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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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tut.«
    »Doch, das tut sie«, knurrte Kulingile. »Caesar hat mir in Sydney erzählt, dass alle Kapitäne auf einer Liste stehen, und die Namen werden in der Reihenfolge ihrer Ernennung dort eingetragen. Also steht Demane in der Liste vor Laurence.«
    »Und Granby kommt vor ihnen beiden.« Selbstgefällig goss Iskierka noch weiteres Öl ins Feuer, und mit Temeraires zornig aufgestellter Halskrause sahen die drei aus, als würden sie sich jeden Augenblick an die Gurgel gehen.
    »Kapitän Laurence ist wieder mit dem Datum seines ursprünglichen Kapitänspatents in den Dienst zurückgekehrt«, rief Hammond, der sich von seinem eigenen Platz am Feuer erhoben hatte, um sich in den schärfer werdenden Streit einzumischen. Als die Drachen zu ihm hinübersahen, fügte er eilig hinzu: »Wenn ich mich nicht irre, Kapitän, dann sind Sie doch schon in Ihren Zeiten bei der Marine zum Kapitän ernannt worden, nicht wahr?«
    »Also dann kommt Laurence zuerst, und zwar mit einigem Abstand«, sagte Temeraire mit tiefer Befriedigung, und Kulingile gab sich sofort störrisch und eingeschnappt. So hatte sich die Situation nur noch verschlimmert, und das aus einem an sich nichtigen Anlass. Laurence selbst hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sich danach zu erkundigen, an welcher Stelle auf der Liste der Admiralität er denn nun stand, was ihm sogar noch bedeutungsloser als die höfliche Geste seiner formalen Wiedereinsetzung erschien.
    »Dessen ungeachtet«, fuhr Laurence deshalb fort, »bitte ich Sie, Kapitän Demane, in aller Form um Entschuldigung. Es ist vollkommen richtig, dass ich mit Ihnen nicht so gesprochen habe, wie es sich bei einem Kapitänskameraden gehört hätte. Ein Duell ist im Corps nicht erlaubt, deshalb hoffe ich, Sie nehmen meine Bitte um Verzeihung an.«
    »Oh«, sagte Demane ratlos, denn ihm war nun aller Wind aus den Segeln genommen. »Ich will gar nicht … Ja, Sir, natürlich«, stammelte er ob so viel ungewohnt förmlichen Geredes und warf dann einen Blick zu Emily, die eilig wegsah. In diesem Moment wurden sie von Gong Su unterbrochen, der zum Abendessen rief. Nachdem die Mahlzeit eingenommen war, ging Demane betont unbeschwert zu Kulingile und setzte sich zu ihm. Er schlief zwischen den Vorderläufen seines Drachen, anstatt sich auf Nahrungssuche zu begeben, wie er es sich in den letzten Nächten ihrer Reise zur Gewohnheit gemacht hatte.
    Laurence hatte erwartet, eine ganz ansehnliche Siedlung am Titicacasee vorzufinden, allein aus dem ausgeklügelten Verlauf und der bloßen Anzahl der gut gepflegten Straßen zu schließen, aber seine Erwartungen konnten nicht mit dem Anblick mithalten, der sich ihnen bot, als sie schließlich das blaue Gewässer entdeckten. In einiger Entfernung von den Ufern breitete sich eine riesige Stadt vor ihnen aus, in deren Zentrum sich ein höher gelegener Marktplatz befand, eingefasst von riesigen, kunstvoll gefertigten Statuen. Ringsherum gab es seltsame, mit Wasser gefüllte Becken.
    »Ist dies Ihr Zuhause?«, fragte Laurence Taruca, als sie näher kamen. »Vor uns liegt eine Stadt aus rotem Stein.«
    Taruca schüttelte den Kopf. »Nein, das ist Tiwanaku, aber dort lebt jetzt niemand mehr.« Als sie über die Stadt hinwegflogen, sah Laurence, dass die breiten Straßen verlassen waren und der große Tempel – denn dafür hielt er das Bauwerk – leer stand. Die Felder waren braun und vertrocknet.
    Sie setzten ihren Weg zum See fort, den Laurence als Binnenmeer bezeichnet hätte. Er erstreckte sich schier endlos, wurde von hohen Bergen gesäumt und war leuchtend und beinahe unnatürlich blau. Auf den Inseln im See waren Dörfer zu erkennen, und auf der größten von ihnen, die beinahe vollständig von angelegten Terrassen umrandet war, gab es sogar mehr als nur eine Siedlung.
    Taruca dirigierte sie zum südlichen Ende dieser Insel, wo sich ein breiter, von stufenförmigen Plateaus geprägter Hügel erhob; einige Speicherhäuser drängten sich an seinem Fuße. Auf dem Gipfel war ein großer Platz zu erkennen, auf dem ein wirklich riesenhafter Drache schlief. Er war sogar noch länger als Kulingile und kam wohl auch vom Gewicht an ihn heran, wobei das bei seinen Federschuppen schwer zu beurteilen war. Diese waren am Schaft von grellem Orange und Lila, verloren aber nach außen hin die Farbe und waren an den Enden beinahe grau. Als Temeraire und die anderen vor dem Drachenweibchen landeten, öffnete es seine Augen, die milchig vom Alter waren.
    Sofort nach ihrer Ankunft

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