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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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desto näher kam er auch an einen Menschenauflauf, der sich vor einer Polizeiabsperrung drängte. Er wurde langsamer und fluchte leise: Genau in dem Haus, wo sich seine Informanten befanden, schien sich ein Verbrechen abgespielt zu haben.
    M näinai de! Das wird Läozi nicht gefallen. Er mischte sich unter die Leute, hörte zu und versuchte, aus dem Holländischen schlau zu werden. Da es glücklicherweise dem Deutschen ähnelte, reimte er sich zusammen, dass es einen brutalen Überfall auf die Bewohner gegeben haben musste, die er im Auftrag des Drachen hatte aufsuchen sollen. Und er staunte, als er vernahm, dass es sich dabei um vier alte, unbescholtene Schwestern namens Cornelissen handelte. Großmütter als Kontaktleute, das fand er ungewöhnlich.
    Uniformierte trugen eine Bahre mit einem Toten die schmale Treppe hinab, ein anderer Toter wurde die engen Stufen der Bedienstetenwohnung hinaufgeschleift. Zimperlich war man im Umgang mit den Leichen nicht.
    Wu Li hörte, dass bereits zwei hinausgebracht worden waren. Er sah die jungen Gesichter der Angreifer und die Schussverletzungen an ihren Körpern, die von Schrotladungen herrührten. Sehr viele Männer, um alte Damen zu berauben.
    Wu Li beschloss, mehr über den Vorfall in Erfahrung zu bringen. Er machte einen der Polizisten hinter der Absperrung auf sich aufmerksam.
    »Verzeihung«, sagte er auf Deutsch. »Verstehen Sie mich?« Der Mann nickte, auch wenn man ihm die Verwunderung ansah, dass ihn ein Chinese in dieser Sprache anredete. »Ich möchte zu den Schwestern Cornelissen.«
    »Aus welchem Grund?«
    »Eine Nachricht aus der Reinigung.«
    »Das geht jetzt nicht. Es sind schreckliche Morde geschehen. Drei der alten Damen sind tot. Das Letzte, was die Überlebende braucht, ist eine Nachricht aus der Reinigung.« Der Polizist musterte ihn.
    Tot? »Es ist aber wichtig, tä mäh
    Der Polizist machte eine scheuchende Bewegung. »Fall mir nicht auf die Nerven.«
    Wu Li bat um Stift und Papier. »Bringen Sie der Frau Cornelissen bitte die Nachricht, damit sie weiß, dass ich hier war.« Er schrieb den Namen seines Herrn darauf. »Sagen Sie ihr, dass ich noch eine halbe Stunde warte und sonst morgen wiederkomme.«
    Grummelnd nahm der Uniformierte das Blatt entgegen und ging ins Haus.
    Wu Li glaubte nicht an einen Zufall. Hat man herausgefunden, was Läozi plant? Wer steckt dahinter?
    Es dauerte nur wenige Minuten, und der Polizist erschien auf der Treppe, deutete auf ihn und winkte ihn zu sich. »Schwing deine gelben Beine.«
    Für die unentwegten Unfreundlichkeiten hätte er den Polizisten gerne büßen lassen, aber er hielt sich zurück. Persönliche Gekränktheit spielte keine Rolle.
    Er duckte sich unter der Absperrung hindurch, ging die Stufen hinauf und folgte dem Mann, der ihn in die Stube der Geschwister brachte. Dort saß eine ältere Dame in einem geblümten Kleid vor einer Kaffeekanne, eine Flasche Weinbrand stand neben ihrer Tasse. Sie wirkte klein und verloren auf dem Sofa. Drei weitere Gedecke verrieten, was vor dem Überfall geschehen war: eine harmlose Runde bei Kaffee und Kuchen.
    Wu Li zog die Mütze von den kurzen schwarzen Haaren und trat näher. »Mein Beileid«, sagte er. »Ich weiß, dass es Ihnen schwer…«
    »Wir haben alle russischen Bastarde erledigt«, sagte sie grimmig lächelnd und leerte die Tasse in einem Zug. Er hatte gesehen, dass Alkohol darin geschwommen war. Die Dame war bereits angetrunken, der Schock kam noch hinzu. »Wir haben unseren Keller verteidigt, Wu Li. Mit Schrotflinten haben wir sie kaltgemacht und verjagt.« Sie kicherte und schenkte sich nach. »Sie auch?«
    »Nein, danke, Frau Cornelissen.« Er setzte sich ihr gegenüber. »Was ist geschehen?«
    Sie lachte. »Ach, nicht weiter wichtig. Es betrifft Nie-Lung nicht. Nur unseren Meister.« Sie zwinkerte umständlich. »Sie wollen Florin treffen.«
    »Ja.« Er sah zur Tür, an der eben eine Bahre mit einer jungen Frau darauf vorbeigetragen wurde. Jemand breitete ein Tuch über sie, dann war sie verschwunden. »Unter diesen Umständen würde ich es normalerweise nicht verlangen, aber der Läozi hat es mir aufgetragen. Es gab bereits Ärger in Hamburg, und wir wollen kein Wagnis mehr eingehen. Er muss unbedingt mit Florin sprechen, Frau Cornelissen.«
    »Jetzt geht das nicht«, schnarrte sie und trank wieder von dem Weinbrand. »Erjagt gerade einen von ihnen durch die Grachten.«
    »Es soll nicht bei helllichtem Tage geschehen. Heute Nacht. Außerhalb von Amsterdam, damit

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