Drachengasse 13, Band 04
verlassen, begann er seine Suche von Neuem.Er hielt sich im Schatten, huschte von einer Tür zur anderen und hatte bald schon den halben Innenhof umrundet. Er wollte gerade in Richtung Wehrturm aufbrechen, als sich neben ihm eine Pforte öffnete und Feylor von Garsting ins Freie trat – viel zu plötzlich, als dass Sando sich noch hätte verstecken können.
„Ah“, machte der falsche Stadtmarschall. „Hier steckst du also. Wir hatten uns schon gefragt, wo du bleibst. Irgendwelche Erfolge?“
Sando blieb reglos stehen. Sein Herz überschlug sich fast. Erfolge? Was meinte der Spiegler nur? Dann fiel es ihm ein. „Nein“, log er schnell. „Die Ritter, die Kinder und ihr Drache sind nirgends zu sehen. Vermutlich verstecken sie sich vor uns.“
Feylor lachte gehässig. „Zu Recht. Nach dem Kampf im Versteck dieser armen Ritter überlegen sie es sich sicher zweimal, ob sie sich uns erneut in den Weg stellen wollen.“
Er bemerkt nichts , dachte Sando erleichtert. Diese Erkenntnis ließ ihn mutiger werden. „Na, wenn sie lange genug überlegen, ist es ohnehin zu spät“, sagte er. „Berun wird bald hier sein.“
Ein siegesgewisses Funkeln erfüllte die Augen des falschen Stadtmarschalls. „Sowie die Sonne aufgeht. Und dann ist Bondingor unser.“ Feylor atmete tief durch. „Nun gut, bereiten wir uns vor. Hast du gerade viel zu tun?“
Sando schüttelte den Kopf. Was kam denn nun?
„Sehr gut. Dann bleib hier unten und halte ein Auge auf das Geschehen im Hof. Ich gehe in den Audienzsaal. Sowie du Beruns Flugdrachen nahen siehst, rennst du hinauf und gibst mir Bescheid, verstanden?“
Sando versprach es. Zufrieden wandte sich der Spiegler ab und marschierte eine Treppe hinauf, die vom Hof zu dem Laubengang im ersten Stock führte. Oben verschwand er hinter einer der Türen. Erst als diese sich geschlossen hatte, erlaubte es sich Sando, ein wenig zu entspannen. Diese Begegnung hätte auch in einer Katastrophe enden können …
Der Hof war wieder menschenleer, aber er würde es sicher nicht lange bleiben. Der Sonnenaufgang war nicht mehr fern, und in Kürze würden sich außer der vergesslichen Köchin noch viel mehr Menschen im Palast auf die Ankunft des Hausherrn vorbereiten. Sando musste schnell handeln.
Dennoch dauerte es eine gute halbe Stunde, bis er die Nebenpforte fand. Sie lag im Erdgeschoss eines schmalen, von flackerndem Fackellicht erhellten Wehrturms und war unbewacht. Sando konnte sein Glück kaum fassen. Er nahm sich eine Pechfackel aus der gusseisernen Wandhalterung, dann wagte er sich an die Tür. Ein schwerer Riegel war vorgelegt, und zusätzlich war sie abgeschlossen. Von außen hätten sie die Tür niemals aufbekommen, ohne rohe Gewalt anzuwenden. Und das hätte die Wachen alarmiert.
Von innen war das Ganze hingegen einfach. Den Riegel hob Sando aus den Halterungen, und auch das Schloss hielt ihn nicht lange auf. Vorsichtig öffnete er die Tür. Direkt davor standen zwei große Körbe mit Waren vom Markt. Der Lieferant selbst war aber nirgends zu sehen. Offenbar hatte er nicht länger auf den säumigen Küchenjungen warten wollen.
Ohne die Körbe weiter zu beachten, schlüpfte Sando ins Freie. Er befand sich nun wieder außerhalb des Palastes. Einige Dutzend Schritt entfernt sah er das Haus, in dem sich seine Freunde versteckten. Sando blickte nach oben zum Wehrturm, und als sich dort nichts regte, hob er die Fackel und winkte Tomrin, Hanissa, Fleck und den Rittern zu.
„Da! Das Zeichen!“
Willem Schüttelspeers Stimme überschlug sich fast. Mit ausgestrecktem Arm deutete der Schauspieler hinaus in die Dunkelheit.
Tomrin sah es auch. „Tatsächlich. Das ist Sando!“
„Der Teufelskerl hat es geschafft“, murmelte Playmolas.
Gumli grunzte ungehalten. „Was denkst du denn? Immerhin wird er von einem Zwerg erzogen.“
Im Nu waren die Ritter an der Tür.
„Seht“, raunte Herr Qualbringer. „Schön. Da.“
Tomrin blickte auf und sah Beruns Ballonkutsche über den Dächern schweben! Das prachtvolle Gefährt wurde von einem gewaltigen Ballon in der Luft gehalten und von vier Flugdrachen gezogen, auf denen bewaffnete Soldaten saßen. Rasch kam es näher. Die Zeit wurde knapp!
Er blickte zu Hanissa. „Kommst du?“
Sie nickte. „Aber was ist mit Fleck? Wenn wir ihn mitnehmen, bekommt er nur wieder Angst – und du weißt, was dann passiert.“
Tomrin schluckte. „Mit dem Nachtfresser im Schlepptau bleiben wir auf keinen Fall unerkannt.“
„Pass auf, Fleck“, wandte
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