Drachengold: Roman (German Edition)
überwältigten den Körper mit entsetzlicher Kraft. Ehe Temeraire reagieren konnte, färbte sich das Wasser rot – als er hinterherstürzte, konnte er nur noch einen kopflosen Körper herausfischen, dem noch dazu ein Bein fehlte. An dem anderen Bein hing ein Krokodil, das sich darin verbissen hatte.
»Oh!«, schrie Temeraire wutentbrannt. »Oh, was fällt euch eigentlich ein, ihn zu fressen ?« Mit diesen Worten warf er sich mit dem Kopf voran in die Mitte des aufgewühlten Wassers. Als er wieder auftauchte, hatte er drei um sich schlagende Krokodile im Maul, von denen jedes bestimmt eine Tonne wog, hielt sie mit seinen Kiefern fest und zerbiss sie mit einem Geräusch, das nicht viel weniger schrecklich klang als Deweys Todesschrei.
Dann schleuderte er sie ans Ufer und tauchte noch einmal ins Wasser, und noch einmal, bis er ein Dutzend toter Krokodilleiber übereinandergeworfen hatte. Zu diesem Zeitpunkt war der Rest der Raubtiere untergetaucht und klugerweise davongeschwommen.
»Na bitte«, schnaufte Temeraire. »Beim nächsten Mal überlegen sie es sich zweimal.« Laurence hatte weder das Herz noch den Mut dazu, sich mit Temeraire über seine Einschätzung der Intelligenz dieser Tiere zu streiten. Auf jeden Fall würden es sich die Männer künftig doppelt überlegen, ob sie sich sorglos in die Nähe des Flussufers begeben sollten.
Iskierka war von Temeraires Wutrausch erwacht; sie setzte sich auf, gähnte und sagte: »Was sollte das denn? Die schmecken nicht besonders gut. Aber ich kann ja ein paar davon essen, wenn es nichts Besseres gibt.« Einige der Männer hasteten zu den Bäumen, wo sie sich lautstark würgend übergaben.
Die Krokodile wurden unverspeist zurückgelassen. Das Blutbad zwang Laurence und die anderen zu sofortigem Aufbruch, denn die Aasfresser des Dschungels waren viel zu entzückt von diesem unerwarteten Leckerbissen, als dass sie lange auf sich hätten warten lassen. Die Affen hatten keine Angst vor den Drachen, ebenso wenig die Käfer. Granby presste mühsam hervor: »Dann werde ich eben durchhalten müssen«, wickelte sich seinen Arm wieder ein und band ihn an seiner Hüfte fest, ehe er sich mit einer Hand auf Iskierkas Rücken zog.
Laurence hatte sich an die ungeheure Geschwindigkeit gewöhnt, mit der Drachen Strecken zurücklegten: fünfzehn Meilen in der Stunde bei gleichmäßigem, auf Dauer ausgelegtem Tempo, was zweihundert Meilen am Tag ergab, wenn es keine Hindernisse zu überwinden oder Straßen zu räumen galt und der Wind ihnen keinen Strich durch die Rechnung machte. Aber ihr Weg durch den Dschungel erinnerte Laurence eher an das langsame Vorankriechen eines Schiffes durch den Kalmengürtel, wo es von Beibooten geschleppt werden muss. Iskierka konnte nicht lange fliegen. Sie stützte sich schwer auf Kulingile und Temeraire, die sich damit abwechselten, sie in der Luft zu halten, aber nicht einmal sie konnten ihr enormes Gewicht wirklich hilfreich und über längere Zeit stemmen. Granby saß mit hängendem Kopf auf Iskierkas Rücken, sie flatterte mit hängendem Kopf durch die Luft, und oft landete sie mitten im Fluss, um sich wie eine monströse, Dampf ausstoßende Wasserschlange paddelnd vorwärtszubewegen.
Die Hitze war gewaltig und die Luft des Dschungels feucht und klebrig, was sie feststellten, wenn sie niedrig flogen oder hinter Iskierka durch den Fluss glitten. Hammond drängte zur Eile und flehte jämmerlich um schnelleres Vorankommen. Beinahe minütlich wischte er sich mit zitternden Händen über die Stirn, und er schlief fiebernd und unregelmäßig. Die meisten der anderen Männer fühlten sich inzwischen wieder besser, aber Hammond hatte noch nie den Eindruck erweckt, besonders widerstandsfähig zu sein, und diese Reise hatte auch stärkere Männer an ihre Grenzen gebracht. Doch es ging nicht rascher: Alle Energie, so hatte es den Anschein, war aus ihnen ausgepresst worden.
Mrs Pemberton in ihrem langen, schwarzen Kleid war eine seltsam unpassend wirkende und einsame Gestalt aus der Zivilisation, inmitten der immer haarsträubender aussehenden Männer. Mithilfe von leisen, aber bestimmt vorgetragenen Bitten brachte sie einige wohlausgesuchte Matrosen – jene, die noch nicht zu erschöpft waren, um jede zusätzliche Bewegung abzulehnen, und die weder zu Widerworten noch zu Streitereien neigten – dazu, jeden Abend ein kleines, etwas abgelegenes Lager und Feuer für sich und Roland vorzubereiten und sogar für heißes Wasser zum Waschen zu sorgen.
So
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