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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Novik Naomi
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frischzumachen. »Mir scheint hier alles vollkommen in Ordnung zu sein, und wir sind zum Glück schon wieder sehr nah am Meer.«
    Â»Aber es gibt niemanden, der das Vieh bewacht«, gab Laurence leise zu bedenken und bat Temeraire, in einem Bogen nach Süden zu fliegen, sodass sie unbemerkt die Stadt anvisieren konnten, während der Corcovado-Hügel verhinderte, dass man sie zu früh bemerkte. Am nächsten Nachmittag entdeckten sie endlich den wunderschönen Hafen, von dem Laurence schon so oft erzählt hatte, und unter ihnen breitete sich die Stadt aus.
    Â»Guter Gott«, sagte Hammond. Alle waren mit einem Schlag still geworden. Im Hafen lag ein riesiger Drachentransporter vor Anker, der sogar noch größer als die verlorene Allegiance war, umgeben von einigen kleineren Schiffen: sechs leichte Fregatten, mit Kanonen schwer beladen. Die Trikolore flatterte von ihren Masten.
    Der Rest der Stadt war eine einzige Wüste der Zerstörung: kaputte Häuser und verlassene Straßen, schwarz von Bränden, mit vielleicht einem Dutzend Drachen verschiedener Größen, die in den Trümmern lagen oder auf dem Schutt hockten wie Krähen. Einige von ihnen fraßen gerade Rinder, andere hatten sich wachsam um eine Art Lager aus Zelten und Verschlägen gelegt, die auf einem frei geräumten Platz in der Nähe des Hafens aufgestellt worden waren.
    Â»Das sind gar nicht alles Schwergewichte«, murmelte Temeraire vor sich hin. Er wollte keinen Anlass zur Sorge geben, aber im Stillen dachte er, es würde ziemlich schwer für sie vier werden, in einem einzigen Kampf gegen so viele zu bestehen, auch dann, wenn sich Churki entscheiden würde, an ihrer Seite zu kämpfen. Denn tatsächlich waren bei den Feinden mindestens fünf Schwergewichte zu sehen, und Iskierka war noch immer nicht wieder richtig hergestellt. »Aber dieser Rotbraune da sieht aus, als wäre er ungefähr meine Gewichtsklasse …«
    Â»Kefentse«, sagte Laurence. »Sein Name ist Kefentse.«

16
    Â»Ich bin froh zu sehen, dass Sie wohlauf sind, Kapitän Laurence«, sagte Mrs Erasmus – oder besser gesagt Lethabo, denn sie berichtete Laurence, dass sie wieder ihren Mädchennamen aus der Zeit vor ihrer Verschleppung angenommen habe. Tatsächlich erinnerte nichts mehr an die wehrlose, schweigende Frau, die Laurence damals auf seinem Weg nach Kapstadt kennengelernt hatte. Sie trug nun ein hübsches Tswana-Kleid aus bunt gemustertem Stoff und viel Goldschmuck, der sich glänzend von ihrer Haut abhob. Dies jedoch waren nur Äußerlichkeiten: Der wirkliche Unterschied lag in der Art, wie sie ihren Kopf kerzengerade hielt, in den streng zurückgekämmten Haaren, die die Narben auf ihrer Stirn nicht mehr verbargen, und in ihrem offenen Blick.
    Â»Ich hoffe, Sie kommen nicht als Feind«, sagte sie geradeheraus.
    Sie war mit Kefentse nach Rio gereist, um die Suche nach weiteren Überlebenden der Tswana auf den Ländereien hier zu organisieren. Brasilien war das Ziel beinahe aller Sklavenschiffe gewesen, die ihre menschliche Fracht aus den Städten der Tswana geraubt hatten, ehe die neu aufgestellte Armee der Tswana sich gegen die Sklavenhäfen Afrikas erhoben hatte und der Handel eingedämmt worden war. Sie selbst war als blutjunges Mädchen aus ihrem Zuhause gerissen, hierhergebracht und in die Sklaverei verkauft worden. Nur durch großes Glück war es ihr vergönnt gewesen, am Leben zu bleiben, um ihre Freiheit wiederzuerlangen und schließlich in ihr Heimatland zurückkehren zu können. Doch die Zahl der Überlebenden wie sie konnte nicht sehr groß sein: Abgesehen von der entsetzlich hohen Sterblichkeitsrate während der Überfahrt im verdreckten Frachtraum eines Sklavenschiffes, waren jene Männer, Frauen und Kinder, die Brasilien lebend erreicht hatten, zum großen Teil zu harter Arbeit gezwungen worden und hatten im mörderischen Dschungel gerodet oder auf den Feldern Zuckerrohr geerntet.
    Â»Lethabo, Sie müssen doch wissen, dass Sie für Napoleon nur Mittel zum Zweck sind«, sagte Laurence, »was am Ende dazu führen wird, dass ein größerer, und nicht ein kleinerer Teil der Welt unterworfen und unterdrückt leben wird. Napoleon hat die Sklaverei in den französischen Kolonien keineswegs abgeschafft, sondern noch ausgeweitet, das ist eine Tatsache. Haben Sie denn durch diesen Angriff wirklich so viele

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