Drachengold: Roman (German Edition)
damit Ihre eigenen Menschen gedeihen und sich vermehren können, sich aber niemals nur um der Auseinandersetzung selbst willen in einen Kampf stürzen. Hier sind Sie mit beinahe zweihundert Mann, allesamt in einem Alter, um Kinder zu zeugen, und Sie haben nur zwei Kleine bei sich. Was auch kein Wunder ist, wenn bei Ihnen keine Frauen mitreisen.«
»Oh«, machte Temeraire. Diese Worte kamen ihm unangenehm bekannt vor: Hier war er nun, einen ganzen Ozean von China entfernt, und doch vertrat dieses Drachenweibchen, das offensichtlich alt und weise war – auch wenn man gelegentlich die Dinge mehrere Male wiederholen musste, ehe es sie glauben wollte –, praktisch die gleiche Ansicht hinsichtlich des Kämpfens wie Temeraires eigene Mutter, Qian. Er hatte sich beinahe erfolgreich selbst eingeredet, dass die chinesische Einstellung in diesem einen Punkt möglicherweise der westlichen Auffassung von diesem Thema unterlegen war. Aber nun, wo er ein Echo dieser Einstellung so nachdrücklich und unabhängig davon auf der anderen Seite der Welt hörte, geriet sein Urteil diesbezüglich wieder ins Wanken.
»Wir vermissen hier keine Frauen an Bord«, sagte er, »jedenfalls nicht die Ehefrauen der Männer, die Sie ja vermutlich meinen. Ich würde nur zu gerne noch mehr Frauen wie Roland dabeihaben, aber ich habe noch nie darüber nachgedacht, dass Laurence heiraten könnte.« »Und wie soll es sonst Kinder geben?«, fragte Curicuillor in recht erschöpftem Ton. »Ich hoffe, Sie hängen Ihr Herz nicht nur an eine Person. Was, wenn dieser Laurence stirbt, ganz ohne Kinder zu hinterlassen, nur weil Sie seine gesamte Aufmerksamkeit für sich beanspruchen? Dann werden Sie ganz schön einsam sein, und es wird Ihnen recht geschehen, weil Sie keinerlei Pläne gemacht haben.«
Temeraire wusste überhaupt nicht, warum Laurence sterben sollte, aber insgeheim war er sich der betrüblichen Tatsache bewusst, dass Männer tatsächlich ihr Ende fanden, und zwar sogar recht häufig. Er dachte an Riley und war still.
»Nun, Sie sind alle noch sehr jung«, meinte Curicuillor mit einem Seufzen. »Ich weiß nicht, wie die Dinge in Ihrem Land laufen, wenn ein Schlüpfling wie Sie in Ihrem Alter schon einen eigenen Ayllu dieser Größe hat. Sie sind wahrscheinlich einfach in den Jahren, in denen Sie kämpfen wollen, aber dann sollten Sie sich der Armee anschließen und nicht die Verantwortung für so viele Menschen übernehmen. Es ist gar kein Wunder, dass wir von Ihren Männern so seltsame Bericht hören.«
Mühsam stemmte sie sich hoch und stapfte zur Wasserkante. Als Temeraire an ihre Seite trat, deutete sie mit dem Kopf zur anderen Seite des Sees, wo man eine schöne, strahlend weiße Bucht zwischen den Bäumen erkennen konnte. »Ich wünschte, dass Churki ihren Ayllu dort drüben gründet, wenn noch ein paar weitere Kinder geboren worden sind«, sagte sie. »Dann nämlich würden wir von allen Seiten die Kontrolle über diesen Teil des Sees haben, und es bedürfte schon eines besonders kaltblütigen Diebes, um sich mit Unheil im Sinn bei uns anzuschleichen. Aber wir müssen gar nicht warten. Warum überlegen Sie es sich nicht noch einmal mit diesem Krieg? Sie könnten mit Ihren Freunden bleiben: Ich werde meine Leute mit Ihnen austauschen, sodass Sie genügend Frauen haben werden, um richtige Familien zu gründen, und wir haben endlich frisches Blut, sodass wir alle davon profitieren würden.«
»Sie scheinen die Dinge hier besser zu handhaben«, seufzte Kulingile. Sie saßen am Strand und sahen sich aufmerksam um. Einer der jüngeren Drachen war damit beschäftigt, eine neue Terrasse an einem der Hänge anzulegen. Dabei gingen ihm ein Dutzend Männer und Frauen zur Hand, die Schutt und Geröll in verschiedenen Größen und Erde – von ihm in Massen herbeigeschafft – aufschichteten, um die Fläche damit zu befestigen. Als der Drache die letzte Ladung gebracht hatte, legte er sich auf den Boden, und einige der jungen Frauen, die an der Seite gesessen hatten, kletterten mit einem Korb voller silberner Reifen, welche sie den ganzen Morgen über poliert hatten, auf seinen Rücken und befestigten den Schmuck wieder an seinen Flügeln.
»Ich habe lieber Granby bei mir als ein Dutzend anderer Leute, selbst wenn sie ganz fantastisch Edelsteine polieren können«, sagte Iskierka. »Aber sie scheinen hier haufenweise Schätze zu haben, und ich würde gar nichts dabei finden, wenn Granby Kinder hätte.«
Temeraire sprach es zwar nicht aus, aber er
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