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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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im Glaskasten eines kriminellen Sammlers von Officium-Devotionalien verschwindet.« Er sah ihr in die Augen. »Was ist Ihre Vermutung?«
    »Ich hatte keine und wusste es mir nicht zu erklären.« Silena verschwieg ihm ihre anfänglichen Überlegungen, dass er in den Anschlag verwickelt sein könnte. Ihre Hoffnung aber, Grigorij aus den Fängen des Officiums zu befreien und nicht eines Tages seine Leiche am Strand sehen zu müssen, starb ein wenig mehr. Die Angst vor dem Verlust drohte übermächtig zu werden. »Brieuc«, sagte sie mit gesenkter Stimme. »Ich flehe Sie an, mir die Wahrheit zu sagen: Sie waren nicht dort, um meinen Mann zu fangen und mich damit zur Rückkehr ins Officium zu erpressen?«
    Er starrte sie entgeistert an. »Frau Zadornova … nein!«, brach es aus ihm heraus.
    »Schwören Sie«, setzte sie nach, »schwören Sie, dass Prokop Ihnen niemals einen solchen oder ähnlichen Befehl gegeben hat!«
    »Ich bekämpfe die Geschuppten und nicht die Familien einer einstigen Drachenheiligen, die ich für ihre Taten bewundere«, gab er eindringlich zurück. »Meine Hand soll mir abfaulen, wenn nur ein Wort davon gelogen ist! Und ich schwöre, dass keiner von uns einen solchen Auftrag bekam.« Er hielt ihrem Blick stand.
    Dann gibt es keine Hoffnung mehr. Silena schluckte, stürzte ihren Tee hinunter und rang mit den Tränen. Heule nicht! Nicht vor ihm. »Sie fragten nach meiner Vermutung bezüglich der Uhr«, sagte sie heiser.
    »Ja.«
    »Jetzt würde ich sagen, dass der Dieb sie Ihnen im Auftrag der Attentäter stahl, um Sie damit zu belasten und uns gegeneinander auszuspielen.« Sie nahm ein Taschentuch hervor und schnäuzte sich. Silena merkte, dass ein Teil ihres Verstandes schon wieder einen neuen Hoffnungsschimmer suchte, um nicht an den Tod ihres Mannes glauben zu müssen.
    »Die Drahtzieher wussten um das angespannte Verhältnis und hofften, dass Sie sich auf das Officium und mich konzentrierten, anstatt anderen Spuren zu folgen.« Brieuc hob die Tasse in die Höhe, um Marie zu zeigen, dass er noch mehr Kaffee wünschte. »Das ist perfide und genial zugleich. Diese Drachenanbeter sind schlauer, als ich …«Er überlegte. »Oder haben Sie jemand anders in Verdacht?«
    »Nein. Ich bin zu der gleichen Einsicht gelangt, Großmeister.« Sie lächelte Marie zu, die Brieuc nachschenkte und ihn dabei mit gleicher Nichtbeachtung straffe, soweit sie es sich als Kellnerin erlauben durfte.
    »Sie haben die Luftschiffe vielleicht verwechselt und dachten, dass Sie an Bord sind«, spann er die Theorie weiter.
    »Oder sie haben meinen Mann absichtlich getötet, um mich zu verletzen und eine Reaktion hervorzurufen, die ihnen in die Hände spielt.« Noch immer war ihre Kehle so eng wie ein Strohhalm. Das Schlucken gelang ihr kaum.
    »Haben Sie deshalb die Akten über das ägyptische Museum gestohlen?«
    Silena brauchte einen Moment, um zu verstehen, was er meinte. »Ja. Ich habe sie überprüft, aber es sind wirklich keine Drachenfreunde. Zu schade, dass die Abwehr des Officiums nichts Konkreteres über sie hat.«
    Er sah sie eindringlich an. »Nochmals, Frau Zadornova: Ich stehe Ihnen jederzeit zur Verfügung, wenn Sie Hilfe benötigen. Ich bin nicht Prokop.« Er lächelte ihr zu und ergriff ihre Hände. »Verstehen Sie?«
    Silena atmete tief durch und beschloss, sein Hilfsangebot anzunehmen. »Ich bin auf der Suche nach Y Ddraig Goch«, offenbarte sie. »Können Sie mir über unsere britische Niederlassung Hinweise auf ihren vermuteten Aufenthalt mitteilen? Ich werde heute noch nach London fliegen.«
    Er lachte auf eine herzliche Weise, drückte ihre Finger und ließ sie los. »Da muss ich nicht einmal in London anrufen, meine Liebe. Es stand in einer englischen Zeitung, dass die Bewohner von Ruthin einen Drachenkampf verfolgt hätten. Einer beschrieb einen Geschuppten, den wir als das Exemplar identifizierten, das in Hamburg ausbrach und den chinesischen Zirkus abfackelte. Und unseren Ermittlungsbeauftragten, eine Handvoll Georgswächter und die Soldaten des Kaisers gleich mit.«
    Silena ärgerte sich. Dabei war ich doch erst in Hamburg. Wie konnte das an mir vorübergehen. »Wann war das?«
    »Vor drei Tagen. Wir haben erfahren, dass ein chinesischer Zirkus einen asiatischen Drachen eingeschmuggelt hatte, um ihn auszustellen. Angeblich sei sein Wille gebrochen worden. Die Untersuchung mündete in eine Katastrophe«, berichtete Brieuc. »Den Beschreibungen der Zeugen nach kommt nur er für die Sichtung in

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