Drachengasse 13, Band 02
Bondrok.
„Dann wurdet Ihr belogen !“
„Oder du belügst uns .“ Bondrok sah ihn finster an. „Du warst an der Schwelle . Und damit bist du schuld an Borthas Verschwinden !“
Sando fluchte innerlich. Hatte es überhaupt einen Sinn, sich noch zu verteidigen? Die drei Wehrleute schienen ihr Urteil längst gefällt zu haben. Doch so leicht würde er nicht klein beigeben. „Na und? Ist jetzt noch wichtig, wer genau schuld ist? Bortha braucht unsere Hilfe, und ich versuche wenigstens, ihm zu helfen. Was macht Ihr? Wenn Ihr Euch so um Bortha sorgt, warum seid Ihr dann hier und redet nur? Warum marschiert Ihr nicht längst durch die Verbotenen Hügel und sucht nach Bortha ?“
Sando hatte sich in Wut geredet, und seine Worte hatten anklagender geklungen, als er gewollt hatte. Aber das verschlechterte seine Lage vermutlich auch nicht mehr.
Bondrok warf ihm einen warnenden Blick zu. „Wir sind nicht lebensmüde, Bursche. Die Verbotenen Hügel sind verflucht. Und mit dieser Mutprobe letzte Nacht hast du vermutlich alles noch schlimmer gemacht .“
„Schlimmer ?“ , fragte Sando. „Worauf wollt Ihr eigentlich hinaus ?“
Der Wachmann an der Tür verlor die Fassung. „Na, die Geister aus der Tiefe !“ , rief er. „Was, wenn ihr Kinder sie durch euer törichtes Verhalten erzürnt habt? Was, wenn sie nicht länger auf ihrer Seite der Barriere bleiben, sondern das ganze Viertel heimsuchen ?“
Die haben Angst! Sando staunte, ließ sich aber nichts anmerken. Die tun so, als wollten sie mir ans Leder, aber in Wahrheit zittern sie in ihren Kettenhemden.
„Das darf nicht passieren, sonst … “ Robat verstummte plötzlich. Der Zwerg konnte nur noch den Kopf schütteln.
Bondrok sah Sando eindringlich an. „Du musst uns alles sagen, was geschehen ist. Was habt ihr gesehen? Was habt ihr gehört ?“
Auf einmal verstand Sando, was sich hier abspielte. Die wollten mir nur Angst machen, damit ich mit zur Wache komme und ihnen von den Geistern erzähle. Die können mich gar nicht verhaften. Dafür bräuchte nämlich sogar die Zwergenwehr mehr als nur ein falsches Geständnis. „Was würde das ändern ?“ , fragte er langsam. „Wir haben grünes Licht in den Gassen gesehen und Heulen zwischen den Häusern gehört. Und jetzt? Rettet Ihr jetzt Bortha ?“
Niemand antwortete. Grimmiges Schweigen erfüllte den Raum.
„Kann ich dann jetzt gehen? Ihr wolltet mich doch nur aushorchen. Ihr dürft mich hier gar nicht festhalten, oder ?“
Bondrok funkelte Sando wütend an, sagte aber noch immer nichts. Dem Wehrmeister stand die Angst vor den Geistern deutlich ins Gesicht geschrieben, und der Zorn über Sandos Verhalten gleich dazu.
Sando stand auf, trat zur Tür und ging.
In der Wache herrschte emsiges Treiben. Zwerge mit bis zu den Knien reichenden Rauschebärten eilten von einem Amtszimmer ins nächste. Im Waffenraum am Ende des Ganges, in dem Tomrin und Hanissa standen, putzte ein besonders bärbeißig aussehender Zwerg Äxte, Schwerter und ein paar Morgensterne. Dabei nahm er immer wieder tiefe Schlucke aus einem steinernen Krug, in dem sich Bier zu befinden schien. Die Luft roch nach Schweiß, Gerstensaft und ungewaschenen Haaren.
Fleck tapste neugierig den Gang auf und ab, sah in jedes offene Zimmer und huschte unter Tische und Stühle. Die Wehrmänner taten so, als störe sie seine Anwesenheit nicht. Die Kunde über Tomrins Herkunft schien bereits die Runde gemacht zu haben.
Dann kam Sando aus dem Verhörzimmer. Er lächelte schwach und war sehr blass. Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn.
„Und ?“ , fragte Hanissa. Sie wusste nicht, was sie sonst sagen sollte. Ihr gingen einfach zu viele Fragen durch den Kopf.
Sando umarmte sie kurz. Sie spürte, wie sein Herz wie wild pochte. „Die haben Angst “ , flüsterte er ihr ins Ohr. „Die wollten von mir nur mehr über letzte Nacht erfahren .“
„Soll das heißen, du bist frei ?“ , fragte Tomrin ungläubig, der einen Teil mitgehört hatte.
„Jedenfalls hat mich noch keiner aufgehalten “ , antwortete Sando leise. „Und jetzt lasst uns verschwinden, bevor die es sich anders überlegen .“
Hanissa rief Fleck, der sofort herbeieilte. Gemeinsam verließen sie das Gebäude. Niemand hinderte sie daran.
„Und jetzt ?“ , fragte Tomrin, als sie wieder draußen im Sonnenschein standen. „Wird die Zwergenwehr nach Bortha suchen ?“
Sando schüttelte traurig den Kopf. „Nein, ich fürchte, es gibt nur drei Personen in ganz Bondingor, die den
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