Drachengold: Roman (German Edition)
zu klären. »So froh! Ich wünschte nur, dass ich selbst welche von ihnen erwischt hätte. Vielleicht fliege ich noch mal zurück und erledige das jetzt noch. Wenn sich Granby nicht wieder erholt, dann mache ich das ganz bestimmt.«
»Das wäre völlig unvernünftig«, sagte Temeraire, »denn wir haben in der Dunkelheit gegen sie gekämpft: Du wirst niemals die fraglichen Drachen wiedererkennen, und es ist ja nicht so, dass alle in gleicher Weise an dem Angriff auf uns beteiligt waren. Ich wage zu behaupten, dass es viele Drachen dieser Sorte gibt, die noch nie von uns gehört haben. Wenn du jemanden zur Verantwortung ziehen willst, dann doch wohl eher die Inka oder noch besser Napoleon, denn ich nehme an, dass die Inka ihre Drachen auf sein Geheiß hin auf uns gehetzt haben. Aber vor allem: Du bist doch selber noch nicht wieder richtig bei Kräften: Nimm lieber noch ein paar Happen von dieser Kuh.«
Verdrossen langte Iskierka zu, während Temeraire den Kopf über eine Karte beugte. Sipho zeichnete sie nach seinen Angaben und nach den Hinweisen mehrerer, nicht eben kooperativ wirkender Händler, die Temeraire vorführen ließ, um sie entsprechend auszufragen.
Iskierka schluckte eine Keule runter und begann: »Dieser Wal …«
»Ja?«, fragte Temeraire gedankenverloren.
»Kann ich ihn haben?«, erkundigte sich Iskierka und beugte sich vor, um Kulingile anzustupsen. »Und deine Hälfte auch?«
»Wenn ich dafür den Kopf von deiner letzten Kuh bekomme?«, erwiderte Kulingile und schlug ein Auge auf.
»Ja, in Ordnung.« Iskierka schob ihm den Kessel hinüber.
»Wenn du möchtest. Aber was hast du damit vor?«, fragte Temeraire. »Er liegt beinahe einen halben Tagesflug von hier entfernt, und das Fleisch kann nicht mehr bekömmlich sein, denn wir haben es ja nicht haltbar gemacht.«
»Ich will nicht das Fleisch, ich will das Fett«, sagte Iskierka und beharrte darauf, dass es ihr vollkommen egal sei, ob das Fett mit Sicherheit den Geschmack des verdorbenen Fleisches angenommen habe. Temeraire verstand sie einfach nicht, bis sie am Abend des nächsten Tages zurückkam, stinkend, dreckig und triumphierend. Gierig machte sie sich über ihren Anteil an der Verpflegung her, die die Stadt ihnen nun täglich zur Verfügung stellte.
»Granby hat schon zweimal nach dir gefragt«, sagte Temeraire vorwurfsvoll und legte seine Halskrause an. »Und wenn du dich bitte gegen den Wind setzen könntest. Was um alles in der Welt hast du gemacht?«
»Ich habe den Wal verkauft«, sagte Iskierka stolz, während sie auf ihrem Schaf herumkaute. »An einige dieser Händler. Einer der Matrosen hat mir gezeigt, wie ich’s anstellen muss, und jetzt bin ich wieder reich. Und ich werde Granby einen goldenen Haken kaufen.«
»Man sollte doch meinen, dass sie solche Tricksereien langsam nicht mehr nötig hat«, sagte Temeraire zu Laurence. »Es ist natürlich nicht so, dass ich Granby etwas missgönnen würde. Aber es war immerhin mein Wal: meiner und der von Kulingile, und sie hätte ja auch etwas sagen können, wenn sie schon wusste, dass sie dafür Gold kriegen könnte.«
Er konnte seine Missgunst kaum noch unterdrücken, als er ihre Ausbeute sah. Noch dazu war er gezwungen zuzuschauen, wie Granby einige Tage später, als er endlich von seinem Krankenlager aufstehen konnte, einen wirklich prächtigen Haken überreicht bekam, der aus glänzendem Gold bestand und auf schwarzem Samt lag. Iskierka hatte Shipley als Helfer angeworben, und dieser war nun mit einem schicken Anzug aus schwarzem Stoff bekleidet und strahlte bis über beide Ohren, als er sich vor Granby verbeugte und ihm das Kästchen entgegenstreckte.
»Das Material ist viel zu weich für diesen Zweck, weißt du?«, sagte Granby, als er wieder sprechen konnte. »Also werden wir ihn für besondere Gelegenheiten wegpacken …«
»Auf keinen Fall«, widersprach Iskierka energisch, »denn daran habe ich gedacht. Deshalb ist der Haken in Wirklichkeit auch aus Stahl und nur vergoldet. Der Rest des Geldes ist für die Diamanten draufgegangen.«
»Ja, das kann ich sehen«, sagte Granby und starrte ungläubig auf die geschliffenen Edelsteine, die rings um den Schaft des Hakens in gleichmäßigen Reihen um die Wette funkelten.
»Leg ihn sofort an«, ermutigte Iskierka Granby und stieß vor lauter Aufregung weithin hörbar Dampf aus. Doch Granby klappte die kleine Kiste zu und sagte: »Nein.«
Temeraire hob seinen mürrisch gesenkten Kopf, blinzelte und hörte Granby wiederholen:
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