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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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–, hatte er alles in seinen Berichten niedergeschrieben. Es fiel ihm nun schwer zu glauben, dass seine wenigen Erfahrungen mit den Tswana ihn zu einem angemessenen Botschafter für Ihre Lordschaften machen sollten.
    Als er diese Bedenken äußerte, erwiderte Hammond: »Ich denke – will sagen, ich habe gehört –, dass Seine Hoheit, der Herzog von Wellington es für ratsam hält …«
    »Es würde mich sehr erstaunen zu hören, dass Wellington mir selber oder Temeraire gegenüber irgendwelche anderen Gefühle als ausgesprochene Abneigung hegt«, warf Laurence ein.
    »Nun ja«, sagte Hammond, »soweit ich das verstanden habe, deutete er an …«
    Hammond versuchte noch eine Weile, um den heißen Brei herumzureden, doch schließlich ließ er sich dazu hinreißen, Wellingtons genaue Worte wiederzugeben, die Laurence weitaus plausibler erschienen. Anscheinend hatte Wellington die Ansicht geäußert, dass Laurence und Temeraire die einzigen beiden seien, bei denen die vage Hoffnung bestünde, sie könnten eine Bande unkontrollierbarer Drachen zur Räson bringen. Allerdings müsste man jemanden mitschicken, der ein Auge darauf hätte, dass sie bei dem ganzen Vorgang nicht drei Viertel der Kolonie abtreten würden.
    »Ich bin mir sicher, wir würden ganz hervorragende Botschafter abgeben«, mischte sich Temeraire ein und bedachte Laurence mit hoffnungsvollen Blicken. »Auch wenn sich Wellington vielleicht wenig respektvoll über uns geäußert hat. Nicht, dass ich seinerzeit nicht ausgesprochen ärgerlich auf die Tswana gewesen wäre, denn schließlich hatten sie kein Recht, dich zu entführen, Laurence. Aber man darf nicht vergessen, dass ihr eigenes Volk in die Sklaverei verkauft wurde, und ich bin mir sicher, dass auch die Tswana vernünftig sein können. Ich weiß nicht, warum wir ihnen nicht auf der Stelle entgegenkommen können und ihnen ihre Leute zurückbringen, die ihnen gestohlen worden sind.«
    »Ähem«, bemerkte Hammond unbehaglich, »ja, nun denn, natürlich dürfen die Interessen unserer Alliierten nicht vergessen werden … Und dann sind da noch die Schwierigkeiten, Einzelpersonen aufzuspüren … Und natürlich wären da noch die Haltung der Regierung … die Besitzrechte …«
    »Oh! Besitzrechte! Wie kann man denn so etwas Absurdes von sich geben«, ereiferte sich Temeraire. »Wenn ich mir eine Kuh hole, um sie zu fressen, sobald niemand zusieht, dann würden Sie das zu Recht als Diebstahl bezeichnen. Und wenn ich die Kuh dann Kulingile überlasse und dafür einige Opale von ihm erhalte, dann würden Sie wohl kaum behaupten, er habe nun irgendwelche Besitzrechte erworben, da bin ich mir sicher. Und das gilt noch viel mehr, wenn er die ganze Zeit über sehr genau wusste, dass es sich zum Zeitpunkt der Überlassung nicht um meine eigene Kuh gehandelt hat.«
    Auf Hammonds Gesicht zeichnete sich der gequälte Ausdruck ab, den Laurence von ihrer ersten gemeinsamen Mission in China her kannte. Laurence konnte nicht anders und fragte sich amüsiert, ob Hammond nicht sehr schnell voller Reue zu der Einsicht kommen würde, dass die Zeit offenbar die Erinnerung an ihre Differenzen in der Vergangenheit hatte verblassen lassen. Vermutlich dürfte er sich schon bald verwünschen, dass er sich, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, offenbar freiwillig dazu bereit erklärt hatte, der Mann zu sein, der Temeraire und ihn beim vorgeschlagenen Unterfangen an der kurzen Leine halten sollte.
    Laurence für sein Teil war sich vollkommen sicher, dass die Anzahl der Sklaven, die in einer solchen Aktion, wie sie Temeraire im Sinn hatte, zurückgeschifft würden, die Tswana keineswegs zufriedenstellen würde. Selbst wenn sich die Portugiesen bereit erklärten, ihre Sklaven wieder freizulassen, konnten sie die Toten, die der grausamen Arbeit in den Minen und auf den Plantagen oder der Hoffnungslosigkeit ihrer Gefangenschaft zum Opfer gefallen waren, nicht wieder lebendig machen. Er konnte sich auch nicht vorstellen, selber Kontakt zu den Sklavenbesitzern aufzunehmen, was Hammond hätte wissen müssen. Selbst wenn er es nicht von Laurence selbst erfahren hatte, dann hätte ihm der Ruf seines Vaters bekannt sein sollen: Lord Allendale war schon seit Langem ein leidenschaftlicher Verfechter der Abschaffung der Sklaverei.
    »Augenblicklich ist nichts dergleichen geplant«, protestierte Hammond. »Ich würde allerdings so weit gehen zu behaupten, dass die Portugiesen bereit sind … sich unter den gegebenen Umständen eine gewisse

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