Drachenfluch1: Zauberschmiedekunst (German Edition)
Es gab Dämonen in seiner Seele, die weitaus furchterregender und grausamer waren als Hiks es jemals sein könnte. Ilajas wollte nicht länger darüber nachdenken, wie es Jiru im Augenblick erging. Er wollte die Eifersucht nicht, diese nackte Eifersucht auf Yaris, glühender Neid, weil der sich den Mann nehmen durfte, den Ilajas so sehr begehrte und niemals haben durfte.
„Du könntest ihn jederzeit haben, der Kleine scheint mir jedenfalls keineswegs unwillig.“
„Hiks, bitte! Jiru muss sich bereits zwei Meistern unterwerfen. Ich bin das Letzte, was er braucht. Jedenfalls … ich will nicht bloß Seelentröster sein, oder ihn für meine Lust benutzen. Was unmöglich ist, da ich ihm nicht als Mann begegnen kann und nicht bereit bin, mich zu unterwerfen … Wenn überhaupt, dann will ich einen gleichwertigen Partner haben, der mir auf Augenhöhe gegenübertreten kann.“ Seine Gedanken schwammen bereits, Ilajas spürte, wie er langsam in den Schlaf hinüberglitt.
„Besondere Wünsche für deine Träume? Ah, warte, ich weiß schon Bescheid.“ Hiks kicherte verhalten. Zu müde, um etwas zu erwidern, brummte Ilajas lediglich vor sich hin. Er konnte es nicht leugnen, er freute sich auf die Traumgeflechte, die sein Dämon für ihn weben würde. Er wusste, er würde dort Jiru begegnen.
Hiks wartete geduldig, bis Ilajas in Tiefschlaf gefallen war. Oh, er würde seinem Menschen heute Nacht wunderbare Träume bereiten. Hiks war sehr geschickt darin. Schließlich hatte er jahrelange Übung, Ilajas hatte einiges in seinem jungen Leben durchlitten und darum häufig Bedarf an Schlafhilfen gehabt. Sobald Hiks wusste, dass Ilajas nichts mehr bewusst miterlebte, übernahm er die Kontrolle des Körpers und stand auf. Sein Ziel war dieser eine Mann, der fähig wäre, Hiks schöne Pläne zu stören: Uray.
Lautlos schritt Hiks durch die finsteren Flure, eine Treppe hinab, bis er vor Urays Schlafgemach stand. Noch einmal intensiv lauschen – Hiks wollte weder von einem Diener erwischt werden, noch Uray wach antreffen. Doch alles war still, lediglich gelegentliches Schnarchen bezeugte, dass Hiks‘ Opfer bereit war. Er musste ein Kichern unterdrücken, während er die Tür öffnete und in den Schlafraum huschte. Ilajas würde vermutlich ein ganzes Jahr lang Fleckenkohl essen, wüsste er, was der sonst so brave, vollkommen ungefährliche Hiks gerade anstellte ... Ohne Schwierigkeiten konnte er sich auf das Bett legen und seine Stirn gegen Urays Kopf lehnen. Der ältere Mann schnaufte, schlang seine Arme um Ilajas‘ Körper und schlief danach ahnungslos weiter.
Igitt, ist das eklig! Hiks schüttelte sich innerlich. Dann riss er sich zusammen und rief in einer Tonlage, die das menschliche Gehirn nicht wahrnehmen konnte: „ Hallo? Hallooo? Welcher Dämon wohnt denn hier?“
Ängstlich angespannt wartete Hiks, spürte, wie eine dämonische Präsenz erwachte. Alles hing davon ab, welcher Dämon an Uray gebunden war. Es musste auf jeden Fall ein hochrangiger sein, Uray war kaum weniger mächtig als Yaris. Lange Zeit geschah nichts. Hiks zögerte – er wollte niemanden durch Ungeduld verärgern, aber je länger es dauerte, desto größer war die Gefahr, dass Uray erwachte. Doch da regte sich der Dämon endlich und enthüllte seine Identität.
„Lolo!“, entfuhr es Hiks überrascht. Loca’lovotarixma gehörte zu den wenigen Dämonen, die sich als ‚eher weiblich‘ definierten – Dämonen konnten jederzeit beide Geschlechter annehmen, begriffen sich zumeist allerdings als ‚eher männlich‘, da sie so in körperlicher Gestalt über größere physische Kraft verfügten. Natürlich war das nebensächlich, sobald ihr Bewusstsein an Menschen gekettet wurde.
Lolo war vom Rang her Sursel nahezu ebenbürtig, sie musste es als schwere Erniedrigungen empfinden, an einen Menschen, dazu auch noch einen Mann gebunden zu sein. Hiks frohlockte insgeheim, dass war besser als erhofft!
„Wieso störst du mich, Hiks?“, fauchte Lolo ungnädig. „Wie kann ein nichtswürdiger Niemand wie du es wagen, mich überhaupt beim Namen zu nennen?“
Hastig erzählte Hiks alle Zusammenhänge – von Ilajas, Jiru, Callin, Yaris, und was Uray damit zu tun hatte. Lolos Ärger wurde rasch von intensiver Aufmerksamkeit ersetzt, gefolgt von wütender Erregung.
„Ich verstehe “, sagte sie schließlich. „ Mein Mensch hat einen negativen Einfluss auf Yaris. Ich werde mich mit Sursel beraten und ... Was?“ Sie unterbrach sich, hatte womöglich Hiks‘
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