediglich von seinem fadenscheinigen Mantel, den er über sich ausgebreitet hatte. Selbst an heißen Sommertagen verhinderten die dicken Mauern, dass Wärme nach unten drang. Ein hartes Leben, das er nach seinem Empfinden bereits viel zu lange fristen musste. Bisher hatte er sich nicht entschieden, ob er die Hoffnung aufgeben sollte, dass es jemals besser werden würde …

    „Nesri!“ Callin klatschte laut in die Hände. Einen Augenblick später kniete seine Sklavin demütig zu seinen Füßen nieder. Seine cha’arische Blume. Cha’ari war geographisch die einzige Pforte zu den fruchtbaren Ländern der Westwindreiche – Karsland mochte riesig sein, seine Ausmaße schier endlos, doch ein großer Teil davon war öde Steppe und unwirtliche Berge. Die derzeitige Matriarchin von Cha’ari erlaubte ihnen nach der demütigenden Niederlage im letzten Krieg zumindest den Seehandel mit den Nordländern. Das änderte nichts an der Tatsache, dass die meisten Bewohner im Osten von Karsland bitterarme Bauern und Halbnomaden waren und auch in den wenigen Städten dort Hunger an der Tagesordnung war. Die südlichen Gebiete wiederum litten eher an zu viel als zu wenig Wasser: Hier gab es zahlreiche Sümpfe. Callin hasste es, in Haranstadt ausharren zu müssen, dieser erbärmlichen Ansammlung von Häusern und zu vielen Menschen ohne jede Kultur, doch es war vom Klima am angenehmsten und bot noch den größten Anreiz zum Ausharren. Karsland als solches war erbärmlich, die Sprache abstoßend, das Essen kaum erträglich für jemanden, der umgeben von Luxus, Feinsinnigkeit und kulinarischen Genüssen aufwachsen durfte. Andererseits konnte er in Karsland ein bedeutsamer Zauberschmied sein, während er in Cha’ari ein verachteter Niemand geblieben wäre …
    Liebevoll streichelte er über Nesris Kopf. Sie erinnerte Callin daran, was Schönheit wirklich bedeutete. Noch vor wenigen Wochen war Nesri eine freigeborene stolze Frau gewesen, die ihm mit Hass und Abscheu begegnet war. Dank des Rituals der magischen Unterwerfung gehörte sie jetzt mit Leib und Seele ausschließlich ihm.
    Ja, es hatte seine Vorteile, wenn man sich die Freundschaft seiner Verbündeten sicherte … Nesri war ein Geschenk von einem befreundeten Priester, der wusste, dass Callin Schönheit sammelte und ihm einen Gefallen schuldig gewesen war. Die junge Frau war von ihrer verarmten Familie an den Tempel des Rhadon, Gott der Händler, verkauft worden.
    Callin liebte ihre goldbraune Haut, ihre funkelnden Bernsteinaugen, das lichte Blond ihrer Haare, ihre zierliche Gestalt. Den weichen Singsang in ihrer Stimme zu hören, den Callin sich selbst mühsam abtrainiert hatte, war Balsam für sein heimwehkrankes Herz.
    „Nesri, mein Liebes, ich bin müde. Massier mir die Füße, ja?“
    Ihr strahlendes Lächeln machte ihn stolz und glücklich. Er wusste, dass ihre Verehrung für ihn nicht natürlich gewachsen war. Hätte sie frei wählen können, wäre sie in ihrer Heimat geblieben und hätte sich ihm niemals hingegeben. Ihm war es gleichgültig, dass sie ihn und sich

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