Drachengold
dazu, noch stärker die hiesigen Wertevorstellungen zu übernehmen. Abgesehen von diesen Ãberlegungen würde ein längerer Aufenthalt hier ganz sicher damit enden, dass sich die Anzahl der mitreisenden Männer weiter verringern würde. Während der Nacht hatten drei Männer versucht, sich davonzustehlen, und als die Drachen schlieÃlich für die Abreise beladen wurden, war Laurence gezwungen gewesen, darüber hinwegzusehen, dass es trotz aller Anstrengung von Forthing zwei weiteren Matrosen gelungen war zu desertieren. Laurence musste das ignorieren, denn ansonsten würden sie es wohl nie schaffen aufzubrechen: Würden sie versuchen, die Vermissten ausfindig zu machen, würden sich unterdessen die nächsten Männer aus dem Staub machen.
»Laurence«, sagte Temeraire stirnrunzelnd, als sie einige Stunden später landeten, um ihren Durst zu löschen. »Irgendetwas stimmt nicht. Uns fehlen zwei Matrosen.«
Also hatte Temeraire es mit beinahe zweihundert Männern in seinem Bauchnetz bemerkt, dass zwei fehlten, obwohl er vorher nicht viel Aufhebens um diese Mitreisenden gemacht hatte. Zwar hatte er seine Lieblinge innerhalb der Mannschaft, aber bis vor sehr kurzer Zeit hatte er die Matrosen eher verachtet, als sie besonders wertzuschätzen.
»Nun, es macht mir nicht allzu viel aus«, sagte Temeraire, als Laurence ihn von der Unmöglichkeit überzeugt hatte, umzudrehen und nach den Deserteuren zu suchen. »Sie gehören genau genommen ja nicht zu meiner Mannschaft, und ich denke, wir hätten uns zu Hause in England ohnehin von ihnen getrennt.« Er lieà diese Bemerkung wie eine Frage klingen und beobachtete Laurenceâ Reaktion; als dieser nickte, seufzte Temeraire. »Laurence, glaubst du, dass wir je wieder eine vollständige Besatzung haben werden, wenn wir zurück sind? Es würde mir gefallen, wieder regelmäÃig ordentlich abgeschrubbt zu werden, und ich fände es auch schön, wenn mein Geschirr wieder richtig sitzen würde und gepflegt und geschmeidig wäre.«
Er war mit seinem Verlust wieder etwas versöhnt, als er entdeckte, dass Curicuillor sie überreichlich mit Vorräten ausgestattet hatte und ihm sogar ein Paar Silberreifen als Geschenk mitgegeben hatte. Laurence kostete es einige Mühe, ihn davon abzubringen, dass man diese sofort durch seine Flügel-Enden stechen sollte. »Ich fürchte, damit könntest du in der Schlacht zu leicht irgendwo hängen bleiben«, sagte Laurence.
»Ich bin sicher, das könnte ich vermeiden«, sagte Temeraire, »aber es ist leider so, dass ein einziges Paar nicht besonders beeindruckend aussieht. Wenn wir das nächste Mal ein Schiff aufbringen, dann können wir mit dem Prisengeld ja vielleicht ein ganzes Dutzend für mich kaufen, dann würde es auch etwas hermachen.«
»Du würdest aussehen wie eine Tänzerin in Covent Garden«, sagte Laurence seufzend und warf Granby einen verzweifelten Blick zu.
»Bei mir solltest du dich besser nicht beklagen«, brummte Granby und seufzte ebenfalls.
Der Frühling war kalt, aber erfrischend, und sie flogen den restlichen Tag über Land, auf dem sich das Gras im Wind wiegte. Sie sahen unter sich riesige Herden wilder Vikunjas und vereinzelte Dörfer: Churki führte sie an, und die Patrouilledrachen unternahmen keinerlei Versuche, sie zu überprüfen. Churki hatte das gleiche orange-lilafarbene Schuppenkleid wie ihre Mutter, und auch wenn sie nicht ganz so groà wie sie war, konnte sie doch mit jedem Königskupfer mithalten. Sie war gut zwanzig Jahre alt, wie sie Hammond mitgeteilt hatte. »Bis letztes Jahr war ich in der Armee«, sagte sie und lieà einen Blick auf Hammond ruhen, den man nur als beunruhigend bezeichnen konnte. »Und ich habe viele Ehrungen bekommen. Dann bin ich nach Hause zurückgekehrt und habe von meiner Mutter gelernt, wie man einen Ayllu bewirtschaftet und führt, ehe sie in die andere Welt geht. Ich bin jetzt bereit, meinen eigenen Ayllu zu gründen. Und schon bald werde ich damit beginnen, mir meine Leute zusammenzusuchen.«
Sie hielt kurz inne, dann fügte sie hinzu: »Habe ich das recht verstanden, dass Sie selbst nicht richtig zu Temeraires Ayllu gehören? Und ebenfalls nicht zu Iskierkas oder Kulingiles?«
»Ich müsste mich eigentlich geschmeichelt fühlen«, sagte Hammond zu Laurence, »aber ich hoffe, dass es mir nicht
Weitere Kostenlose Bücher