Drachenfluch1: Zauberschmiedekunst (German Edition)
bist du vor Enttäuschungen sicher…“
Kilaja verdankte es ausschließlich ihrer lebenslang antrainierten Selbstbeherrschung, dass sie nicht schreiend aufsprang. Ihr Dämon sprach zu ihr! Noch nie hatte dieser sie eines Wortes gewürdigt, nicht einmal als Kind, als sie ihn innerlich stundenlang angebrüllt hatte, aus purer Neugier und Unwissenheit.
„Mein Name ist Shabablakrathari. Du darfst mich Shabab nennen. Und nein, ich hatte nie einen Grund, mit dir reden zu wollen und hätte auch weiterhin darauf verzichtet, wenn die Dämonenkönigin mich nicht geweckt hätte. Oh, du solltest dich setzen, bevor dir schwindelig wird oder ein Diener kommt und sich wundert, dass du Löcher in die Luft starrst.
Wo war ich? Ach ja, die Königin. Sie sympathisiert mit dir, normalerweise mischt sie sich nie in das Geschehen bei euch Menschen ein. Ich soll ab jetzt ein bisschen aufpassen und dir Ratschläge geben, damit du dich nicht zu sehr von deiner alten Liebe zu Callin und dem Hass auf deine weniger alte Liebe ablenken lässt. Verräter nennst du ihn, also, den zweiten Geliebten, der ja mittlerweile Callins Verbündeter ist, nicht wahr? Ist tatsächlich eine komplizierte Sache geworden.“
„Was soll ich tun?“, fragte Kilaja, die sich mittlerweile wieder gefangen hatte. Mit der Dämonenkönigin auf ihrer Seite könnte sich das Spiel tatsächlich zu ihren Gunsten entscheiden!
„Geduldig warten, deine Nesri nicht ständig ansprechen, ob sie Neues weiß und ein bisschen Vertrauen üben. Deine Visionen zeigen dir bloß Nebelschleier, weil die Zukunft gerade ein wenig durcheinander geraten ist. Keiner weiß, wie sich das entwickeln wird, auch meine Königin nicht. Also renn nicht alle zwei Minuten zur Kristallschale und iss stattdessen lieber dieses sündig-süße dunkle Zeug, das ich gerade riechen kann.“
Verdutzt blickte Kilaja auf den Tisch hinab. Sie hatte für den Botschafter einige Kakaobohnen serviert, die mit Honig und Mandeln geröstet worden waren. Eine Spezialität der Westwindlande, die es ausschließlich in den Hochgebirgsebenen von Oralar gab. Der Botschafter hatte sich selbstverständlich strikt geweigert, sie auch nur zu bemerken, wie Nordländer halt waren. Lächelnd nahm Kilaja eine der Bohnen in den Mund und ließ sie zerschmelzen, damit ihr Dämon sich möglichst lang an dem Geschmack erfreuen konnte, den er auf irgendeine Weise mit ihr teilte.
„Man kann euch Menschen allerhand vorwerfen, aber ihr versteht was davon, wie man genießt“, hörte sie Shabab glücklich seufzen. Wenn mehr dazu nicht nötig war, dann musste Kilaja sich wohl keine Sorgen machen …
„Zauberschmiede sind in allem unersättlich. Gleichgültig ob Reichtümer, Macht oder Lust, sie bekommen niemals genug. Man muss sich fragen, ob es die Dämonen in ihnen sind, die das Schlechte erwecken, oder ob alle Menschen maßlos werden, sobald man ihnen Kräfte gibt, die einem Gott anstünden.“
Aus: „Über des Menschseins Qualen“, Verfasser und Datum unbekannt, aufbewahrt im Nahibtempel in Nadur.
Jiru blinzelte verwirrt. Jemand schüttelte ihn, was war los?
„Wach auf, mein Hübscher.“
Yaris! Er sprang auf, fühlte sich desorientiert – warum hatte er im Bett gelegen, war er nicht gerade noch mit Ilajas im Garten gewesen?
„Zieh dich aus“, sagte Yaris leise und strich mit einem begehrlichen Lächeln über Jirus Schulter. Ihm schauderte, als die Abscheu gegen diesen Mann sich viel zu schnell in lustvolles Verlangen und Verliebtheit wandelte. Einen Moment lang kämpfte er, wollte Yaris nicht lieben müssen, wissend, dass er keine Wahl hatte, dass er sich anschließend hassen und vor sich selbst ekeln würde.
Plötzlicher Schwindel ließ Jiru in die Knie gehen, ihm wurde kurz schwarz vor Augen. Als er wieder aufblickte, stand Yaris wie erstarrt vor ihm, das Gesicht eine regungslose Maske.
„Imptu erschlage mich, was ist das?“ Fasziniert betrachtete Jiru eine Fliege, die in der Luft stillstand. Mit einem Schritt war er beim Fenster und schaute hinab auf die Menschen draußen auf der Straße, die allesamt mitten in der Bewegung stehengeblieben waren. Manche hatten einen Fuß in der Luft, vielen stand der Mund offen, der Kopf zum Gesprächspartner gewandt.
„Jiru, hör mir zu“, flüsterte Sursel in seinem Bewusstsein.
„Hast du das gemacht?“, fragte Jiru laut und wedelte mit beiden Händen vor Yaris’ Gesicht herum, der gerade damit beschäftigt war, sein Gewand aufzuknöpfen. „Steht die Welt
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