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Drachenjagd

Drachenjagd

Titel: Drachenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Zuber
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doch verlaufen solltest, folgst du einfach dem Gestank, deine Nase wird dich unweigerlich zu ihm führen.«
    Nach seiner heruntergeleierten Ansprache wendete sich der alte Morten demonstrativ seinem Bier zu, Aidan war entlassen.
    »Danke«, sagte er dem Alten und erhob sich, doch er bekam keine Antwort mehr. Morten starrte nur noch ausdruckslos in die Tiefen seines Glases, als ob dort unten irgendwo die Lösung für seine Rachepläne verborgen wäre.
    Der Wirt führte den gähnenden Aidan in ein Zimmer, wenn man es denn mit dieser Bezeichnung ehren wollte. In Symalia übernachteten selbst die Pferde luxuriöser, aber das machte Aidan nichts aus, er war viel zu müde. Kaum dass sein Kopf den strohgefüllten Sack berührte, der als Kissen diente, schlief er ein.
    Er träumte von furchterregenden schwarzen Drachen mit rot glühenden Augen.

Der Lindwurm
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Kapitel 3
     
    Am nächsten Morgen erwachte Aidan sehr früh, noch bevor die Sonne ihre ersten zögerlichen Strahlen in das schlafende Tal schickte. Zum ersten Mal seit vielen Nächten fühlte er sich ausgeruht und guter Dinge. Er war voller Tatendrang - heute würde sein großer Tag werden, der Tag des Ruhmes, auf den er so lange gewartet hatte.
    Vor seiner Tür stand ein Kübel mit eiskaltem Wasser, der Wirt musste es frisch aus dem Brunnen gepumpt haben. Aidan wusch prustend das Gesicht und band das widerspenstige Haar zu einem Zopf, damit es ihm nicht störend ins Auge fallen konnte. Dann legte er seine Rüstung an. Erst das weiche Leinenhemd, darüber den funkelnden Mithrilpanzer und zuletzt Lederrüstung, Stiefel und einen verstärkten Lederhelm. Die Scheide mit dem Zweihänder schnallte er auf den Rücken, zog das Schwert ein Stück weit heraus, um sicherzugehen, dass es locker saß, und schob es wieder zurück.
    Derart gerüstet warf er einen letzten prüfenden – und selbstzufriedenen - Blick in den verstaubten Spiegel und stieg fröhlich pfeifend die Treppe hinunter in den Schankraum. Der Raum war um diese Zeit beinahe leer, nur der Wirt hantierte klappernd in der Küche herum und der Nordländer lag hingebungsvoll schnarchend mit dem Kopf auf dem Tisch, wahrscheinlich schon seit dem gestrigen Abend.
    Ein unangenehmer, säuerlicher Geruch hing in der Luft. Aidan trat ans Fenster und zog es einen Spalt weit auf, um die frische Morgenluft einzulassen.
    »Guten Morgen, Drachentöter«, begrüßte ihn der Wirt mit einem angedeuteten Schmunzeln in den Mundwinkeln.
    »Guten Morgen«, gähnte Aidan zurück, ohne den Spott zu beachten, und setzte sich an den Tisch, an dem ein mageres Frühstück aus Rührei und Brot auf ihn wartete. Der Wirt schien geahnt zu haben, dass Aidan früh aufbrechen wollte.
    »Lass dir deine Henkersmahlzeit schmecken, mein Junge«, brummte er und verschwand prompt wieder in der Küche.
    Aidan war sich nicht sicher, ob der Wirt ihn aufzog, oder ob er es ernst meinte. Dessen ungeachtet schlang er das Essen gierig hinunter, verabschiedete sich ohne große Worte zu verlieren und verließ die Taverne.
    »Ethelas?«, rief Aidan verdutzt und starrte auf die leere Tränke. Wo war sein Pferd geblieben? Einen Moment glaubte er, dass der Drache das arme Tier geholt hatte, da hörte er leises Schnauben und Trappeln aus einem Holzschuppen neben der Taverne. Erleichtert rannte Aidan zu dem Schuppen und riss die Tür auf. Er schlang die Arme um den Hengst, der aufgeregt wieherte, da er Aidans Anspannung spürte. Innerlich dankte Aidan dem Wirt dafür, dass er das Tier versorgt hatte. Er selbst hatte es am vorigen Abend völlig vergessen, wofür er sich jetzt schämte.
    Aidan sattelte sein Pferd mit geübten Handgriffen und führte es an den Zügeln aus dem Schuppen. Ethelas war das einzige Tier im Stall, wo waren die anderen? Genau genommen hatte Aidan bei seiner Ankunft auch keine Tiere gesehen, weiterhin keine Ställe, in denen man sie unterbringen könnte.
    War Ethelas das einzige Pferd in Schwarzholm? Er war sich nicht sicher, aber trotzdem stimmte etwas nicht mit diesem Ort. Was, das vermochte er nicht zu sagen. Das musste abwarten, an erster Stelle stand seine Begegnung mit dem Drachen, der Nemesis Schwarzholms. Geschickt schwang er sich in den Sattel und Ethelas setzte sich gemächlich trottend in Bewegung.
    Im Licht des neuen Tages konnte Aidan den Zustand des Dorfes viel besser begutachten. Es war tatsächlich sehr klein, vielleicht hundert Einwohner, höchstens hundertfünfzig mochten hier gelebt haben, selbst zu seinen längst vergangenen

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