Drachengold: Roman (German Edition)
ihn anblickte, murmelte er: »Man hat uns zugesagt, dass wir nicht arbeiten müssten, Sir«, sagte er, »und uns viel Gold versprochen und Frauen. Aber dann habe ich an meine alte Mum gedacht und wie sie dann so alleine zurechtkommen soll …«
»Nun, Mr Griggs«, sagte Laurence mit finsterer Miene, »ich werde Sie nicht als einen Deserteur ansehen, denn schließlich haben Sie es sich ja gerade noch rechtzeitig vor unserer Abreise überlegt. Aber Sie werden sich nicht noch einmal aus diesem Lager hinausbewegen, solange wir hier sind. Mr Ferris, bitte fahren Sie fort.«
»Sir, ich wollte sie wieder zur Vernunft bringen«, sagte Ferris, »und ich habe mit diesem Burschen gesprochen, dem ehemaligen Fremdenführer des Missionars, und ihn gefragt, was das alles zu bedeuten habe. Dann habe ich ihm erklärt, was unsere Drachen davon halten werden. Daraufhin hat er geantwortet, dass die Männer nicht zurückwollen und dass es ungerecht wäre, sie dazu zu zwingen. Wie es denn wäre, wenn wir im Austausch einige Geschenke annehmen und unsere Leute dafür dalassen würden. Schließlich bot er mir Leder an. Und …« Er machte eine Pause, und mit einem kurzen, hilflosen Achselzucken fuhr er dann fort: »Sir, ich habe mich gefragt: Welchen Sinn hat es, sie zurückzuholen, wenn …«
»… wenn man sie stattdessen zu unserem Vorteil verschachern kann?«, fragte Laurence. Ferris biss sich auf die Lippe, erwiderte aber nichts.
»Laurence«, sagte Granby, der einen weiteren Korb geöffnet hatte und sich das Leder durch die Finger gleiten ließ. »Ich will mich auf keinen Fall mit dir darüber streiten, wie mit den Matrosen umzugehen ist. Aber ich kann dir verraten, dass ich, verdammt noch mal, diesen Handes mit Kusshand gegen sechs Körbe voll Leder eintauschen würde. Ich finde, wir können von Glück sagen, dass wir jemanden gefunden haben, der ihn uns für diesen Preis abnimmt. Wir könnten ihn doch dalassen und nur Yardley zurückholen.«
»Was Handes angeht, kann ich nicht widersprechen«, mischte sich Temeraire ein, der wohlwollend den Korb beschnüffelte. »Und wollten wir ihn nach dem nächsten Kriegsgericht nicht ohnehin aufhängen? Aber Laurence, ich verstehe natürlich deine Sicht der Dinge: Wir können es nicht zulassen, dass fremde Drachen unsere Männer weglocken und glauben, sie würden damit ungestraft davonkommen. Nicht mehr lange, und sie werden es auf meine eigene Mannschaft abgesehen haben. Vielleicht sollte ich mich besser mal mit diesem Drachen unterhalten. Und wenn er lieber kämpfen möchte, dann stehe ich ihm nur allzu gerne zur Verfügung.«
Laurence fuhr sich mit der Hand durchs Haar, das schon vorher von der harten Arbeit des Tages in alle Richtungen abgestanden hatte und nun noch strubbeliger aussah. Sein Blick ruhte auf Griggs, der mit gesenktem Kopf vor ihm stand. Laurence wollte es einfach nicht in den Sinn, dass ein Mann sich Hals über Kopf und willentlich in die Sklaverei begab und sei es auch nur angesichts der ausgesprochen üppigen Verheißungen. Das war die gleiche Geisteshaltung, dachte Laurence hilflos, die Männer dazu brachte, sich selbst und ihre ganze Nation unter die Herrschaft eines Napoleon zu stellen.
Handes immerhin konnte man nicht vorwerfen, dass er sich nur aus Dummheit und blinder Gier unterwarf: Für ihn hing sein Leben davon ab, und Laurence fand keinen Gefallen daran, Männer an den Galgen zu bringen, sonst hätte er einen solchen Ausgang von Handes’ Flucht mit größerem Eifer verfolgen müssen. Dabei hatte Handes eine Bestrafung mehr als verdient …
»Ich schlage doch keineswegs vor, dass wir einen verurteilten Mann frei herumlaufen lassen«, sagte Granby. »Aber er ist ja noch nicht vor Gericht gestellt worden, und wir sind auch gar nicht seine Offiziere. Vielleicht würde ein Kriegsgericht ihn auch nur auspeitschen lassen; die Marine lässt ihre Leute manchmal damit davonkommen, wenn Flieger an dem Fall beteiligt waren – nichts für ungut, natürlich.«
»Die Marine nimmt Meuterei ganz sicher nicht auf die leichte Schulter«, sagte Laurence energisch. »Aber trotzdem: Es ist ein Unterschied, ob wir einem Mann zugestehen, hier zurückzubleiben und sein Leben in den Dienst eines anderen zu stellen – sozusagen –, oder ob wir dann auch noch eine Bezahlung dafür entgegennehmen, als wären wir bereit, unsere eigenen Leute zu verkaufen.«
»Hm, vielleicht könntest du es eher als eine Mitgift ansehen«, schlug Granby vor, und um seine Mundwinkel herum zuckte es
Weitere Kostenlose Bücher