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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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Mein Kopf ist wirklich ganz klar. Ich muss sagen, dass diese Blätter unseren Tee in puncto Geschmack und Zuträglichkeit für die Gesundheit um Längen schlagen.«
    Ihr Flug am nächsten Tag führte sie in ein tiefes Flusstal, das Churki Urubamba nannte. Von dort aus orientierten sie sich am Flusslauf aufwärts durch beeindruckende Schluchten. Inzwischen flogen sie etwas niedriger, die höchsten Berge lagen hinter ihnen, und immer mehr Straßen und Dörfer waren zu entdecken, bis sie schließlich einem schmalen Pass in der Flussschlucht folgten und mit einem Mal eine riesige Brücke aus Seilen erblickten, die von einem Gipfel zum nächsten führte.
    Diese Brücke musste viel aushalten: Drei Reiter führten gerade ihre Tiere am Zügel hinüber, gefolgt von einer Reihe Lamas und einer großen Gruppe von Männern zu Fuß, die sich an die Halteseile klammerten. Die Brücke schwang nicht nur vom gewöhnlichen Gebrauch hin und her, sondern sie schaukelte derart, dass sie kurz vor dem Zerreißen stand. Die dicken Seile waren ausgefranst, und als die Drachen näher kamen, konnte man sehen, dass sich ein Stück des Laufstegs bereits gelöst hatte und auf den Fluss zustürzte, wobei im Fallen die einzelnen Holzstreben auseinanderbrachen. Man hatte den Pferden die Augen verbunden, um sie ruhiger hinüberführen zu können, aber sie spürten die Gefahr und waren nervös. Als dann auch noch der Wind den Geruch der Drachen zu ihnen trieb, gerieten sie vor Entsetzen vollkommen außer Kontrolle, bäumten sich auf und versuchten, sich loszureißen. Vorher hatte noch die vage Hoffnung bestanden, die Gruppe könnte heil auf die andere Seite gelangen, ehe die ganze Konstruktion zusammenbrach, aber jetzt blieb keine Chance mehr darauf, und die Katastrophe konnte jeden Augenblick ihren Lauf nehmen.
    Sofort ging Temeraire in den Senkflug; die Männer auf der Brücke deuteten auf ihn, schrien und riefen ihm etwas zu, aber er zog an ihnen vorbei, tauchte unter die Brücke und ließ seine Flügel so rotieren, dass er in der Luft stehen blieb und den Hauptteil der Brücke mit seinem Rücken hochdrücken konnte. »Ein bisschen weiter nach backbord«, rief Laurence ihm zu, während er bereits seine eigenen Geschirrriemen löste. »Und wenn du ein Stück zurücksetzt, dann liegt das Gewicht genau auf deinen Hinterläufen. Roland, holen Sie das überschüssige Geschirr von unten; wir müssen diese Pferde fesseln, ehe sie in die Tiefe stürzen.«
    Laurence zog sich auf die Brücke hinauf und stand dann an der Spitze der Gruppe, Forthing und Ferris kaum einen Schritt hinter ihm, und gemeinsam schafften sie es, das Führungspferd zu beruhigen – wenn man es denn beruhigen nennen konnte. Genauer gesagt mussten sie ihm so kräftig die Beine zusammenbinden, dass es sich kaum noch bewegen konnte und buchstäblich vorwärtsgezogen werden musste. Während sie an dem schnaubenden, verängstigten Tier zerrten, riss dessen Sattelgurt. Der Sattel, Decken, Zügel, alles fiel hinab, prallte auf Temeraires Hüftknochen und trudelte dann in die Schlucht hinunter. Auf dem Weg nach unten wurde es hin und her geschleudert, und die Steigbügel klirrten, bis schließlich alles in den Stromschnellen versank.
    Obwohl Temeraire die Konstruktion beinahe auf der gesamten Länge mit seinem Rücken stützte, fühlte sich die Brücke erschreckend wackelig an, und es war, wie an einem windigen Tag im Ausguck eines Schiffes zu sitzen, nur dass es hier keinen festen Boden in Form von alten Eichenplanken unter den Füßen und auch keine dreifach gedrehten Schiffstaue in Reichweite gab. Laurence gelang es, das sich nach vorn werfende Pferd – ein Zuchthengst, wie er ärgerlich bemerkte, also war es überhaupt kein Wunder, dass das Tier nicht in den Griff zu bekommen war – über die Brücke zu schleifen, während Ferris es von hinten gnadenlos vorwärtstrieb, bis sie es endlich von der Brücke geschafft hatten, wo Forthing es übernahm und an einen Baum in der Nähe band.
    Vorsichtig kletterte Laurence wieder zurück auf die unsichere Brücke und streckte einem Mann die Hand entgegen, der dort mit weißem Gesicht auf dem Bauch ausgestreckt lag und sich an den Laufsteg klammerte. Laurence wollte nicht in den Sinn, wozu das nützen sollte, wo doch ganz augenscheinlich rings um ihn herum die Brücke auseinanderfiel. »Da entlang«, schrie er, zog ihn hoch und gab ihm einen Schubs, dem Hengst hinterher. Dann wandte er sich an das zweite Pferd auf der Brücke, aber das arme Tier war

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