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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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immer wieder und wieder, wie um seine Lunge auszudehnen, und doch bereitete er etwas ganz anderes vor. Als Laurence seine bloße Hand auf Temeraires Körper presste, konnte er die Spannung der Haut spüren, beinahe wie bei einer Trommel. Die feindlichen Drachen waren blitzschnell wieder bei ihnen; und dann drehte Temeraire sich um und brüllte. Aber nicht nur einmal; er brüllte erst tief und zurückhaltend, dann noch einmal lauter, und ein drittes Mal, aber erst im vierten Anlauf entfaltete sich der zerstörerische, entsetzliche Klang: der Göttliche Wind.
    Die Luft schien zu vibrieren und zu pfeifen und explosionsartig von ihnen wegzuströmen; der Regenschleier schrumpfte zu festen Wolken zusammen. Dann wurden die ersten Drachen der Formation, die versucht hatten, sie einzuholen, von der Welle getroffen, und Laurence sah, wie Blut aus ihren Nüstern und Ohren schoss.
    Die vordersten drei Drachen der Formation fielen wie Steine tot vom Himmel; Laurence hörte, wie ihre Körper durch die Äste unter ihnen hindurchbrachen. Weitere stürzten hinab, schlugen in der Luft noch wild um sich und husteten Blut. Nur die Drachen in der letzten Reihe überlebten, denn sie waren von den Körpern ihrer Kameraden abgeschirmt worden. Sie überlebten, drehten ab, flohen und schrien ihr Entsetzen in die Nacht hinaus.

15
    Sie wurden nun nicht mehr länger verfolgt. In dieser Nacht lagen sie erschöpft zwischen den Bäumen, die aus einem seltsam dunklen und nackten Dschungelboden aufragten. Hier wuchsen Farne und lagen vermodernde Stämme umgestürzter Riesenbäume, und über allem tönte das durchdringende Kreischen der Affen. Laurence entdeckte Vögel, deren Gefieder in Farben leuchteten, die er kaum je zu Gesicht bekommen hatte und schon gar nicht in freier Natur.
    Am nächsten Morgen bestatteten sie Leutnant Bardesley in einem Loch, das so tief war, wie Temeraire mit seinen Klauen nur hatte graben können. Die Beerdigung hatte keinerlei Aufschub geduldet, denn der normale Prozess der Verwesung schien von der feuchten Hitze und der üppigen Vegetation rings um sie herum beschleunigt worden zu sein. Mrs Pemberton hatte ihren eigenen und Emilys Unterrock dafür hergegeben, den Leutnant in ein Leichentuch wickeln zu können, doch schon beim ersten Licht des Morgens sahen sie, dass Ameisen in der Größe von Grashüpfern über den Leichnam krabbelten, die schmerzhaft bissen, wenn die Männer sie wegschlugen. Niemand wollte mehr das Tuch hochheben, um einen letzten Blick auf Bardesleys Gesicht zu werfen, ehe sie ihn zur ewigen Ruhe betteten.
    Iskierkas Wunden hatten sich nicht entzündet – waren sie doch durch Iskierkas eigene Flammenzunge versiegelt worden –, aber am nächsten Abend setzte ein seltsames Fieber ein. Der Dampf, der gewöhnlich aus Iskierkas Stacheln aufstieg, kam nur noch stoßweise in kleinen Wölkchen, und ihre Augen waren glasig und derartig blutunterlaufen, dass sie beinahe schwarz wirkten. Von ihrem Körper ging eine so große Hitze aus, dass man es kaum noch in ihrer Nähe aushalten konnte.
    »Sie braucht so bald wie möglich Wasser«, sagte Churki entschieden, nachdem sie an den Wunden geschnuppert hatte. Laurence kannte betagtere Drachen – Messoria aus ihrer früheren Formation und Excidium –, doch diese waren in England aufgewachsen und dazu ausgebildet worden zu gehorchen, nicht aber Befehle zu erteilen. Churki schien es als ihr gutes Recht anzusehen, die Dinge voranzutreiben: Natürlich war sie unter den Drachen die weitaus Älteste. »Wo lebt denn Ihre Familie, Hammond? Wir müssen uns überlegen, wie wir am schnellsten zu ihr kommen können.«
    Als Hammond ihr, erheblich erleichtert über diesen Aufschub, den Wunsch erklärt hatte, nach Rio zu gelangen und von da aus ein Schiff nach England zu nehmen, schaute sie sich Laurence’ Zeichnung ihrer vorgesehenen Route an und schüttelte mit aufgeplusterten Federn den Kopf: »Das ist kein guter Plan; es ist unvernünftig, auf gut Glück nach Wasser zu suchen. Wir müssen stattdessen zum Ucayali fliegen und diesem bis zum Meer folgen.«
    Sie schienen die Inka-Drachen abgeschüttelt zu haben, obwohl sie sich nun kaum noch Mühe gaben, sich zu tarnen. Unter Churkis Leitung flogen sie drei Tage lang und erreichten schließlich den Fluss, den sie beschrieben hatte: Er floss träge und braun dahin, und er war vom Schmelzwasser aus den Anden zu enormer Breite angeschwollen.
    »Selbst wenn das nicht der Amazonas ist, wird er doch am Ende ins Meer münden«, sagte

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