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Drachenfluch1: Zauberschmiedekunst (German Edition)

Drachenfluch1: Zauberschmiedekunst (German Edition)

Titel: Drachenfluch1: Zauberschmiedekunst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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sollte jemand den Raum betreten. Ausschließlich Callin und mit Widerwillen Nesri durften sein Gesicht sehen. Eine weise Vorsichtsmaßnahme, schließlich war dieser Mann in gewissen Kreisen wohl bekannt und niemand sollte erfahren, dass er sich gerade in Haranstadt aufhielt.
    „Ich muss aufbrechen, falls ich noch bei Tageslicht durch das Stadttor gelangen will, ich bin spät dran. Habt Dank für Eure Gastfreundlichkeit, sie war wie stets genauso erbaulich wie Eure Gesellschaft.“
    Callin lächelte, gerade weil er sich der Zweideutigkeit dieser Worte bewusst war. Er wäre enttäuscht gewesen, hätte sein Gast nicht wenigstens versucht, seine Abneigung ihm gegenüber deutlich zu machen.
    „Ich freue mich auf die Stunde unseres Wiedersehens. Nahib wache über Euch und gebe, dass Ihr immer so frohgemut sein werdet wie heute.“
    Das Lächeln wurde erwidert und selbst Callin entdeckte keine Spur von Abscheu oder Unmut darin. Ein würdiger Gegner war sein Gast! Genau das war der Grund, warum er sich tatsächlich darauf freute, ihm möglichst bald wieder zu begegnen.
    Wer braucht schon Freunde, wenn ein Feind doch viel unterhaltsamer sein kann!, dachte er schmunzelnd.

    Jiru schlich durch die nächtlichen Gassen. Hierher verirrten sich nicht einmal die Nachtwächter der Garde, dafür gab es allerlei Gesindel, das ihm bloß deshalb nicht für seine schlichte Anwesenheit die Kehle durchschnitt, weil es ihn als den abgerissenen Straßenköter erkannte, der er war. Würde jemand ahnen, dass er Silberbesteck bei sich trug, wäre ihm allerdings ein rasches Ende gewiss.
    Es stank erbärmlich aus den Gossen, in denen matschige Abfälle teilweise kniehoch lagen und verfaulten. Gerade jetzt im Sommer war es abscheulich, auf der Straße bei den Ärmsten der Armen hausen zu müssen. Die herrschaftlichen Viertel wurden selbstverständlich sorgsam gepflegt, jeder Bürger zahlte dort gerne seinen ‚Fegergroschen’, eine allmonatliche Abgabe in Höhe von fünf Kupferlingen, damit ein Heer von Straßenfegern alle Arten von Unrat beseitigten. In der nördlichen Unterstadt, wo teilweise drei Familien in einem einzigen Zimmer der bis zu fünfstöckigen Lehmbauten ausharrten, hatte niemand Geld für solchen Luxus. Die Hitze tagsüber machte alles nur noch schlimmer. Am liebsten hätte Jiru das Atmen vollständig aufgegeben, die Ausdünstungen und der Gestank der Kanäle waren betäubend.
    Es kam mindestens einmal im Jahr zu verheerenden Feuersbrünsten, die ausschließlich deshalb die anderen Viertel verschonten, weil die Unterstadt vollständig von dem Fluss Gibre umgeben war. Seit seiner Zeit auf der Straße hatte Jiru bereits drei Mal miterlebt, wie dutzende Menschen sterben mussten, weil die Stadtbüttel sämtliche Brücken gesperrt hatten und die Unglücklichen in den Fluten ertranken. Er selbst war jedes Mal entkommen, da die alte Stadtmauer nah bei der Westbrücke lag.
    Als er sein Ziel endlich erreichte, hastete er die Treppe zu einem Hinterhofkeller hinab. Dort unten hauste Giran, jener Halsabschneider, dem er das Besteck verkaufen konnte. Giran würde ihm kaum einen Bruchteil von dem geben, was das Zeug wert war, aber für zwei oder drei warme Mahlzeiten würde es wohl reichen. Mittlerweile bereute Jiru, dass er nicht skrupelloser zugegriffen hatte. In Markhalts Haus hatten genug kleine Gegenstände herumgelegen, die er mühelos hätte mitnehmen können. Jedes für sich war von geringem Wert, zusammen verkauft hätte es ihm sicher einen Tag länger weitergeholfen. Er war und blieb zu weichherzig … Was machte es schon, dass Anamia über den Verlust ihrer Tonschalen geweint hätte, da es Erbstücke ihrer Mutter waren? Wenn kümmerte es, dass die Messingfigürchen Jirus verstorbener Frau gehörten?
    Verstohlen klopfte er an der niedrigen Tür: dreimal kurz, zweimal lang, einmal kurz. Das Zeichen, das er ein vertrauenswürdiger Verkäufer war. Beinahe sofort wurden Schritte auf der anderen Seite laut. Jiru runzelte verwundert die Stirn – Giran ließ sich normalerweise ewig Zeit, damit die Verkäufer sich ausreichend unwichtig fühlen konnten.
    Ihm blieb ein weiterer Augenblick, in dem sein Instinkt ihn anbrüllte, sofort abzuhauen. Dann ging alles rasend schnell: Die Tür flog auf, Jiru wurde von kräftigen Händen gepackt, in den Raum gezerrt, zu Boden geschubst. Schon war die Tür wieder verriegelt. Jiru erkannte im flackernden Schein einer Laterne mindestens sechs Paar Füße, die in schweren Lederschuhen mit Eisenbeschlägen

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