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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Teil des Nackens oder im unteren Teil des Schädels. Sie leuchtet und besitzt wohl unerklärliche Kräfte, die man getrost als Hexerei bezeichnen kann.
    Der Sage nach verwandelt sich ein Mensch in einen Drachen, wenn er sie schluckt – allerdings muss dieses Organ dem Lung lebend entrissen werden. Hierbei raten wir zur Vorsicht.
    Doch die Beschreibungen der Drachenperle decken sich weitgehend mit den Erkenntnissen, die das Officium um die europäischen Drachensteine gesammelt hat. Denn auch sie müssen dem lebenden Drachen aus dem Kopf gerissen werden und verleihen unchristliche, ablehnenswerte Attribute, die nicht konform mit der Lehre der Kirche gehen.
    Also müssen wir davon ausgehen, dass die chinesischen Drachen bei überwiegender äußerer Andersartigkeit
    1. dennoch mit den europäischen Geschuppten verwandt sind und
    2. sie Kräfte zum Einsatz bringen können, die sie zu gefährlichen Gegnern machen.
    Wir empfehlen daher eine genauere Untersuchung der chinesischen Drachensteine.
    Klare Hinweise auf das Magieorgan eines Drachen, das in den Weltenstein umgearbeitet worden ist!, dachte Silena, als sie das Ende des Aktenauszugs erreicht hatte. Damit wusste sie nicht viel, aber immerhin mehr als die meisten Einwohner des Kaiserreichs und vermutlich auch mehr als die durchschnittlichen Europäer.
    Sie sah aus dem Fenster, trank von ihrem Tee. Da ist er ja! Sofort wurde ihr flau; die Aufregung, die sich durch die Lektüre gelegt hatte, kehrte ansatzlos und mächtig zurück. Wie fange ich es an?
    Umgeben von mehreren Männern mit Bauplänen in den Händen, trat Brieuc aus den Trümmern des Officiums durch die letzte Lücke im Bauzaun. Perfekt gekleidet mit Hut und Mantel, sah er aus, als verließe er einen Ball oder einen Empfang. Er sprach mit den Männern, nahm einen der Pläne an sich, schlenderte über den Marienplatz und studierte ihn dabei.
    Silena faltete die Zeitung zusammen und legte die Akte hinein. Ihre Hände umklammerten die Silbermünze. Ich schaffe das. Es geht um Grigorij!
    Brieuc betrat das Café und entdeckte sie sofort. Marie würdigte er keines Blickes; im Vorbeigehen gab er ihr Mantel und Hut, bestellte etwas und setzte sich zu Silena. Mit einer raschen Bewegung schob er die braunen Locken, die sich aus der Pomade befreit hatten, aus der Stirn. Den Bauplan legte er auf den Tisch. In der rechten oberen Ecke stand der Name des Planungsbüros: Voss & Voss.
    »Schön, Sie wiederzusehen, Frau Zadornova«, grüßte er sie, doch er klang gespielt freundlich. Er vermittelte ihr den Eindruck, einem aufgezwungenen und unangenehmen Treffen beizuwohnen. Dass er sie nicht mit Großmeisterin anredete, verdeutlichte, was er von ihr hielt.
    »Danke, dass Sie auf meine Nachricht geantwortet haben«, gab sie zurück und tat so, als sei sie die Ruhe in Person. Langsam legte sie die Münze auf den Tisch und verschränkte die Finger ineinander. »Neue Pläne für das Officium?«
    »Meinen Sie die Zeichnungen?« Brieuc lächelte unwillig. »Oder etwas anderes?«
    »Die Zeichnungen.« Silena gab Zucker in ihren Tee und zeigte mit dem Löffel darauf. Harmloses Geplauder brachte ihr etwas mehr Ruhe und Sicherheit. Sie konnte ihn nicht einfach an der Uniform packen und ihn mit Gewalt zum Sprechen bringen. »Wird das Gebäude aussehen wie früher?«
    »Ein Entwurf. Die Experten von Voss & Voss meinten, die Fassade könne man stehen lassen. Den Rest, die interne Struktur, müssten sie abreißen und neu hochziehen«, erläuterte er. »Über Einzelheiten darf ich nicht mit Ihnen reden, Frau Zadornova, aber das Officium Draconis wird sich bald in eine Festung verwandelt haben.« Er rollte den Plan zusammen. »Sie wollten mit mir sprechen, ließ man mich wissen.«
    »Ja…«
    Er hob unterbrechend die Hand. »Eine Frage soll ich Ihnen von Prior Prokop vorab stellen: Werden Sie dem Officium wieder beitreten, Frau Zadornova?«
    Ich wusste es. Jetzt bereitet er die Verhandlungen vor und bietet mir den Austausch von Grigorij an! Wut schoss in ihr hoch, sie ballte eine Hand zur Faust. »Das hängt davon ab.« Sie versuchte, sich um eine direkte Antwort zu drücken, um zu verhindern, dass ihr Nein die Unterhaltung beendete.
    »Von was?«
    »Sagen Sie es mir!«, presste sie hervor und löste die Finger.
    Marie brachte Kaffee und fingerlange, salzig-süße Brezenstücke, die doppelt ausgebacken und zu einer Hälfte mit Schokolade überzogen waren.
    Brieuc wartete, bis die junge Frau gegangen war. »Vor Kurzem wurde in das

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