Drachengold: Roman (German Edition)
Erfolg bei ihren Bemühungen, und es gelang ihnen, gerade als sich einer der grünfedrigen Drachen auf Temeraires Hinterlauf stürzte, die Persenning mit ihren Füßen abzustoßen, sodass sie sich bauschte, hinunterfiel und auf dem Kopf des Angreifers landete.
Das Tier kreischte überrascht und kaum hörbar auf und fiel dann zurück, während es sich blindlings gegen die unerwartete Attacke zur Wehr zu setzen versuchte. Es prallte mit einem anderen Drachen zusammen und behinderte dessen Flug einen Moment lang. Doch dieser zweite Gegner lockerte das geflickte Segeltuch und warf es hinunter zu den Bäumen. Einen Augenblick lang war der helle Stoff noch deutlich über dem Grün des Blätterdachs zu erkennen, dann verschwand er im Dschungel unter ihnen.
Trotz dieser Anstrengung war Temeraire nur eine winzige Erholungspause vergönnt, aber das war besser als nichts. Verbissen sägte Laurence mit der stumpf gewordenen Schneide seiner Klinge an dem Seil, dann versuchten sie das Gleiche noch einmal, und noch ein drittes Mal, doch inzwischen waren die grünen Drachen schlauer geworden. Drei weitere hatten sich der Verfolgung angeschlossen. Als Laurence sich umschaute, sah er den Schauplatz im fahlen Mondlicht: Sie wurden zurück Richtung Westen getrieben, und die zwitschernden Laute der grünen Drachen wurden aufgeregter und lauter.
Auch Iskierka hatte bislang noch keine Flammen gespuckt, um nicht die Feinde wie durch ein Leuchtfeuer anzuziehen, aber offenbar fürchteten sich die feindlichen Drachen trotzdem davor. Sie war die Zielscheibe immer neuer Angriffe im Vorbeifliegen, und nur ihre Wendigkeit ermöglichte es ihr auszuweichen. Trotzdem bekam sie viele Klauenhiebe ab und blutete aus Dutzenden kleiner Wunden. Sie zischte zornig, als sie einen weiteren Treffer an der Schulter erhielt, und drehte sich herum, um es dem kleineren Tier heimzuzahlen. Der grüne Drache floh und wurde nur oberflächlich getroffen, sodass ein paar Federn aufstoben. Aber Iskierka hatte sich damit eine Blöße gegeben, und die Angreifer waren viel zu zahlreich, um das nicht auszunutzen.
Zwei der Drachen flogen auf Iskierkas Kopf zu, jeder von einer Seite, und sie schlugen wie wild mit den Flügeln, sodass Iskierka kaum mehr etwas sehen konnte. Ein drittes Tier, das größte der Gegner, schnellte von jener Seite auf sie zu, die Iskierka während ihres Hiebes durchgebogen hatte und die sich nun als breiter, nicht durch einen Kettenpanzer – wie sonst in einer Schlacht üblich – geschützter Bogen dem Feind darbot. Der dritte Drache grub seine Zähne und seine Klauen dort hinein und riss das Fleisch auf.
Iskierka brüllte vor Schmerzen auf und schoss zu spät eine Feuerzunge auf den Angreifer ab, der sich bereits wieder gelöst hatte und floh. Ihr Kopf schwankte vor Qualen hin und her; Laurence konnte Dampf in die Luft aufsteigen sehen, wo das Blut hervorquoll. Dann hörte er Granby schreien: »Du musst diese Wunde versiegeln! Wenn du dann landest, ist das nicht schlimm, Iskierka, aber brenn diese verdammte Wunde aus, oder ich schwöre dir bei allem, was mir heilig ist, dass ich mich sonst hinabstürze. Brenn sofort die Wunde aus!«
Er stand auf ihrem Rücken, und die Geschirrriemen hingen gelöst herunter, abgesehen von dem einen, den er mit einer Hand umklammerte. Iskierka brüllte zwar protestierend auf, dann aber bog sie ihren Kopf zurück und blies Feuer über ihre eigene Flanke. Flammen stoben auf und rollten der ganzen Länge nach über ihre Haut, während sie weiterflog. Für einen Augenblick sah Laurence Granbys und Bardesleys Silhouetten schwarz vor der gelbroten Feuerwand, dann war die Nacht wieder stockdunkel, ja sie schien nach dem Moment des hellen Lichts noch finsterer, und er wusste nicht, was mit Iskierka und den Männern geschehen war.
Er blinzelte, damit sich seine Augen wieder an die Schwärze gewöhnten. Kulingile war neben Iskierka geflogen und versuchte nun, ihre verwundete Seite mit seinem massigen Körper abzuschirmen, während Temeraire sich bemühte, an ihre andere Seite zu gelangen. Aber hinter ihnen sammelte sich der Feind für einen nächsten Angriff, und zwar für einen, der sie ganz sicher zu Boden zwingen würde. Die hellen, tschilpenden Stimmen gellten in ihren Ohren, unverständlich und entsetzlich, während die Drachen der Inka sich für den entscheidenden Schlag bereit machten und dann in einer Keilformation auf sie zuschossen.
Laurence spürte, wie Temeraire sich ebenfalls wappnete; er holte tief Luft,
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