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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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erst Haufen Schätze geliefert worden, nur um ihn dann trotzdem umzubringen.
    »Ich verstehe nicht, wie Pahuac irgendetwas Derartiges hätte kommen sehen sollen: Das hätte niemand ahnen können«, sagte er. »Diese Männer müssen verrückt gewesen sein. Ganz sicher würde Laurence so etwas nie tun.«
    »Ja, aber nicht jeder Drache hat die Aufgabe, den Sapa Inka zu bewachen«, sagte Curicuillor. »Pahuac hätte vorausahnen sollen, dass sie verrückt sind, und früher eingreifen müssen. Aber er hatte zu viel Angst. Das war lange, nachdem die entsetzliche Krankheit zum ersten Mal aufgetreten war, und so viele waren schon tot. Er wäre bereit gewesen, allen Besitz auszuliefern, nur um Atahualpa zu schützen. Um fair zu sein: Diese Männer waren nicht in Begleitung von Drachen da, also wurden sie offenbar nicht einmal in Ihrem Land für wert befunden, in den Ayllu irgendeines Drachen aufgenommen zu werden. Wahrscheinlich waren sie einfache Bauern oder sogar Diebe oder Mörder.«
    »Nun, die meisten Männer in Europa leben nicht im Schutz eines Drachen«, erklärte Temeraire vorsichtig. »Sie fürchten uns. Ich denke, es gibt auch einfach zu viele von ihnen und zu wenige von uns. In England leben zehn Millionen Menschen, sagt Laurence. Im Jahre achtzehneins gab es eine Volkszählung.«
    Das Drachenweibchen hatte bis zu diesem Moment entspannt dagelegen, die Augen halb geschlossen und hatte noch beim Sprechen halb weitergedöst. Aber bei Temeraires letzten Worten riss es den Kopf hoch und war mit einem Schlag hellwach. Selbst die fleißigen Frauen unterbrachen ihre eigenen Gespräche und starrten Temeraire an. » Zehn Millionen Menschen «, wiederholte Curicuillor. »Zehn Millionen? Ist England denn ein sehr großes Land?« Als sie die Größenverhältnisse ihrer beider Länder, so gut es aus Temeraires Gedächtnis heraus ging, verglichen hatten, setzte sie sich auf die Hinterläufe. »Zehn Millionen, und das auf so kleiner Fläche. Es gibt heutzutage kaum drei Millionen in ganz Pusantinsuyo.«
    Sie ließ ihren Kopf sinken und schwieg einige Momente niedergeschlagen, die Federschuppen am Hals eng angelegt. Dann sagte sie zu Temeraire: »Sie sollten ihnen das erzählen, wenn Sie in Cusco sind: Ich bin mir sicher, dass das Ihre Chancen enorm erhöht, mit dem Sapa Inka sprechen zu können. Zehn Millionen Menschen! Wenn wir doch nur auch so viele hätten!«
    Laurence bedauerte es nicht, wieder aufzubrechen, auch wenn sich Curicuillor fraglos sehr gastfreundlich und großzügig gezeigt hatte. Er hielt ihren Einfluss auf Temeraire und die anderen Drachen für nicht allzu günstig, denn sie brachte sie dazu, noch stärker die hiesigen Wertevorstellungen zu übernehmen. Abgesehen von diesen Überlegungen würde ein längerer Aufenthalt hier ganz sicher damit enden, dass sich die Anzahl der mitreisenden Männer weiter verringern würde. Während der Nacht hatten drei Männer versucht, sich davonzustehlen, und als die Drachen schließlich für die Abreise beladen wurden, war Laurence gezwungen gewesen, darüber hinwegzusehen, dass es trotz aller Anstrengung von Forthing zwei weiteren Matrosen gelungen war zu desertieren. Laurence musste das ignorieren, denn ansonsten würden sie es wohl nie schaffen aufzubrechen: Würden sie versuchen, die Vermissten ausfindig zu machen, würden sich unterdessen die nächsten Männer aus dem Staub machen.
    »Laurence«, sagte Temeraire stirnrunzelnd, als sie einige Stunden später landeten, um ihren Durst zu löschen. »Irgendetwas stimmt nicht. Uns fehlen zwei Matrosen.«
    Also hatte Temeraire es mit beinahe zweihundert Männern in seinem Bauchnetz bemerkt, dass zwei fehlten, obwohl er vorher nicht viel Aufhebens um diese Mitreisenden gemacht hatte. Zwar hatte er seine Lieblinge innerhalb der Mannschaft, aber bis vor sehr kurzer Zeit hatte er die Matrosen eher verachtet, als sie besonders wertzuschätzen.
    »Nun, es macht mir nicht allzu viel aus«, sagte Temeraire, als Laurence ihn von der Unmöglichkeit überzeugt hatte, umzudrehen und nach den Deserteuren zu suchen. »Sie gehören genau genommen ja nicht zu meiner Mannschaft, und ich denke, wir hätten uns zu Hause in England ohnehin von ihnen getrennt.« Er ließ diese Bemerkung wie eine Frage klingen und beobachtete Laurence’ Reaktion; als dieser nickte, seufzte Temeraire. »Laurence, glaubst du, dass wir je wieder eine vollständige Besatzung haben werden, wenn wir zurück sind? Es würde mir gefallen, wieder regelmäßig ordentlich

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