Drachengold
einmal die Hälfte der Zeit brauchen, wenn wir während des Fluges nicht dauernd nach Wasser Ausschau halten müssen.«
»Na schön. In Ordnung. Und sag Iskierka, dass sie sich benehmen soll und dass ich heute Nacht wieder auf den Balkon herauskommen werde«, sagte Granby. Damit lieà er sich in die Kissen zurücksinken, während ihm bereits die Augen zufielen. Laurence tätschelte ihm die gesunde Schulter und ging wieder hinaus, wo er sofort von einem Drachen bestürmt wurde, der beinahe verrückt vor Sorge war.
»Ich bin so froh, dass du so viele von diesen Drachen getötet hast«, sagte Iskierka zu Temeraire, als Laurence seinen Bericht beendet hatte und davongegangen war, um mit dem Arzt verschiedene Fragen bezüglich der erfolgten Operation zu klären. »So froh! Ich wünschte nur, dass ich selbst welche von ihnen erwischt hätte. Vielleicht fliege ich noch mal zurück und erledige das jetzt noch. Wenn sich Granby nicht wieder erholt, dann mache ich das ganz bestimmt.«
»Das wäre völlig unvernünftig«, sagte Temeraire, »denn wir haben in der Dunkelheit gegen sie gekämpft: Du wirst niemals die fraglichen Drachen wiedererkennen, und es ist ja nicht so, dass alle in gleicher Weise an dem Angriff auf uns beteiligt waren. Ich wage zu behaupten, dass es viele Drachen dieser Sorte gibt, die noch nie von uns gehört haben. Wenn du jemanden zur Verantwortung ziehen willst, dann doch wohl eher die Inka oder noch besser Napoleon, denn ich nehme an, dass die Inka ihre Drachen auf sein Geheià hin auf uns gehetzt haben. Aber vor allem: Du bist doch selber noch nicht wieder richtig bei Kräften: Nimm lieber noch ein paar Happen von dieser Kuh.«
Verdrossen langte Iskierka zu, während Temeraire den Kopf über eine Karte beugte. Sipho zeichnete sie nach seinen Angaben und nach den Hinweisen mehrerer, nicht eben kooperativ wirkender Händler, die Temeraire vorführen lieÃ, um sie entsprechend auszufragen.
Iskierka schluckte eine Keule runter und begann: »Dieser Wal â¦Â«
»Ja?«, fragte Temeraire gedankenverloren.
»Kann ich ihn haben?«, erkundigte sich Iskierka und beugte sich vor, um Kulingile anzustupsen. »Und deine Hälfte auch?«
»Wenn ich dafür den Kopf von deiner letzten Kuh bekomme?«, erwiderte Kulingile und schlug ein Auge auf.
»Ja, in Ordnung.« Iskierka schob ihm den Kessel hinüber.
»Wenn du möchtest. Aber was hast du damit vor?«, fragte Temeraire. »Er liegt beinahe einen halben Tagesflug von hier entfernt, und das Fleisch kann nicht mehr bekömmlich sein, denn wir haben es ja nicht haltbar gemacht.«
»Ich will nicht das Fleisch, ich will das Fett«, sagte Iskierka und beharrte darauf, dass es ihr vollkommen egal sei, ob das Fett mit Sicherheit den Geschmack des verdorbenen Fleisches angenommen habe. Temeraire verstand sie einfach nicht, bis sie am Abend des nächsten Tages zurückkam, stinkend, dreckig und triumphierend. Gierig machte sie sich über ihren Anteil an der Verpflegung her, die die Stadt ihnen nun täglich zur Verfügung stellte.
»Granby hat schon zweimal nach dir gefragt«, sagte Temeraire vorwurfsvoll und legte seine Halskrause an. »Und wenn du dich bitte gegen den Wind setzen könntest. Was um alles in der Welt hast du gemacht?«
»Ich habe den Wal verkauft«, sagte Iskierka stolz, während sie auf ihrem Schaf herumkaute. »An einige dieser Händler. Einer der Matrosen hat mir gezeigt, wie ichâs anstellen muss, und jetzt bin ich wieder reich. Und ich werde Granby einen goldenen Haken kaufen.«
»Man sollte doch meinen, dass sie solche Tricksereien langsam nicht mehr nötig hat«, sagte Temeraire zu Laurence. »Es ist natürlich nicht so, dass ich Granby etwas missgönnen würde. Aber es war immerhin mein Wal: meiner und der von Kulingile, und sie hätte ja auch etwas sagen können, wenn sie schon wusste, dass sie dafür Gold kriegen könnte.«
Er konnte seine Missgunst kaum noch unterdrücken, als er ihre Ausbeute sah. Noch dazu war er gezwungen zuzuschauen, wie Granby einige Tage später, als er endlich von seinem Krankenlager aufstehen konnte, einen wirklich prächtigen Haken überreicht bekam, der aus glänzendem Gold bestand und auf schwarzem Samt lag. Iskierka hatte Shipley als Helfer angeworben, und dieser war nun mit einem schicken Anzug aus schwarzem Stoff
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