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Drachengasse 13, Band 04

Drachengasse 13, Band 04

Titel: Drachengasse 13, Band 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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ihm. Tomrin hatte recht: Es musste gelingen.
    Und etwas anderes auch. Auf dem Weg hatte Hanissa die Gruppe in der Drachengasse haltmachen lassen. Dort war sie ins unsichtbare Haus geschlichen und hatte einige Zauberzutaten aus der Alchemistenküche im Keller mitgenommen. Sie hoffte, mit diesen den Zauber wirken zu können, den sie am Morgen in dem Buch Von der hohen Kvnst des Verschwyndens entdeckt hatte.
    Hanissa stellte ihre Tasche ab, holte ihre Aufzeichnungen vom Vormittag heraus und begann, die mitgebrachten Kräuter zu zerreiben.
    „Was sein das?“, fragte Herr Qualbringer.
    „Ein Experiment“, antwortete Hanissa. „Mal sehen, ob es mir gelingt.“ Sie schaute den Troll an. „Ihr könntet mir helfen, wenn Ihr mögt, Herr Qualbringer. Seht Euch mal in diesem Haus nach einer Decke um. Questrik meinte, wir könnten Achnathons Spiegel besiegen, indem wir ihn wieder zuhängen.“
    „Jungfrau in neuer Not“, raunte der Troll vergnügt und stapfte los. Kurz darauf kam er mit einem muffig riechenden Laken zurück und grinste stolz. „Ritter geholfen.“
    Dankend nahm Hanissa die Decke entgegen. Sie betete, dass Questrik sich nicht geirrt hatte und dass die Lösung wirklich so einfach war.
    Die breite Palastpforte im Torbau, dem streng bewachten Durchgang in der Wehrmauer, bestand aus schwerem, schwarzem Holz mit großen Eisenbeschlägen. Dass sie geschlossen war, erkannte Sando bereits von Weitem. Als er näher kam, sah er, dass die Gardesoldaten ihn genau beobachteten. Einige standen auf dem großen Wehrturm etwas weiter entfernt, zwei andere direkt vor dem Tor.
    Als er auf die Pforte zutrat, sprach ihn einer der Torwächter an: „Geh nach Hause, Kleiner. Dies ist nicht die Stunde, sich in Bondingor herumzutreiben. Erst recht nicht vor dem Palast.“
    Sando trat aus den Schatten ins Mondlicht. Hörten die Männer, wie laut sein Herz schlug?
    „Ach, der“, sagte nun der andere. „Lass ihn rein, Brutos. Ritter Bärenherz’ Kindergarten darf passieren.“
    Brutos trat beiseite, um die Pforte zu öffnen. „Na dann … Wenn ich hier das Sagen hätte, kämen mir keine dahergelaufenen Dreikäsehochs hinter diese Mauern. Aber wer bin ich, Bärenherz von Wiesenstein zu widersprechen?“
    Sando verkniff sich jegliche Erwiderung. Er fürchtete, dass seine Tarnung auffliegen würde, wenn er den Mund aufmachte. Schweigend ging er an den beiden Wächtern vorbei durch die Tür. Jenseits der Schwelle gelangte er in einen kurzen Gang, der von zwei Pechfackeln erhellt wurde. Diese hingen in gusseisernen Halterungen direkt an der Palastmauer. Sando ging weiter und hörte, wie sich die Pforte quietschend hinter ihm schloss.
    Ich bin tatsächlich drin , dachte er – halb erstaunt, halb beunruhigt. Jemand wie er, ein einfaches Kind der Straße, hatte in so einem prunkvollen Gebäude eigentlich nichts verloren. Nie hätte er gedacht, dass er eines Tages den Palast betreten würde, erst recht nicht unter solchen Umständen.
    Der Gang führte in einen weiten Innenhof. Drei Stockwerke hoch ragten die Mauern empor. Zahlreiche kleine Fenster, in denen sich das Mondlicht spiegelte, gingen von den Wohnräumen des Barons auf den Hof hinaus, und im ersten Stockwerk gab es einen balkonartigen Laubengang, von dem mehrere Türen ins Innere des Palastes führten. Bei Tag mochte dieser Hof voller Diener und Gardisten sein, jetzt, in der Nacht, war er aber menschenleer.
    Dennoch schliefen Beruns Bedienstete nicht. Sando sah flackernden Kerzenschein in der Tür zum Quartier des Haushofmeisters. Sie stand offen, und von irgendwoher drang der Duft von frisch Geräuchertem.
    Die bereiten schon alles für die Rückkehr des Barons vor . Demnach würde es nicht mehr lange dauern, bis er wiederkam. Sando musste sich beeilen, wenn er seine Freunde rechtzeitig ins Gebäude schmuggeln wollte. Nur wie? , fragte er sich. Das Haupttor ist zu gut bewacht. Ich muss einen Seiteneingang finden.
    Suchend sah er sich um, zuckte aber erschrocken zusammen, als plötzlich ein vertrautes Gesicht im Türrahmen des Haushofmeisters erschien: Tomrin!
    Sofort wich Sando zurück in die Schatten und presste sich mit dem Rücken gegen die Mauer.
    „Du musst dich geirrt haben“, sagte der Spiegler, der aussah wie sein Freund. „Hier ist niemand.“
    Hinter dem falschen Tomrin erschien Feylor von Garsting. „Wirklich? Mir war, als hätte ich die Pforte auf- und zugehen hören.“
    Tomrin lachte auf. „Das sind Hirngespinste. So kurz vor der Vollendung unseres Plans

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